Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Martina Pfeifer Steiner · 09. Jän 2019 · Ausstellung

Peter und Paula – ein Zeichen für Gleichstellung

Architekt Angelo Roventa setzte anlässlich des diesjährigen Werkraum-Wettbewerbs Handwerk+Form in Andelsbuch bei der Kirche St. Peter und Paul ein Zeichen. Ein zweiter Turm als offenes, luft- und lichtdurchlässiges Gebilde. Peter und Paula. Der Kirchturm und die zwölf 30 Meter hohen, im Kreis angeordneten Baumstämme stehen für die Gleichstellung zwischen Mann und Frau, für die Würde aller Menschen und Geschöpfe sowie das Göttliche in allen Wesen. Sie umschreiben einen öffentlichen, ja sakralen Raum, der zu gesellschaftlichem Diskurs und zur Begegnung mit sich selbst und den anderen anregt.

Dass der Turm in Holz gebaut ist, passe zum einen in den Kulturraum Bregenzerwald, darüber hinaus ist es das einzige Material, mit dem diese Höhe in einer derartig geringen Einspannung möglich ist, erklärt Angelo Roventa. „Das ist gigantisch. Genauso wie die Tatsache, dass die Baumstämme heil und im Ganzen von der Region Feldkirch in den Bregenzerwald transportiert wurden.“ Die Bauweise ist reversibel und ressourcenschonend, die Transformation der temporär angelegten Installation von Anfang an mitgedacht. Kurz vor Weihnachten fuhren dann die schweren Geräte auf und die 12 vier Tonnen schweren Baumstämme wurden in Fünfmeter-Stücke gesägt und abtransportiert. Nach den Plänen des Architekten werden sie das Baumaterial für einen schönen, neuen Raum bilden, man ist mit sozialen Einrichtungen im Gespräch. 

Auch der Sitzkreis wird verschwinden 

Der Vorschlag, nämlich einen Sitzkreis mit Hockern von 40 cm Höhe als Spur dieser gedanklich inhaltsreichen Skulptur stehen zu lassen, wäre noch bis Ende Jänner zu besichtigen. Danach werden auch die letzten Reste unter der Erde verschwinden. Ungeschehen kann dieser Denkanstoß nicht gemacht werden. Der Turm bleibt in seiner vielschichtigen Wirkung und Kraft bestehen. „Seine Symbolik entspringt den Augen der Betrachtenden. Deshalb ist der Turm die Summe der Bilder, die er erzeugt. Das bedeutet Vielfalt, ein Kaleidoskop an Projektionen. Was für die einen ein geschützter Raum des Friedens ist, ist für die anderen ein Feindbild. Manche sind fasziniert von der Höhe des offenen Raumes und seiner Durchlässigkeit – aus dem Inneren ist die Landschaft, Wind, Wetter, Stimmung rundherum wahrnehmbar. Wiederum andere nehmen den Turm als Kraftort wahr, wo wir uns mit der Liebe verbinden können. Erst wo die Liebe ist, ist Gleichstellung möglich.“ So reflektiert Marina Hämmerle „Peter und Paula“. Sie hat das Projekt von Anfang an begleitet und war am Einsammeln der zahlreichen Statements zur Fragestellung „Wie fühlt sich Gleichstellung für mich an?“ maßgeblich beteiligt, nachzulesen als „peter + paula Soziokulturelles Zeitdokument“ in der Sonderausgabe Bregenzerwald des ST/A/R – Städteplanung / Architektur / Religion, die Zeitung für Hochkultur, Mittelmaß und Schund.

Weitere Info:
http://peterpaula.strikingly.com
peter+paula | Soziokulturelles Zeitdokument, ST/A/R Städteplanung/Architektur//Religion Nr. 60, https://uploads.strikinglycdn.com/files/b35cb0a3-8df5-4ead-9034-41fc2f10653b/STAR_60_p%2Bp.pdf
peter+paula | Baukulturelles Zeitdokument, ST/A/R Städteplanung/Architektur//Religion Nr. 61, Sonderausgabe Bregenzerwald, https://uploads.strikinglycdn.com/files/f93a6b0a-77b4-438a-a5e9-ec72098f64ef/STAR_61_p%2Bp.pdf