Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Peter Füssl · 16. Mär 2016 · CD-Tipp

Anna Ternheim: For the Young

Vier Jahre nach ihrem letzten Album „The Night Visitor“, das in Nashville unter anderem mit den Folk- und Countryrock-Legenden Matt Sweeney und Dave Ferguson aufgenommen wurde, präsentiert die schwedische Singersongwriterin Anna Ternheim nun das am Big Apple produzierte Nachfolgewerk „For the Young“ – prominenteste Contributoren sind dieses Mal kein Geringerer als Marc Ribot an der Gitarre und der geniale Multiinstrumentalist Shahzad Imaily, zumeist an den Drums.

Dennoch klingt ihr sechstes Album nicht nach New York Downtown, sondern liefert den perfekt passenden, zwischen Folkjazz, Pop und Bluesanklängen angesiedelten Sound zu Ternheims melancholischen Songs, die allerdings wie nie zuvor auch Aufbruchsstimmung offerieren. Liebesleid, Trennungsschmerz, Tiefschläge und – hört, hört, schon mit 37 Jahren! – auch das Älterwerden und das Verrinnen der Zeit sind Themen, die Ternheim mit anmutiger Zerbrechlichkeit in haften bleibende Melodien packt. Die zwölf zumeist auch von ihr zusammen mit Langzeit-Produzent Andreas Dahlbäck arrangierten Songs berühren, egal ob Fingerpicking-Gitarre in kleiner Besetzung oder ganz großes Gefühlskino mit einem 25-köpfigen Streichorchester. Mit Letzterem interpretiert sie den von ihr weitgehend entschmalzten Backstreet Boys-Jahrtausendwende-Schmachtfetzen „Show Me the Meaning of Being Lonely“ – samt special effects von Leo Svensson Sander an der singenden Säge. Das ist der einzige Cover-Song des Albums, für die Ternheim-Fans wohl ebenso verblüffend wie für die Wissenschaftsschickeria beim Banquet zur Nobelpreis-Verleihung in Stockholm, wo Anna Ternheim den Song letzten Dezember als Stargast erstmals in ganz großem Rahmen präsentierte.
(Polydor/Universal)

Konzert-Tipp:
9.4. Plaza, Zürich