Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Karlheinz Pichler · 14. Jul 2012 · Ausstellung

Urknallig explosiv – Zeichnungen von Arno Egger in der Feldkircher Galerie 60

Ein wenig an den Urknall erinnert der Feldkircher Künstler Arno Egger mit seiner derzeitigen Ausstellung „Keysha“ in der Feldkircher Galerie 60. Seine Zeichnungen entstehen mit Hilfe von Schwarzpulver, das, auf Büttenpapier ausgelegt, zur Explosion gebracht wird.

Der 1960 in Hohenems geborene und in Feldkirch lebende und arbeitende Künstler und Möbeldesigner Arno Egger hat sich im Bereich der Bildenden Kunst zunächst mit Videoinstallationen, die kosmischen Phänomenen nachspüren, einen Namen gemacht. Kosmisch muten auch seine aktuellen Zeichnungen an, die derzeit in der Feldkircher Galerie 60 ausgestellt sind. Ausgangspunkt dieser Werke sind experimentelle Versuche mit Schwarzpulver auf Büttenpapier. Beispielsweise verteilt der Künstler in bestimmten Abständen kleine Häufchen von Schwarzpulver auf den Bildträger, deckt ihn mit Karton zu und bringt das Pulver darunter zur Entzündung.

Galaktische Visualisierungen

Durch die Miniexplosionen werden quasi Muster in das Büttenpapier eingebrannt, die an ferne Galaxien oder Sternenhaufen erinnern. Teils sind die derart entstehenden Arbeiten zufällig, teils werden sie aber auch vom Künstler mit Kalkül gesteuert. Für die 300 mal 150 Zentimeter große „Zeichnung“ „Sombrero Galaxy“ beispielsweise streute er das Schwarzpulver auf einen an eine Umlaufbahn erinnernden Streifen. Die Begrenzungslinien dieser „Umlaufbahn“, die in gewissem Sinne auch formale Anlehnungen an eine Krempe eines Sombreros nimmt – daher auch der Bildname – hat er derartig mit Klebefolie abgedeckt, dass sich die „Explosionen“ nur innerhalb dieser vorbestimmten Orbitallinie vollziehen.

Anklänge an die Alchemisten

Beim Titel der Ausstellung, „Keysha“, handelt es sich um einen Phantasienamen des Künstlers. Sie bezeichnet die zweite Serie von Schwarzpulver-auf-Büttenpapier-Zeichnungen. Die erste hieß „Kronos“. Egger beschäftigt sich seit gut drei Jahren mit dieser bei uns bis anhin nicht geläufigen Art der Bildfindung, und er lässt mit dieser Mischung aus Feuer, Rauch und Schwefelgeruch, der den Bildern anhaftet, auch Gedanken an die Magie der Alchemisten erstehen. Mitunter „schichtet“ Egger mehrere Explosionen übereinander, was die Komplexität und Dichte der Bilder erhöht. Und manchmal sind neben Brand- auch Schmauchspuren wahrnehmbar, die dem Papier eine weitere farbliche Tönung zuführen.

Egger, der sich zuletzt vor allem als neuer Kurator der Feldkircher Johanniterkirche in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gestellt hat, kreiert mit seiner eigenwilligen Technik einerseits also kosmische Motive, die zwischen der astronomischen Dimension des großen Ganzen und der mikroskopischen Dimension der einzelnen Zellen springen. Andererseits sind auch durchaus Assoziationen zu Blumenwiesen und anderen Landschaften möglich. Durch die sehr spezielle Verschmelzung von Zufall und Berechnung entstehen die vielgestaltigsten Bildmuster, die dem Betrachter einen entsprechend breiten Interpretationsraster öffnen. Abgeleitet eben vom „Schwarzpulver-Urknall“.

 

Arno Egger: Keysha"
Galerie 60
Feldkirch, Ardetzenbergstraße 60
Bis 3. August 2012
Mi u. Fr 14-18
Od. n. tel. Vereinbarung
Tel. 05522 73618