Agnes Obel: Myopia
Obel hat mit Ausnahme von einigen Violin- und Cellopassagen alle Instrumente und Vokalparts selbst eingespielt, abgemischt und auf unterschiedlichste Weise elektronisch verfremdet. So werden Stimme und Instrumente hinauf- oder hinuntergepitcht und verzerrt, Mellotron und Celesta werden eingesetzt oder das Klavier mit dem selten verwendeten Luthéal präpariert, wodurch man sich – irgendwie passend zur Gedankenwelt – nie sicher sein kann, ob man gerade wirklich das hört, was man zu hören glaubt. Trotz aller Lust an Soundexperimenten verselbständigen sich diese technoiden Aspekte aber nie zum Selbstzweck, sondern erhöhen die emotionale Wirkung der von nächtlichen Stimmungen geprägten Songs und Instrumentalstücke. Diese oszillieren zwischen großer Wärme und unheimlich Gespenstischem - immerhin ist die Dänin ja auch bekennender Hitchcock- und Edgar Allan Poe-Fan. Agnes Obels ausdrucksstarke Stimme nimmt gefangen, und die sich im Spannungsfeld zwischen zeitgenössischer Elektronik, Kammermusik, Minimal Music und Einaudi bewegenden, aber wie aus einem Guss wirkenden Stücke können eine unglaubliche, nahezu hypnotisch wirkende Intensität entwickeln, der man sich keinesfalls entziehen will. Faszinierend! (Deutsche Grammophon/Blue Note/Universal)
Konzert-Tipp: Agnes Obel ist unter anderem in der Wiener Arena (4.3.), in der Samsung Hall in Zürich (5.3.) und in der St. Matthäus Kirche in München (17.3.) zu sehen. www.agnesobel.com