Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 09. Mär 2016 · CD-Tipp

GoGo Penguin: Man Made Object

Dass ein Piano-Trio Schostakowitsch und Debussy als Einflüsse bezeichnet, ist weit weniger außergewöhnlich als die Nennung von Aphex Twin, Squarepusher, Massive Attack oder Brian Eno. Das legendäre Esbjörn Svensson Trio als Ausgangsbasis ist ohnehin unüberhörbar, dennoch hatten die drei jungen Musiker aus Manchester bereits mit ihrem vor zwei Jahren für den renommierten Mercury Prize nominierten zweiten Album „v2.0“ ihren eigenen und höchst eigenwilligen Stil gefunden, den sie nun für das dritte, auf dem renommierten Jazz-Label Blue Note erscheinenden Album noch verfeinert haben.

Ein kluger Schachzug des legendären Produzenten und Label-Chefs Don Was, denn dieser genreübergreifende Mix aus Trip-Hop, Electronica, Jazz, Rock und klassischen Einflüssen wird Fans aus allen musikalischen Lagern anziehen. Gattungsdenken liegt Pianist Chris Illingworth, Bassist Nick Blacka und Drummer Rob Turner ohnehin völlig fern. Letzerer meinte, mit der Gattung Jazz sei es wie mit jener der Säugetiere – die eine umfasse alles vom Wal bis zum Hamster, die andere erstrecke sich von Ornette Coleman bis zum Bigband-Swing eines Robbie Williams und sei somit als Kategoriensystem völlig wertlos. Da beschäftigen sich GoGo Penguin doch lieber mit ausgefeilten Kompositionsmethoden, schreiben etwa alle Musik im Computer, um dann auszutüfteln, wie man die komplizierten Sounds und Rhythmen auf akustischen Instrumenten nachspielen kann. Die technisch wie an den Instrumenten gleichermaßen versierten Musiker lassen sich von hochkomplizierter Robotik ebenso inspirieren wie vom Weg, den ein Sonnenstrahl durch eine Wolkendecke findet, von Hindu-Mystik ebenso wie vom jämmerlichen nächtlichen Jaulen eines streunenden Katers. Die einprägsamen Melodien und die ausgefallenen Bassfiguren finden den Weg in die Ohren ebenso schnell, wie die rasanten Break-Beats jenen ins rhythmische Nervenzentrum. GoGo Penguin entwickeln einen mitreißenden Drive, der leicht hypnotische Dimensionen annimmt – ein berauschendes Kraftpaket, in dem sich Komplexes und Einfaches auf geniale Weise vereinen. Ein ausgefallenes Konzept, das Zukunft haben könnte.
(Blue Note/Universal)

Konzert-Tipp:
10.4. Ampere, Muffatwerk, München
6.7. Porgy & Bess, Wien