Neue Ausstellung im KUB ab 1. Februar 2025: Precious Okoyomon, To See the Earth before the End of the World, 2022, 59th Biennale Vendedig, 2022 (Foto: Clelia Cadamuro, © Okoyomon)
Karlheinz Pichler · 15. Dez 2017 · Ausstellung

Aus Maschen gebaute Körper und Räume - Monika Supé in der Bludenzer Galerie AllerArt

In der Bludenzer Galerie allerArt präsentiert sich derzeit die deutsche Künstlerin Monika Supé mit Zeichnungen und Drahtobjekten, die den Körper und den Raum thematisieren. Es ist die letzte Ausstellung im ersten Programmjahr der neuen Galerieleiterin Andrea Fink.

Für die 1967 in München geborene Künstlerin Monika Supé ist der Raum spätestens seit ihrem Architekturstudium zum zentralen Anliegen in ihrem Werk geworden. In der Architektur werden die ersten Ideen immer unmittelbar auf Papier festgehalten. Später dann werden Modelle gebaut. Diese Entwicklung vom Zwei- ins Dreidimensionale ist bei Supé auch im künstlerischen Bereich manifest geworden.

Die promovierte Künstlerin übertitelt ihre Ausstellung in Bludenz mit „(in)finitum“. Womit bereits angedeutet ist, worum es geht. Nämlich um das Begrenzte und das Grenzenlose, um die Materie und das Nichts, um das Volle und das Leere, um Körper und Raum. In ihrem Ausstellungskonzept heißt es: „Körper und Raum sind diametral verschieden, lassen sich nicht vereinen und dennoch kann das Eine nicht ohne das Andere sein: denn gäbe es keinen Zwischenraum, ließen sich Körper nicht voneinander unterscheiden, und gäbe es keine begrenzenden Körper, dann ließe sich kein Raum erkennen. Körper und Raum sind also zwei Teile eines Ganzen, getrennt durch eine dünne Grenze – die Oberfläche des Körpers.“ Entlang dieser Grenze bewegt sich also die Künstlerin, sie experimentiert mit dieser Grenze, lotet sie aus, zeichnet sie nach oder löst sie ganz auf.

Körper wie in Strumpfhosen gezwängt

Die deutsche Künstlerin zeigt in der Galerie sowohl klein- und großformatige Zeichnungen als auch gehäkelte Drahtobjekte. Die sehr aufwendig anmutenden Zeichnungen stellen Ausschnitte von menschlichen Körpern in verschiedenen Posen dar, beispielsweise das Fragment einer Kauernden oder einer Am-Boden-Sitzenden. Und auch beim Zeichnen setzt die Künstlerin auf Drahtmuster. Das verleiht den Körperfragmenten visuell eine enorme Plastizität. In diesen Zeichnungen geht es ebenfalls um Untersuchungen zum „Innen“ und „Außen“, wann der Mensch sich „in“ etwas aufgehoben und wann er sich „aus“ etwas ausgeschlossen fühlt, ergo um die Grenze zwischen Körper und Raum. Die Maschengeflechte wirken mitunter wie Textilien, wie Strümpfe, in die die Körperteile gezwängt scheinen. Durch die Aneinanderreihung der kleinen Maschen entsteht eine Illusion von Räumlichkeit im zweidimensionalen Bild.

Draht als Strich im Raum


Die Objekte aus Draht wiederum erscheinen entweder körperähnlich oder hüllenartig. So sind etwa drei „Kopfmäntel“, eine „Kopfbedeckung“, ein „Kleiderkörper“ sowie eine „Ummantelung“ zu sehen. Letztere könnte man sich durchaus überstülpen, so wie auch die kleiderähnlichen Figuren teils „begehbar“ sind. Das verwendete Material, der gehäkelte Draht, vermittelt den Arbeiten eine ungemeine Leichtigkeit. Andererseits verfügen sie aber auch über genügend Stabilität, um von allein im Raum stehen zu können. Der Draht hat für Supé die Funktion eines Striches im Raum. Um die Schwärze der Schraffur zu schaffen, verhäkelt sie den Draht mit einer handelsüblichen Häkelnadel zu einem Geflecht und in weiterer Folge zu Objekten, für die sie bis zu 2000 Meter an Draht verbraucht.

Die schneeweißen  Wände und der weiße Fußboden des Ausstellungsraumes in der Remise unterstreichen den zeichnerischen Charakter solcher Arbeiten im Raum zusätzlich.

Im Rahmen der Vernissage hatte die Tänzerin und Choreografin Katja Quittek eine der Drahthüllen, die „Ummantelung“, für einen performativen Auftritt getragen. Die Tänzerin ging dabei auf die Besucher zu, kam ihnen nahe und versuchte, persönliche Grenzen zu überschreiten. „Sie  thematisierte so den Begriff der 'Grenze', das Ziehen und das Überschreiten von Grenzen – finitum et infinitum,“ erläutert Künstlerin Supé.

Monika Supé: (in)finitum
Galerie allerArt, Raiffeinsplatz 1, 6700 Bludenz
Bis 7.1.2018
Mi-Sa, So u. Fe 15-18
www.allerart-bludenz.at
www.facebook.com/galerieallerart