Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Karlheinz Pichler · 19. Jul 2011 · Ausstellung

Peter Sengls „Ritt zum Bodensee“

Wer erkunden möchte, wie Bilder aus der Alltags- und Medienkultur zu schrägen, verschachtelten und mit subversiver Erotik aufgeladenen Bildkomposition gesampelt werden, der sollte sich die aktuelle Ausstellung „Ritt zum Bodensee“ von Peter Sengl in der Bregenzer Gallerie Arthouse nicht entgehen lassen.

Sengl, 1945 in der Steiermark geboren und seit langem in Wien lebend und arbeitend, übt sich seit Jahrzehnten darin, einzelne Motive oder auch ganze Motivketten  aus der Alltagskultur, der Konsumwelt und der Kunstgeschichte herauszulösen und zu neuen, komplexen Bildwelten zusammen zu sampeln. Solcherart entstehen skurille, häufig ins Surreale abgleitende Kompositionen. Zentrale Themen sind dabei der Mensch, das Tier, Erotismen, Gewalt und szenische Einblicke in die Welten des Konsums und der Populärkulturen. Vielfach sind seine zumeist weiblichen Protagonisten mit Reizwäsche ausgestattet, gefesselt, durchbohrt, in Gestänge und Verschraubungen eingezwängt. Aber auch Tiere sind immer in technischen Apparaturen, die wie Schraubzwingen oder Folterinstrumente wirken, eingespannt. Ein Horrorkabinett, das beim Betrachter beklemmende Gefühle auslöst.

Spiel mit Sehgewohnheiten und spezielle Bildtitel

Sengl spielt mit den Sehgewohnheiten  und operiert immer wieder mit der Groteske, der Ironie und den Mitteln der Übertreibung und Verstärkung. Mit seinen teils überzogen sexualisierten Frauendarstellungen konspiriert er mit den heimlichen Sehnsüchten und voyeuristischen Veranlagungen des Menschen. Allerdings wird es in der heutigen Zeit, in der es kaum mehr Tabus gibt, immer schwieriger, Motive zu finden. „Denn alle ‚Verformungen‘, mit denen ich arbeite, finden langsam auch in der Alltagskultur statt. Da möchte ich mich schon abgrenzen.  Ich will eigentlich gar nicht, dass die Realität so ausschaut wie meine Bilder,“ meinte Sengl in einem Gespräch mit Michaela Knapp.
Speziell sind jedenfalls auch die Bildtitel Sengls. Es sind zumeist Wortgruppen, oft ganze Zeilen lang, die wie Kurzgedichte wirken, den jeweiligen Deutungshorizont erweiternd. Einige Beispiele: „Sich dem grossen Teddyapportierspiel akustisch entfroschen“, „Der 4. Schuh zum sitzenden Sein“, „Farben der Himmelsmusik verschaukeln“ oder „Katzenblick auf Doppeldrillingsstück“.
Die 16 in der Bregenzer Galerie Arthouse gezeigten Arbeiten sind in den letzten zehn Jahren entstanden. Sengl, der zu den bekanntesten österreichischen Malern der Nachkriegsgeneration zählt, hat selber die Auswahl für die diesjährige „Festspielausstellung“ des Arthouses getroffen. Und wer Lust auf noch mehr Sengl bekommt, kann sich für den 50 Meter von der Galerie entfernten Schauraum anmelden, in welchem fast nochmals so viele Werke Sengls hängen. Gute Einblicke in das Schaffen Sengls geben übrigens auch die schön gestalteten Kataloge, die in den vergangenen Jahren im Hohenemser Bucher Verlag erschienen sind.

Galerie Arthouse Bregenz, bis 3. September 2011