Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Christina Porod · 10. Apr 2015 · Ausstellung

SIMPLE. die neue Einfachheit – Das designforum Vorarlberg zeigt Möbel und Alltagsgegenstände

Sie streben nach Einfachheit, die lokalen und internationalen Gestalter, die aktuell dem designforum Vorarlberg in Dornbirn ihre Objekte unentgeltlich zur Verfügung gestellt haben. 60 Exponate sind noch bis 9. Mai zu sehen, bevor sie sich ein Jahr lang auf die Reise zu weiteren österreichischen designforen machen.

In einer immer komplexer werdenden Welt steigt die Sehnsucht nach dem Simplen. Für viele Gestaltergenerationen war schlichter Funktionalismus out, wilde, dysfunktionale Entwürfe hingegen waren en vogue. Schon seit Längerem lässt sich aber ein Wandel beobachten. Der Trend kehrt wieder zurück zu Funktionalität und reduzierter Form. Primäre Themen sind für Designer heute auch Nachhaltigkeit oder soziale Verantwortung.

Im Rahmen der Ausstellung „SIMPLE. die neue Einfachheit“ wird Möbeln und Alltagsgegenständen, die allesamt eine starke Zweckorientierung aufweisen, ein Podium geboten, im übertragenen wie im wörtlichen Sinn. Stuhl, Schaukel, Salatschleuder oder Saftpresse sind auf schlichten weißen Säulen positioniert. So wird die Komplexität der Simplizität gleichsam aufs Podium gehoben. Das Spektrum reicht von Objekte, die noch einen Produzenten suchen, bis zu solchen, die schon einen bekannten gefunden haben, wie Julien de Smedt mit seinem Regalsystem „Stacked“ mit dem dänischen Hersteller Muuto. Viele der gezeigten Exponate sind im Zuge von Diplomarbeiten entstanden.

Hocker oder doch Regal

Aus dem polnischen Designbüro Malafor von Agata Kulik-Pomorska und Paweł Pomorski stammt etwa der Stuhl „Armchair“. Dieser muss nicht mühsam zusammengebaut oder zusammengeschraubt werden, sondern lediglich aufgeblasen. Er besteht nämlich aus aufblasbaren Kissen mit Filzbezug und einem Metallgestänge.
Der in London arbeitende Südtiroler Designer Harry Thaler präsentiert sich ebenfalls mit einem Stuhl. Der Produktionsprozess ist hierbei auch namensgebend, denn das Besondere daran ist: Der Stuhl ist aus einem einzigen Stück Aluminium gefertigt. Mit Nils Holger Moormann hat der „Pressed Chair“ einen Designproduzenten gefunden.

Der „Berliner Hocker“, entwickelt von Van Bo Le-Mentzel, ist Stuhl, Pult, Ablage, Beistelltisch und Regalsystem zugleich. Der in Laos geborene und in Berlin aufgewachsene Architekt ist mit seinen Hartz IV Möbeln bekannt geworden. Er orientiert sich an Designerstücken und schafft daraus schlichte Möbel. Auch beim „Berliner Hocker“ versteckt er nicht die Inspiration von Max Bills „Ulmer Hocker“.
In Zusammenarbeit mit „Gebrüder Thonet Vienna“ ist „Marina’s Desire“ entstanden. Christoph March und Marek Gut, zusammen sind sie March Gut, entwickelten eine Armlehne, die individuell an Thonet-Stühlen einsetzbar ist. So setzten sich die beiden Designer mit den Möglichkeiten der Weiterentwicklung im Design auseinander.

Platzsparende Haushaltsartikel


Ding3000 ist ein Hannoveraner Unternehmen für Produktdesign, das von Carsten Schelling, Ralf Webermann und Sven Rudolph geleitet wird. Die drei jungen Designer interpretieren alltägliche Haushaltsartikel neu, wofür sie schon zahlreiche internationale Designpreise einheimsten. Für den dänischen Hersteller Normann Copenhagen haben sie den traditionellen Nussknacker neu gestaltet. Entstanden ist ein schlichtes und elegantes Design aus Silikon und Stahl. „Nutcracker“ öffnet sich zurück in seine ursprüngliche Form, sobald die Nuss geknackt ist. Mit dem bunten und praktischen Schneebesen „Beater“ sind Ding3000 noch mit einem zweiten Objekt dabei. Ebenfalls für Normann Copenhagen kreierten Schelling, Webermann und Rudolph ein zusammenklappbares, leicht verstaubares Küchenutensil aus Kunststoff, das weder in der Schublade noch an der Wand viel Platz raubt, denn „Beater“ lässt sich dank des Befestigungsrings in der Mitte, der zur Aufhängung wird, leicht öffnen und schließen.
Platzsparend und originell ist auch die textile Salatschleuder von Alex Valder, die er für seinen Onlineshop „Maison Maria Odelga“ entwickelt hat.

Von weit weg und ganz nah


Bei den Betonvasen „Weight Vases” von Decha Archjananun aus Bangkok verbindet sich das Fundament aus Beton, also der Wasserbehälter, mit einer filigranen Halterung aus Stahl für die Blumen. Der Designer hat sie während seines Studiums an der Ecole Cantonale d’Art de Lausanne konzipiert.

Vorarlberger Exponate sind ebenfalls Teil der Ausstellung wie das „Allbrett“ aus der Holzwerkstatt Markus Faißt in Hittisau, ein Schneid-, Arbeits- und Servierbrett aus unverleimtem Bergahornholz oder „Hausnummer eins“, handgefertigte Hausnummern aus einem durchgängigen Stück Rundstahl, von Björn Matt, Christian Feurstein, Roswitha Natter (Super bfg) sowie Markus Innauer und Sven Matt (innauer matt architekten).

Nahezu alle Objekte sind zeitgenössisch. Eine Ausnahme bilden dabei aber die „Strand Dosen“, die schon 1916 von Oskar Strand für J & L Lobmeyr entworfen wurden. Ursprünglich waren die Dosen aus bleifreiem Kristallglas zur Aufbewahrung von Zigaretten gedacht.


SIMPLE. die neue Einfachheit
Möbel und Objekte des Alltags
bis 9. Mai 2015

Mo bis Fr: 10.00 bis 18.00 Uhr
Geführte Ausstellungsrundgänge:
 Do, 16.4., 23.4. und 30.4. – jeweils 17.00 Uhr (Dauer ca. 50 Minuten)
designforum Vorarlberg, CAMPUS V, Dornbirn
Mehr Infos: www.designforum.at/v