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Peter Niedermair · 02. Jän 2019 · Ausstellung

„strich.icht“ – Tone Fink in der Galerie Z. Hard

Tone Fink feierte am 1. Jänner 2019 seinen 75. Geburtstag. Die Galerie Z. in Hard eröffnete zu diesem Anlass „strich.icht“, eine Ausstellung mit Zeichnungen des Künstlers. Gleichzeitig erscheint „Mono.Tone“, eine Publikation in limitierter Edition von 125 Stück, in einlagiger Broschur, von Hand fadengeheftet, mit einem von Tone Fink personalisierten Schutzumschlag. Diese enthält Zeichnungen Tone Finks und Gedichte von Max Lang, die der Dornbirner Kurt Dornig gestaltet und herausgegeben hat.

 

Max Lang, der in Wien lebende Bregenzer Autor, schreibt in einem der Gedichte: Er, der Zeichner, tue das, „was er tut, gar nicht bewusst, sondern nur einem inneren Trieb, einer inneren Landschaft folgend“. Ein Gedanke, der manche vielleicht dazu verführen mag, nach biographischen Spurenelementen in der Kunst Tone Finks zu suchen, als der Künstler im damals gewiss engen katholisch-Bregenzerwälderischen Schwarzenberg aufwuchs, Im Loch 287, wo sein Elternhaus stand und der Vater als Hufschmied Eisen hämmerte; oder im erzkonservativen Vorarlberg. Als Landeshauptmann Ulrich Ilg 1964 die Regierungsgeschäfte an Herbert Keßler übergab, war Tone Fink gerade mal 20 Jahre. Beide hatten das Kultur- und Bildungsressort in ihre Zuständigkeit genommen; in diesen Politikfeldern war man besonders auf Tradition und Kontinuität bedacht. Doch der Bregenzerwald war – wie wir seit den Bregenzerwälder Baumeistern und Franz Michael Felder, ein Revoluzzer wie Tone Fink, wissen - ein wichtiges kulturpolitisches Soziotop. 1971 wurden die ersten Bregenzerwälder Kulturtage abgehalten, die ein wesentlicher Impuls für kulturelle Aktivitäten im ländlichen Raum waren. 1973 wurde im Vorarlberger Landtag das erste Kulturfördergesetz beschlossen, das sprachlich zwar noch sehr deutlich dem konservativen Weltbild folgte, jedoch festlegte, dass das Land Vorarlberg kulturelle Aktivitäten unterstützen/ fördern, aber selbst nicht als Kulturträger auftreten soll, es war das damals erste Kulturfördergesetz in einem österreichischen Bundesland. 2009 wurde es grundlegend überarbeitet, kulturpolitisch und sprachlich. 

Über die Grenzen

Dem jungen Tone Fink öffneten sich in Schwarzenberg die Blicke nicht nur ins Freie, sondern mangels jedweder universitären Einrichtung hier in Vorarlberg auch über die Grenzen des Landes hinaus. Ich halte dies damals wie heute für ein wesentliches Charakteristikum und Paradigma dieses Bundeslandes, dass die Jungen zur intensiveren Auseinandersetzung, zum Studium, zum Disput und Diskurs, über die Grenzen gehen müssen. Ganz im wörtlichen Sinne aus dem Land hinaus. In Städte wie in andere Länder. Grenzen, die Tone Fink in seinem zeichnerischen Werk immer wieder von den Rändern her auslotet und aufbricht. „Strich.icht“, der Titel dieser Ausstellung, ist ein Wortspielreim, der seinem Arbeitsstil entspricht. Es zeichnet, strichelt und linelt rhythmisch aus seinem Ego heraus. In diesem Wortspiel geht es mehr um den Klang und den Ton, wie beim Zeichnen, wenn der Stift und die Werkzeuge über dem Papier schweben.

„Verlängertes Verlangen“

Manches können wir wissen, anderes höchstens ahnen, nämlich dass das Leben des Künstlers manche Verletzungen und Narben auf der Haut des Narren abgegeben hat, beklemmend Enges und lustvoll Weites, Themen, die er seit Jahrzehnten in seinem Werk kontinuierlich bis heute vor uns ausbreitet. Tone Fink kann in seinem Werk die schier grenzenlos scheinenden Energien des Begehrens und Verlangens nicht abschließen, er kann sie höchstens vertagen, hinauszögern, auf Wiederholung drängen, ein bisschen vielleicht sublimieren. Und manchmal ein bisschen mit sich selber lächeln, was er für sich selbst in kritischer Distanz als Altersmilde auslegt, was es aber nicht ist. So ist unter anderem auffallend, gerade bei den hier in der Galerie Z. in Hard ausgestellten Zeichnungen, dass manche nebeneinander hängenden Arbeiten, die in den Entstehungszeiten dreißig, vierzig Jahre auseinanderliegen, sich durchaus ähnlich sind, im Strich, im Duktus, in der Radikalität. Doch es sind nur scheinbare Wiederholungen. Es sind die Lebensthemen und –fragen, die den Künstler Tone Fink ins Zeichnen bringen.

„Wenn die Vögel den Himmel zurück erobern“

Und einmal, wenn alles vorbei sei, schreibt Max Lang in einem anderen Gedicht, übernähmen die anderen, „wenn die Gräser wuchern und die Vögel den Himmel zurück erobern“. Für diesen schwebenden Zustand des „verlängerten Verlangens“, diesem leidenschaftlich durchdringenden Umgang mit Papier, dem Zerreißen, Zerschneiden, Aufritzen und Aufkratzen, Stampfen und Löchern, Bohren und Pieksen, diesem „Tun“ – wie Max Lang das in einem weiteren Gedicht überschreibt – entspricht das Spiel, „wo sich in der Freiheit jede Bewegung von selbst entschied“. Ich sehe Tone Fink als einen Homo-ludens-Künstler, der, wie Friedrich Schiller in den „Ästhetischen Briefen“  schreibt, nur dort ganz Mensch ist, wo er spielt. Der Künstler als homo ludens ist ein autopoietischer Mensch, der sich selbst organisiert und die Freiheit, wie Max Lang es bezeichnet, seiner Kunst zugrunde legt.

„Mono.Tone“

ist eine Publikation zum 75. Geburtstag des Künstlers, herausgegeben und gestaltet von Kurt Dornig, die am 1. Jänner bei der Eröffnung der Ausstellung in der Galerie.Z präsentiert wurde. Inhaltlich werden Zeichnungen Tone Finks aus den Jahren 1977 bis 1980 und 2018 präsentiert. Für „Mono.Tone“ waren Tone Fink und Kurt Dornig auf der Suche nach einem Vorarlberger Autor, der in Wien und Vorarlberg lebt, der ergänzend zu den Zeichnungen als eigene sprachliche Ebene Texte schreibt. Sie fanden den in Wien lebenden Max Lang. Die Zeichnungen Tone Finks und die Lyrik von Max Lang ergänzen sich.

Tone Fink: „strich.icht“
Galerie.Z, Landstraße 11, 6971 Hard,
bis 26.1.2019

Öffnungszeiten:
Di u. Do 18 – 20 Uhr, Sa 10 – 12 Uhr und nach Vereinbarung
Tel.: 0043 650 6482020
e-Mail: galerie.Z@chello.at
www.galeriepunktZ.at