"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Peter Füssl · 14. Mär 2016 · CD-Tipp

Avishai Cohen: Into The Silence

Mit seinem ECM-Debüt verabschiedet sich der vom Mark Turner Quartet her bestens bekannte israelische Trompeter Avishai Cohen von seinem kürzlich verstorbenen Vater. Die sechs teilweise bis zu fünfzehn Minuten langen Stücke sind zwar durch eine traumhafte elegische Grundstimmung geprägt, diese wird aber immer wieder durch spannende freie Improvisationen oder rhythmisch zupackende Passagen aufgebrochen. Cohen versinkt nicht in Trauer, er scheint aus diesem wunderbaren musikalischen Abschied vielmehr neue Kraft und Inspiration zu schöpfen.

Mit Pianist Yonathan Avishai, Tenorsaxophonist Bill McHenry, Kontrabassist Eric Revis und Drummer Nasheet Waits hat der 37-jährige Trompeter zwar schon vereinzelt in seiner Wahlheimat New York zusammengespielt, als Quintett gingen sie nun aber völlig unvorbereitet ins Studio. Meist wurden nur zwei, drei Takes der Stücke eingespielt – somit klingt alles frisch und unverbraucht und lässt auch Rückschlüsse auf die musikalische Seelenverwandtschaft der Akteure zu, die sich sozusagen auf Anhieb blind verstanden. Vom Ton her erinnert Avishai Cohen, der hervorragend mit dem Dämpfer umzugehen weiß, natürlich an Miles Davis, für dieses spannungsgeladene, zwischen großer lyrischer Zartheit und unvermittelter Attacke pendelnde Album ließ er sich aber von den Stimmungen her von der Klaviermusik Sergej Rachmaninows und von Eric Dolphys Klassiker „Out To Lunch“ inspirieren. Seine erste Platte betitelte Cohen noch mit „Avishai Cohen – The Trumpet Player“, um sich vom gleichnamigen Kontrabassisten abzuheben. Spätestens nach diesem außergewöhnlichen Album wird es den erklärenden Zusatz nicht mehr brauchen. (ECM/www.lotusrecords.at)

Konzert-Tipp: 
7.3. Jazzclub Unterfahrt, München