Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Peter Füssl · 17. Mai 2017 · CD-Tipp

Eric Schaefer: Kyoto mon Amour

Der von Hardcore über klassische Perkussion und Jazz bis zur Neuen Musik mit allen musikalischen Wassern gewaschene Schlagzeuger und Komponist Eric Schaefer thematisiert auf seiner neuesten Produktion seine Begeisterung für Asien, vor allem für Japan, das er, wie auch Korea, schon mehrfach besuchte. „Kyoto mon Amour“ wurde von den vielfältigen Eindrücken im Verlauf eines dreimonatigen Studienaufenthaltes in der alten Kaiserstadt inspiriert: Von Zen-Meditationen, Kabuki- und Nō-Theater, alter höfischer Musik, Bergwanderungen und auch von den Kalligraphien des Shodo-Künstlers Shoshu, der auch die Cover-Art beisteuerte.

Die Kompositionen stammen zu zwei Dritteln von Schaefer, drei von japanischen Komponisten, und die Filmmusik von Georges Delerue/Giovanni Fusco zu Alain Resnais’ Nouvelle Vague-Meisterwerk „Hiroshima, mon amour“ aus dem Jahr 1959 darf natürlich auch nicht fehlen. In dieser vielfach lyrisch-melancholisch wirkenden und dennoch stets spannungsgeladenen und mit den nötigen Kanten und Ecken versehenen Mixtur aus japanischen und westlichen Elementen, Traditionellem, Jazz und zeitgenössischer Kammermusik kann sich der vor Energie und Kreativität überschäumende Schaefer voll entfalten, allerdings tut er das mit einem riesigen Einfühlungsvermögen und ohne sich jemals unangemessen in den Vordergrund zu spielen. In seinem langjährigen Weggefährten John Eckhardt am Kontrabass, dem wendigen japanischen Klarinettisten Kazutoki Umezu und der Koto-Virtuosin Naoko Kikuchi, die seit acht Jahren als Mitglied des „Ensemble Modern“ in Deutschland lebt, hat Schaefer ein Dream-Team gefunden, das wie er über einen reichhaltigen musikalischen Background verfügt, aber hörbar auch viel Herzblut in diese abwechslungs- und farbenreiche Liebeserklärung einfließen lässt. Zum Abschluss überrascht Eric Schaefer mit Maurice Ravels „Pavane de la Belle au bois dormant“ und dem Verweis auf die Japan-Begeisterung der Künstler um 1900, in deren Nachfolge er sich wohl versteht.

(ACT)