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Karlheinz Pichler · 24. Apr 2019 · Ausstellung

Poesievolle Farb- und Schwarzlandschaften im Dialog zum sakralen Raum - Christoph Luger in der Johanniterkirche Feldkirch

Das Markenzeichen des 1957 in Bregenz geborenen und seit Jahrzehnten in Wien lebenden Künstlers Christoph Luger sind großformatige, übereinandergeklebte Papierbahnen, die mit pastellenen Leimfarben bemalt sind, sowie überdimensionale Kunstbücher mit Blättern und Collagen, die von Material und Farbe ähnlich konditioniert sind wie die "XXXL-Formate". Ein noch ganz frisches Kunstbuch zeigt er neben riesigen Kohlebildern und weiteren Arbeiten auf Papier aktuell unter dem Titel "Oberfläche" in der Feldkircher Johanniterkirche.

Mit Hilfe von Bahnen und Farbe erzeugt Luger Farbfeldstrukturen. Die einzelnen Felder werden teils mit gestischen Ausholungen farblich gefüllt, immer wieder unterbrochen und ergänzt durch geometrische und zeichenhafte Einschreibungen. Die Verletzungen des Papiers, die Fremdmaterialien, die eingearbeitet sein können, ob dies nun ein Bierdeckel oder etwas anderes sein mag, erinnern an Techniken wie die Collage und Decollage.      
Der erste Blick beim Betreten des Schiffes der Johanniterkirche, deren Ursprünge auf das 13. Jahrhundert und den Grafen Hugo von Montfort zurückreichen, fällt zunächst auf das neue Kunstbuch, das aufgeschlagen in der Länge fünf Meter misst und, mit Schwerpunkt auf der Verbauung, weit in den offenen Ausgrabungsbereich hineinragt. Die in diesem Werk gebündelten Mischtechniken und Collagen auf Papier sind im typischen blass-pastellenen Farbenkanon Lugers gehalten, der vom Gelblichen über das Braunorange bis hin zum Bläulichen und Schwarzen reicht. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung wurde in diesem Buch geblättert. Vor den Augen des Besuchers reihten sich Farbfelder an Farbfelder. Für den Rest der Ausstellung ist dieses Blättern leider nicht möglich.     

Im Dialog mit dem Kirchenraum

Von diesem Buch aus wird der Blick dann in der Diagonale weiter nach vor auf die rechte Wand des Schiffes gelenkt. Knapp vor das Mauerwerk versetzt, hängen hier drei monumentale Kohlebilder aus einer früheren Schaffensperiode des Künstlers direkt aneinander. Sie treten gleichsam als Triptychon in den Dialog mit dem sakralen Raum und korrespondieren in ihrer zarten Durchlässigkeit auch aufs Engste mit der unregelmäßigen Oberfläche der Kirchenmauer. Eine dieser Kohle-auf-Papier-Arbeiten wurde 1990 anlässlich der Auszeichnung von Christoph Luger mit dem Otto-Mauer-Preis vom Land Vorarlberg angekauft und nun für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Im Chor hängen dann noch zwei ebenfalls relativ großformatige Tuschebilder aus dem Jahre 1998 und in der Sakristei stößt man auf weitere pastellfarbene Papierarbeiten, die aber, aufgebockt auf Getränkekisten und Holzplatte, horizontal präsentiert werden.
Wie schon vor zwei Jahren im Vaduzer Engländerbau untermauert Luger auch in Feldkirch, dass er den Umgang mit großen Räumen wie kaum ein anderer Maler beherrscht. Die Werke fügen sich in einer unaufdringlichen Leichtigkeit in den Raum ein und führen mit dem altehrwürdigen Mauerwerk, auf dem teils noch Freskenreste erkennbar sind, ein lyrisches Zwiegespräch.

Luger ist nicht nur ein konzeptuell denkender Künstler, sondern er ist auch in der Lage, sich gegenüber dem Material, sprich gegenüber Papier und Farbe, auf unverwechselbare Weise sinnlich zu verhalten. Es ist eine Sinnlichkeit, die zum einen vom Material und der formalen Führung, aber auch von der gestischen Impulsivität und dem Rhythmus der Zeit mitbestimmt wird.

     

Christoph Luger: Oberfläche
Johanniterkirche Feldkirch
Bis 25. Mai
Di-Fr 10-12 u. 15-18
Sa 10-14