Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 28. Dez 2016 · CD-Tipp

A Tribe Called Quest: We Got It From Here ... Thank You 4 Your Service

Mit fünf zwischen 1990 und 1998 veröffentlichten Alben – allen voran das Debut „People’s Instinctive Travels and the Paths of Rhythms“ und „The Low End Theory“ – zählen A Tribe Called Quest zum Hip-Hop-Urgestein, wobei sie sich nie in dümmlicher Gangsta-Manier groß aufplusterten, sondern dem Conscious Rap den Weg ebneten und ihre gesellschaftspolitischen Kommentare auf intelligente Weise und in exquisite Musik eingebettet abgaben. Vielleicht ist es die Hip-Hop-Sensation des Jahres, dass sich Q-Tip (Kamaal Ibn John Fareed, geboren als Jonathan Davis), Phife Dawg (Malik Izaak Taylor), Ali Shaheed Muhammad und Jarobi White nach 18 Jahren wieder zusammenfanden, um mit „We Got It From Here ... Thank You 4 Your Service“ in einem politisch tief zerrütteten Land, in dem das Undenkbare unfassbare Realität geworden ist, das Selbstbewusstsein all jener Bevölkerungsgruppen zu stärken, die von skrupellosen Populisten ins gesellschaftliche Abseits gedrängt werden.

Auch wenn über dem Come-Back-, das zugleich als Abschiedsalbum deklariert wurde, durch den Tod von Phife Dawg, der im März dieses Jahres im Alter von 45 Jahren den Folgen seiner Diabeteserkrankung erlag, ein dunkler Schatten liegt, gelingt es den Herren aus dem New Yorker Stadtteil Queens, nahtlos auf dem hohen Niveau ihrer frühen Produktionen anzuschließen. Exzellente Rapper der jüngeren Generation erweisen dem ihnen vielfach als Vorbild dienenden Quartett ihre Reverenz durch Gastauftritte, allen voran Busta Rhymes und Kendrick Lamar, aber auch Talib Kweli, André 3000 von Outkast, Consequence oder Anderson.Paak. Bemerkenswerterweise steuerten auch Elton John und Jack White persönlich Instrumentales bei. A Tribe Called Quest liefern in den 16 Nummern eine ungeschönte Bestandsaufnahme, stecken die Finger in die Wunden, propagieren aber weder Hass noch Gewalt, sondern ermutigen, bestärken und versuchen auf positive, auch bissig-eloquente Art den Leuten, die in Schockstarre verharren, die befreiende Power zurückzugeben. Witz und Intelligenz als Gegengewicht zu dummem Populismus und Menschenverachtung. Diese Kampfansage darf man durchaus als Protest gegen Trump verstehen, sie hat aber nichts Verbissenes, sondern etwas Befreiendes – man muss nicht der Black Community angehören, um das zu spüren.

(Smi Epc/Sony)