Destroyer: Have We Met
Mit dem je nach Zählweise 12. oder 13. Studioalbum taucht der unberechenbare, spanischstämmige Kanadier Dan Bejar gemeinsam mit Gitarrist Nicolas Bragg und dem für Bass, Synthies und Drum-Programming zuständigen John Collins wieder tief in die Destroyer-Welt ab, die sich seit 1996 im Indie-Rock-Pop-Genre immer wieder neu erfunden oder zumindest um überraschende Komponenten erweitert hat.
Bejar erzählt, seine teils absurden, teils ironischen, oftmals Stream-of-Consiousness-artigen Texte und nie ganz zu durchdringenden Wortspielereien vorwiegend am Küchentisch geschrieben zu haben. In dem für ihn typischen, lakonischen, manchmal brüchigen Sprechgesang – Cohen und Bowie lassen grüßen – lässt Bejar jedenfalls keine Zweifel aufkommen, dass die Welt eine düstere, beunruhigende, unsichere, von fragwürdigen Existenzen bevölkerte ist. Das kann ihn aber keineswegs davon abhalten, das emotionale Chaos auch mit wundervoll Tanzbarem aufzumischen, wobei ihm sein The New Pornographers-Kumpel Collins mit allerlei elektronischen Spielereien und Bragg mit gelegentlichen Gitarrenbreitseiten tatkräftig zur Seite stehen. Als Inspirationsquellen nennt Bejar Leonard Cohens 2001er-Album „Ten New Songs”, Art of Noise, David Sylvian, Ryuichi Sakamoto oder New Order. Aber egal ob Dream-Pop, Soft-Rock, Elektro-Pop, New Wave – in den 1980er-Jahre-Jagdgründen wird gewildert, wo es etwas zu erlegen gibt. Manches klingt gewollt fragmentarisch, aber letztlich alles nach Destroyer. Am eindrucksvollsten funktioniert das Konzept auf dem auch als Single veröffentlichten „Cue Synthesizer“, einem funky groovenden, total mitreißenden, (anti-)hitverdächtigen Desillusionierungs-Monster: „Went to America, went to Europe, it’s all the same shit.“ Destroyer und der wortgewandte Bejar vermögen aber – zum Beispiel beim Titelstück, der brodelnd heißen Soundcollage „Have We Met“ – auch völlig ohne Worte zu überzeugen.
(Dead Oceans/Merge Records)
Konzert-Tipp: Destroyer spielen unter anderem am 19.4. im Plaza in Zürich.