Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 21. Mär 2016 · CD-Tipp

Paolo Fresu – Richard Galliano – Jan Lundgren: Mare Nostrum II

2007 schlug das Album „Mare Nostrum“ – eine wundervolle Liebeserklärung des sardischen Trompeters Paolo Fresu, des französischen Akkordeonisten Richard Galliano und des schwedischen Pianisten Jan Lundgren an das Meer als gemeinsame Inspirationsquelle – bei Kritik und Publikum hohe Wellen. 150 Konzerte in aller Welt später präsentieren die vielbeschäftigten Ausnahmekönner nun die nach demselben Erfolgsmuster konzipierte Fortsetzung.

Jeder der drei Musiker steuerte drei in hemmungsloser Schönheit schwelgende, die enormen spieltechnischen Fähigkeiten aller Beteiligten ins perfekte Licht setzende Kompositionen bei – erweitert um jeweils eine landestypische Fremdkomposition. Galliano entschied sich für Satie, Fresu für Monteverdi und Lundgren für ein schwedisches Traditional. Absolute Melodienseligkeit, gefühlvolle Stimmungsbilder, eindrucksvolle Virtuosität und ein perfekter Trioklang sind angesagt. Dass das Meer nicht als bald leergefischte Dreckkippe und brandgefährliche Todespassage für die Flüchtlingsströme thematisiert wird, dass jegliche Reibungspunkte fehlen, verwundert wenig. Hier geht es nicht um politische Fragestellungen, vielmehr ist „Mare Nostrum II“ ein lustvolles, die Sehnsucht nach dem Meer weckendes und dessen Schönheiten preisendes Nostalgieprojekt. So wird dieses Album allerdings fast schon wieder zum Statement, denn nicht anders verfahren schließlich die Millionen Urlauber, die alle unliebsamen Aspekte zugunsten des reinen Genusses auszublenden versuchen.
(ACT)