"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Peter Niedermair · 17. Jun 2020 · Ausstellung

Markus Gell – 20 Jahre Druckgrafik aus Rankweil

Im Zuge des Jubiläums öffnet Markus Gell bis 27. Juni im Museum für Druckgrafik in der Hartmanngasse 15a in Rankweil seine Archive und Schubladen und präsentiert eine vielfältige Ausstellung, Querschnitte seiner Arbeit mit Vorarlbergischen Künstler*innen und Kunstschaffenden von den Anfängen bis in die unmittelbare Gegenwart.

Druck und Drucktechniken

Die Druckgrafik ist in diesen zwanzig Jahren durch die Computerisierung und Digitalisierung stark verändert worden, hat jedoch nichts von ihrer künstlerischen Attraktivität verloren;  gleichzeitig haben sie auch in der Druckgrafik-Werkstatt neue Möglichkeiten eröffnet. Markus Gell bietet die wesentlichen Techniken an, Holzschnitt, Linolschnitt, die Radierung und die Lithografie und verfügt in allen Bereichen über sehr gute Maschinen, z. B. eine Holzschnitt Druckmaschine aus den 70er, 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, wo man Buchdruck noch klassisch mit Bleilettern machte und diese für den Andruck verwendete. Die wichtigste ist die große Lithografie-Presse, was ihm die Produktion in großen Stückzahlen ermöglicht, insbesondere jedoch die Qualität, weil im Handdruck eine andere Qualität möglich ist, als wenn man das maschinell macht, wenngleich es auch dort immer noch sehr viel Handarbeit braucht. Der Steindruck, ein Vorläufer des heutigen Offsetdrucks, eine 200 Jahre alte Technik, wurde vor allem in der Zeit um 1900 / 1910 ca. sehr häufig verwendet, verlangte hohe technische Kenntnisse und viel Wissen, betont Markus Gell, die in den nächsten Jahren verloren gehen werden. Die Krause-Reiberpresse und die Schnellpresse von Bohn & Herber verrichten gute Dienste, wie Gell auf seiner Homepage schreibt. Diese Techniken sind heute gut in Büchern aus dieser Zeit dokumentiert, werden aber kaum mehr angewendet.
Die Druckgrafik insgesamt hat sich angesichts der Technisierung stark verändert, womit auch viele Detailberufe heute verloren gegangen sind. Interessant und ein Hinweis auf frühere Verhältnisse ist, dass sich heute jemand wie Günter König als Lithograf bezeichnet, was so viel heißt wie der Steinschreiber, der früher in der Druckwerkstatt die Steine gezeichnet hat. Den brauchte man später nicht mehr, er hat noch die Filme zusammengeklebt und später dann nur mehr die Daten am Computer digital aufbereitet. Die Heliogravüre ist eine weitere, sehr wichtige Technik, die heute durch die neuen Entwicklungen weitere Anwendungsbereiche eröffnet. Der Bücherdruck an sich ist ein sehr aufwändiger Prozess, für einen Drucker jedoch ein Traum, wenn man die Entwicklungsschritte vom Anfang bis zum Ende durchmachen kann. Jede Buchdruckseite entspricht eigentlich einer Originalgrafik, die er normalerweise für einen Künstler macht. 2007 hat er das erste Buch produziert, „Lineamente für Hugo Ender“, das als „Eines der schönsten Bücher Österreichs“ ausgezeichnet wurde. Heute gibt es in dieser Sparte eine Reihe von Auftragsprojekten.

Die Künstler*innen als Partner des Druckers

Markus Gells Druckgrafik Werkstatt ist für sehr viele Vorarlberger Künstlerinnen und Künstler ein wichtiger Ort. Im Laufe der Jahre sind viele andere dazugekommen, Hermann Nitsch zum Beispiel, und auch eine Reihe international bedeutende, Markus Lüpertz, Georg Baselitz, Chiharu Shiota, eine Japanerin, die Ende Juli eine Woche hier in Vorarlberg sein wird. Mit ihr baut er noch in diesem Sommer die nächste Ausstellung auf, die dann im Herbst eröffnet wird. Doch die regionalen Künstler*innen sind immer ein wichtiger Partner gewesen und ein wesentlicher Teil seiner Arbeit geblieben, wie man auch in der gegenwärtigen Ausstellung sehen kann. Als Drucker habe man einen völlig anderen Zugang zu den Künstlern als im Vergleich dazu ein Galerist. Als Drucker schaffe man das Kunstwerk für den Künstler, wodurch man ein anderes Verhältnis habe. Die Auseinandersetzung sei jeweils sehr fundiert und gehe in die Tiefe.
Der Kontakt mit Hermann Nitsch kam über Paul Renner zustande. Nino Malfatti, ein Freund von Hugo Ender, sei ein filigraner Zeichner, der für Gell eine drucktechnische Herausforderung bedeutet. Malfatti, ein gebürtiger Tiroler, lebt in Berlin, kommt wiederholt nach Vorarlberg und hat viele Blätter im Montafon und im Walgau gemacht. In seiner Liga spielt auch Markus Vallazza. Weiters hat Markus Gell Adolf Frohner und Paul Flora gedruckt. Mit Tone Fink habe er in den ersten Jahren viel zusammengearbeitet; Gottfried Bechtold sei seit den Anfängen mit im Boot. Über die Jahre hat er mit ihm einige Projekte auf Weg gebracht. Zu den Vorarlbergern, die in dieser jetzigen Ausstellung zu sehen sind, gehören: Paul Renner, Günter Bucher, Richard Bösch, CH Lingg, Sabine Luger, Edgar Leissing, Carmen Pfanner, Alois Galehr, Herbert Fritsch, Hugo Ender, Ilse Aberer, Rainer Rainer, Tone Fink, Martin Caldonazzi, Georg Vith, dessen Druck auf der Einladungskarte zu sehen ist, Ingmar Alge, Harry Metzler, Josef Hofer, Hugo Ender, Franz Gassner, Manfred Egender, Kurt Dornig, Helmut King, Gottfried Bechtold und Herbert Albrecht. Das Museum für Druckgrafik liegt nicht fußgängig zentral in einer belebten Stadt, man muss sich auf den Weg dorthin machen. Die Ausschilderung könnte noch verbessert werden.

„20 Jahre Druckgrafik aus Rankweil“
bis 27. Juni
Museum für Druckgrafik / Edition Markus Gell, Hartmanngasse 15a, Rankweil
Öffnungszeiten: Do/Fr 18-20, Sa 10-12 und nach tel. Vereinbarung: 05522-41737
www.markusgell.com