Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 25. Jän 2016 · CD-Tipp

David Bowie: ★ (Blackstar)

Look up here, I’m in heaven/ I’ve got scars that can’t be seen / I’ve got drama, can’t be stolen / everybody knows me now“ – die Anfangszeilen des Songs „Lazarus“ aus David Bowies 25. und letztem Studioalbum „Blackstar“, das zu seinem 69. Geburtstag nur zwei Tage vor seinem Todestag, dem 10. Jänner 2016, erschienen ist, klingen fast schon gespenstisch. Vor allem aber belegen sie, dass Bowie bis zuletzt der absolute Spezialist in Sachen Selbstinszenierung war, dass er bis zum Schluss aber schon gar nichts dem Zufall überließ.

Selbst die graphische Gestaltung der eigentlich mit betitelten Produktion dient perfekt zur Illustration des Todes als Gesamtkunstwerk. Speziell die völlig in Schwarz gehaltene Vinyl-Version ist ein Meisterwerk, sogar der Text ist in schwarzer Lackschrift auf schwarzen Untergrund gedruckt. Das Feuilleton überschlug sich in Huldigungs- und Hintergrundartikeln, selbst Qualitätsmedien rückten den „Thin White Duke“ auf die Titelseite, denn hier ging es um eines der ganz großen stilbildenden und einflussreichen Originale im Pop/Rock-Business, um eine eindrucksvolle Kunstfigur, die sich stets medienwirksam permanent neu erfunden hat – man erinnere sich nur an Ziggy Stardust oder Major Tom. Der seit achtzehn Monaten krebskranke Künstler wusste, dass „Blackstar“ sein finales künstlerisches Statement sein wird, zeigte sich aber nochmals wagemutig und schielte keineswegs auf Massenkompatibilität. Denn es handelt sich hier fast durchwegs um eher sperrige, jedenfalls nicht leicht zu konsumierende Musik, die Bowie mit Hilfe seines Langzeit-Produzenten Tony Visconti von den Jazzmusikern Donny McCaslin am Saxophon, Ben Monder an der Gitarre, Jason Lindner an Piano/Keyboards, Tim Lefebvre am Bass und Drummer Mark Guiliana rockig umsetzen ließ. Das hat absolut nichts Nostalgisches, selbst angesichts des Todes schien David Bowie noch nach vorn zu blicken. Musikalische Stilgrenzen interessierten ihn ohnehin nie, also mischt er nicht nur im beinahe zehnminütigen Titelstück Rock-, Jazz- und Funk-Elemente mit Elektronics oder HipHop-Versatzstücken. Kendrick Lamar, Flying Lotus oder Kamasi Washington, aber auch Scott Walker wurden vom Produzenten als Einflüsse genannt, während Bowie selber überhaupt keine Statements zum neuen Album abgab. Das hat nichts von einem typischen Alterswerk an sich, sondern wirkt auf fortgeschrittene Musikliebhaber absolut spannend und erfrischend. Bowies Texte bewegen sich – ebenso wie die zur neuen Produktion gehörenden Videoclips – nach seinem Tod natürlich auf völlig neuen Deutungsebenen. Vieles wird Bowie-typisch aber wohl für immer kryptisch bleiben. Die letzten Zeilen von „Lazarus“ klingen jedenfalls versöhnlich: „This way or no way / You know, I’ll be free / Just like that blue bird /Now ain’t that just like me / Oh I’ll be free“.

(Sony Music)