Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 09. Dez 2020 · CD-Tipp

Eels: Earth to Dora

Ist 13 eine Unglückszahl, ein Synonym für Tod und Teufel? Und wenn schon! Mark Oliver Everetts 13. Album für die mittlerweile auch schon seit 25 Jahren bestehenden Eels ist jedenfalls ein Glücksfall, denn es gelingen ihm wieder zwölf unverschämt schöne Midtempo-Songs zu manchmal durchaus unschönen Themen.

Aber Everett hat in seiner langen Karriere schon schlimmste persönliche Katastrophen wie den Krebstod seiner Mutter oder den Suizid seiner Schwester besungen, da macht sich „Earth to Dora“ mit seinem Pandemie-Song „Are We Alright Again“ vergleichsweise harmlos aus. Längst weiß der ausgewiesene Leidensmann, dass auf „Downs“ auch wieder „Ups“ folgen, dass sich auch in tristen Songs ein paar Sonnenstrahlen gut machen und dass „Gelassenheit“ mehr als ein Zauberwort im Umgang mit Schicksalsschlägen ist. Auch Witz mach sich gut, wenn Everett etwa auf den Song „I Got Hurt“ den Song „OK“ folgen lässt, der mit den Zeilen „I got hurt / So what/ That’s just how it goes / Sometimes that’s what a day will do to you“ beginnt. Fatalismus als (Über-)Lebenstrategie von einem, der weiß, wovon er singt. Seine bewährten Indie-Rock-Kumpel The Chet (Chet Lyster) und P-Boo (Mike Sawitzke) an den Gitarren, Knuckles (Derek Brown) am Schlagzeug und Koool G Murder (Kelly Logsdon) am Bass sowie das Earth to Dora Orchestra & Choir bereiten den sich geschmeidig ins Ohr schmeichelnden Melodien ein harmonisches Bett aus sanften Grooves, zeitlos schönen Harmonien, zartem Gitarren-Klimpern, Streicher-Wohlklang, sanften Bläserfanfaren und engelhaften Backgroundchören. Allein Everetts heisere, melancholisch-fatalistische, irgendwie hypnotisch wirkende Stimme lässt natürlich auch keinerlei Zweifel aufkommen, dass hinter jedem Sonnenstrahl ein Abgrund, hinter jeder Liebschaft Betrug und Enttäuschung lauern können. Auf der Vorderseite der Plattenhülle ist ein lachender Clown, hinten derselbe mit traurigem Gesicht abgebildet – für all jene, die die Botschaft bildhaft brauchen. „Earth to Dora“ steuert zwar nichts wirklich Neues zum Oeuvre der Eels bei, aber auch gute Déjà Vu-Erlebnisse können wirklich Freude bereiten.

(E-Works)