Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Karlheinz Pichler · 25. Dez 2017 · Ausstellung

Von der subkulturellen Szene bis zur andersartigen Modefotografie - Jane Štravs in der Feldkircher Galerie 60

Die aktuelle Ausstellung in der Feldkircher Galerie 60 - in Kooperation mit dem Palais Liechtenstein - gibt einen Einblick in das Schaffen des 1965 geborenen Künstlers Jane Štravs, der zu den wichtigsten Fotografen Sloweniens zählt. Die gezeigten, hauptsächlich schwarzweißen Arbeiten decken einen Zeitraum von über 30 Jahren ab (1982-2006).

Jane Štravs hat sehr früh mit Fotografieren begonnen. Bereits als 17-Jähriger stellte er zum ersten Mal aus. Damals, 1982, hatte er enge Verbindungen zur Untergrundszene in Ljubljana, und er wurde damals zum vielleicht wichtigsten dokumentarfotografischen Kronzeugen der provokanten, künstlerisch-musikalischen Performances der weltbekannten, skandalösen und kontrovers diskutierten slowenischen Musik- und Künstlergruppe „Laibach“, die auch international gesehen einen Kultstatus erreichte.


Mit „Laibach“ im Untergrund

Laibach“ repräsentierte zu jener Zeit, als noch der Sozialismus herrschte, den musikalischen Teil des interdisziplinären Kunstkollektivs Neue Slowenische Kunst (NSK), das sie 1984 gemeinsam mit der Malergruppe „Irwin“ und der Theatergruppe Gledališče Sester Scipion Nasice (heute: Noordung) begründete. Als Untergruppen von „Laibach“ entstanden temporär die Projekte „Germania“, „Strom und Klang“, „Kraftbach“, „Peter Paracelsus“ und „300.000 Verschiedene Krawalle“. Mit dem Namen Laibach, dem deutschsprachigen, im titoistischen Jugoslawien unerwünschten Namen der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, und dem gleichzeitigen provokanten Gebrauch unterschiedlichster ideologischer, politischer und religiöser Symbolik schufen die Musiker bewusst Reibungspunkte mit der Politik. Auf Grund ihrer Affronts und Schmähungen erhielt „Laibach“ immer wieder Ausstellungsverbot, und mitunter wurde ihr Gebahren als neonazistisch angesehen. Nach dem Fall der Mauer änderte sich auch in der slowenischen Szene alles, der Underground wurde mit einem Male salonfähig.

Mit der Mappe „Laibach“ präsentiert die Galerie 60 zehn „Archival Prints“ von Štravs, in denen sich die aufreibende, rebellisch-anarchistische Zeit von 1982 bis 1984 am Vorabend der Auflösung des ehemaligen Jugoslawiens eindringlich widerspiegelt.

Modefotografie jenseits des Gewohnten

Im Anschluss an den Industrial Punk wechselte der slowenische Fotograf dann sukzessive in die Modefotografie. Allerdings unterlief er auch hier die gängigen Klischees und traditionellen Wege. Anders als etwa in der „Vogue“ und anderen Hochglanzmagazinen platziert er die Models in ungewöhnlichen Umgebungen wie etwa in armseligen Stadtvierteln oder abgerissenen Bars. Oft auch liegen die Frauen auf Treppen oder auf dem Boden, als ob sie gestürzt oder vielleicht betrunken wären. Für Štravs war und ist es immer wesentlich, auch in der „kommerziellen“ Fotografie Kritik an sozialen und gesellschaftlichen Systemen und Abläufen anzubringen.

In der Literatur wird die Art, wie Štravs fotografiert, als subversiv bezeichnet. Und er versteht es, das Wesentliche herauszufiltern. Er gilt als Meister der „Subtraktion“, ganz im Sinne des französischen Philosophen Alain Badiou, für den weniger ein Mehr bedeutet, auch im ästhetischen Sinne.

Jane Štravs: „Variety“
Palais Liechtenstein Feldkirch zu Gast in der ehemaligen Galerie 60
Bis 2.2. 2018
Do u. Fr 16-19 u.n.tel. Voranmeldung