Adam Bałdych – Vincent Courtois – Rogier Telderman: Clouds
Wie etwa das Titelstück „Clouds“, lösen die von allen Beteiligten beigesteuerten Kompositionen beim Zuhörenden gerne ganz spontanes Kopfkino voller tiefgehender Emotionen, meist der angenehmen Art, aus. Schönheit wird aber nie zum Selbstzweck zelebriert und gerät dank serieller Einschübe („Early Spring“), experimentell klingender fernöstlicher Einsprengsel („In Love In Hanoi“) und permanenter, gleichermaßen virtuoser wie kreativer, manchmal durchaus überraschender Tonfindungen auch niemals in Kitschverdacht. Wie es im zeitgenössischen kammermusikalischen Jazz State of the Art ist, werden die Saiteninstrumente natürlich nicht nur gestrichen, sondern auf unterschiedlichste, einfallsreiche Arten gezupft und geschlagen. Interessante Abwechslung bringt auch Bałdychs Einsatz der etwas tiefer gestimmten Renaissancevioline. Telderman spielt – sehr subtil und banddienlich – häufig Akkordzerlegungen und überlässt es den Streichern, emotionale Highlights zu setzen. Ein wunderschönes, aber durchaus auch spannendes Album dreier Brüder im Geiste, das perfekt mit den schönsten herbstlichen Stimmungen harmoniert – und einen wenigstens für eine Stunde alle pandemiebedingten Einschränkungen vergessen lässt.
(ACT)