Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 10. Mär 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.3. - 17.3. 2016)

Der Spielboden Dornbirn setzt die Denis-Villeneuve-Reihe mit dem meisterhaften Thrillerdrama "Prisoners" fort. Im Kunstmuseum Vaduz steht George Clooneys packender zweiter Spielfilm "Good Night, and Good Luck" auf dem Programm.

Prisoners: Denis Villeneuve wirft in seinem meisterhaften Thriller anhand einer Kindesentführung bohrend moralische Fragen auf.
Ein Klima der Beklemmung evoziert Villeneuve durch die atmosphärisch dichte  Einbettung der Handlung in eine winterlich kalte Kleinstadt in Pennsylvanien. Stets grau ist der Himmel, karg die Vegetation und immer wieder regnet oder schneit es. Weitgehend auf fahle Braun- und Grautöne reduziert sind die Bilder von Kameramann Roger Deakins.
Vor diesem Hintergrund entwickelt der Frankokanadier in seiner ersten Hollywood-Produktion langsam, aber hochkonzentriert die Handlung. Kein Detail ist überflüssig, perfekt greift bei Aaron Guzikowskis Drehbuch ein Rädchen ins andere, sodass trotz der beachtlichen Länge von 150 Minuten die Spannung konstant hoch gehalten wird.
Auf Actionszenen verzichtet Villeneuve weitgehend, vertraut auf ein bis in die Nebenrollen hinein großartiges Ensemble und differenzierte Figurenzeichnung. Hier gibt es keine Schwarzweißmalerei, sondern ambivalent bleiben alle Charaktere und zunehmend verschwimmen die Grenzen zwischen Opfer und Täter. Durchaus auch als Kommentar zum „War on Terror“ der USA nach dem 11. September 2001 kann „Prisoners“ dabei gelesen werden und fragt bohrend, wie man nach so einer Grenzüberschreitung weiterleben kann, zumal wenn sich die Gefolterten als Unschuldige erweisen.
Spielboden Dornbirn:
Di 15.3., 19.30 Uhr


Good Night, and Good Look:
George Clooney erzählt in seinem 2005 entstandenen, zweiten Spielfilm von einem aufrechten Journalisten, der sich von der Kommunistenjagd McCarthys in den 1950er Jahren nicht einschüchtern lässt, spiegelt im Historischen aber auch gesellschaftspolitische Entwicklungen nach 9/11.
Brillant wird der Stil der Wochenschauen dieser Zeit kopiert. Kaum unterscheidbar vom 2005 gedrehten Film, nur grobkörniger sind die eingeschnittenen Archivaufnahmen. Das Schwarzweiß mit scharfen Kontrasten und geringer Tiefenschärfe ist das Schwarzweiß der 50er Jahre. Nicht aufwändig rekonstruiert, sondern eher dokumentarisch wiederbelebt werden hier die Frühzeit des Fernsehens und atmosphärisch dicht wird die hektische Stimmung vor und während der Sendungen evoziert. Kongenial wird dabei das Thema „Journalismus“ durch die harte und schnörkellose Bildsprache und die Reduktion auf das thematisch Relevante auf die Form übertragen.
Auf jeden optischen und dramaturgischen Firlefanz verzichtet dieser packende Medienfilm, gewinnt aber durch die Fokussierung auf Gehalt und Aussage Dichte und starken appellativen Charakter. Erst dadurch, dass sich Clooney jedem Spektakel widersetzt, wird er glaubwürdig in seinem Ruf nach politisch und sozial engagierten Medien und seiner Absage an ein Fernsehen, das nicht bildet und lehrt, sondern nur leichte Unterhaltung bietet. Wie der von David Straithern mit starker physischer Präsenz und Charisma gespielte aufrechte Journalist, der es wagt McCarthy die Stirn zu bieten, arbeitet auch Clooney aufklärerisch, bezieht Position gegen Duckmäusertum und fordert auf zur Zivilcourage.
Kunstmuseum Vaduz: Do 17.3., 20 Uhr