Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Anita Grüneis · 14. Dez 2016 · Ausstellung

Hilti Art Foundation in Vaduz mit neuer Ausstellung „Kirchner, Léger, Scully & mehr“

Die Hilti Art Foundation eröffnet am 16. Dezember eine neue Ausstellung in ihren eigenen Räumen neben dem Kunstmuseum Liechtenstein. „Kirchner, Léger, Scully & mehr“, so der Titel der zweiten Ausstellung im sogenannten „weißen Würfel“ in Vaduz. Zehn Monate lang, bis zum 8. Oktober, werden 36 Werke aus der Privatsammlung der Firma Hilti zu sehen sein. Dabei handelt es sich vorwiegend um Werke aus dem letzten Jahrhundert, beginnend mit einem Gemälde von Paul Gauguin aus dem Jahr 1889, über Werke von Max Beckmann, Paul Klee, Ernst Ludwig Kirchner, Jean Dubuffet und Max Klee. Das neueste Werk stammt von Sean Scully aus dem Jahr 2012.

Kurator der Ausstellung ist wiederum Uwe Wieczorek, der Leiter der privaten Kunstsammlung der Familie Hilti. Und wie schon bei der Eröffnungsausstellung, hat Wieczorek auch dieses Mal die Werke in Beziehung zueinander gesetzt und sich dabei an der Chronologie orientiert. Sein Zugang zu den Kunstwerken ist geprägt von einer Leidenschaft für die Kunst und zugleich einem enormen Wissen über die Künstler und ihre Biografien. Einfach sei es nicht gewesen, diese Folgeausstellung zu gestalten, betonte er bei der Medienkonferenz. „Man kann nicht verbessern, nur verändern“, meinte er und dass das „Mysterium Mensch“ wiederum bei der Auswahl aus den über 250 hochkarätigen Werken vorherrschend gewesen sei.

Vom Menschenbild in der Kunst

Die Ausstellung gliedert sich mit den Räumen. Im unteren Geschoss befinden sich die ältesten Werke, im mittleren Geschoss reichen sie zeitlich bis zum Ende des letzten Jahrhunderts und im obersten Geschoss sind Bilder aus den Jahren 1986 bis 2012 zu sehen. „Es geht vorwiegend um die Malerei, in der sich das Immanente bereits ankündigt“, so Wiecorek und dass bei den ausgestellten Exponaten die „Malerei über die Malerei hinausführt“. Er verglich die Kunst mit der Sprache. "Wenn jemand ein Wort sagt und der andere den Inhalt nicht versteht, dann empfängt er das Wort nur als Geräusch." Kunst werde zur Kunst durch die Betrachtung und die Beschäftigung mit den Inhalten. „Das Menschenbild verdichtet sich in der Kunst“.

Die Poesie des Augenblicks

Im Erdgeschoss sind denn auch vorwiegend Menschenbilder zu sehen, wobei die Tatsache, dass es sich dabei fast ausschließlich um Frauenportraits handelt, „reiner Zufall“ sei, sagte Wieczorek bei der Medienführung durch die Ausstellung. Gleich am Anfang ist das Werk „Bambino ebreo“ von Medardo Rosso aus dem Jahr 1892 ausgestellt. Der kleine Kopf aus Wachs über Gips hat etwas Unvollendetes, da er einseitig geöffnet ist und somit in den Schaffungsprozess einblicken lässt. Wieczorek sprach von der „Poesie des ersten Augenblicks“, die damit ausgedrückt werde. Während ein Teil der Werke noch in der tradionellen Art der Malerei geschaffen wurde, wie Paul Gauguins „Entre les lys“, Max Beckmanns „Frau mit Zigarette in Blauviolett“ oder Ferdinand Hodlers „Bildnis Valentine Godé-Darel“, zeigen die gegenüber hängenden Werke bereits erste Spuren der Wegwendung von der Tradition. Dazu gehören Pablo Picassos „Femme dans un fauteuil“ und Ferdinand Légers „La danseuse“.
Légers Frauenportrait einer Tanzenden prägt auch das Plakat zur Ausstellung. War es bei der ersten Ausstellung das Selbstbildnis von Max Beckmann, so ist es nun die plastische Darstellung des weiblichen Körpers.

Max Beckmann mit der Glaskugel

Im ersten Stockwerk sind Werke zum Thema „Experiment und Existenz“ zu sehen. Den Einstieg macht Ernst Ludwig Kirchner mit vier Werken, die den Weg des Künstlers von Dresden bis Davos verdeutlichen. Blieb er bei „Stilleben mit Orangen und Tulpen“ aus dem Jahr 1909 noch ganz in der Tradition, so ist das folgende Werk „Paar unter Japanschirm“ schon geprägt von Nervosität und einer Multikulti-Umgebung. Die kleine Skulptur einer Knieenden aus Holz ist wieder in sich ruhend, während sich im Werk „Weg zur Staffel“ aus dem Jahr 1919 die Farben beissen und sich alles auftürmt. Eine ganz ähnliche Entwicklung zeigen die fünf Bilder von Max Beckmann. Die „Bücklinge“, eine Art Schaufensterbild in eher dunklen Farben, fällt weder in der Größe noch in der Farbgebung auf. Die Bronze „Mann im Dunkeln“ aus dem Jahr 1934 weist bereits auf das Berufsverbot des Malers hin, das „Selbstbildnis mit Glaskugel“, das zwei Jahre später entstand, deutet mit der Glaskugel darauf hin, dass Beckmann wahr sieht und wahr sprechen will.

Dreamland und Neonlicht

Im obersten Stockwerk versammeln sich Bilder der Moderne. Anders als in der Eröffnungsausstellung, ist der Raum, in dem verspielte Werken die Leichtigkeit des Seins andeuten, diesmal nicht von Helligkeit durchströmt. Mit großformatigen, eher dunklen Gemälden erhält der Raum auch eine Schwere, die gut in unsere jetzige Zeit passt, in der Kriege zum Medienereignis werden. So vermittelt das Gemälde „Herbstnacht“ aus den Jahren 1990/91 von Gottfried Graubner mit einem Format von 255 x 255 cm eine eher düstre Stimmung, die allerdings von sanften gelblichen Nebeln aufgemischt wird. Mit seinen tiefen Farben erinnert Sean Scullys „Dreamland“ aus dem Jahr 1987 an die Werke von Piet Mondrian, wogegen die Arbeiten von Keith Sonnier die Errungenschaften des Hightech mit künstlerischen Formen verbinden. Für ihn bedeutet beispielsweise das Neonlicht eine „geradezu religiöse Erfahrung“. Der Künstler selbst schrieb dazu: „Spät nachts vom Tanzen zu kommen, über dieses flache Land (Louisiana) zu fahren und plötzlich Wellen von Licht zu sehen, die sich im dichten Nebel auf und ab bewegen. Einfach unglaublich.“

Kunst erweitert das Sehen

Neu sind in der Ausstellung auch Audioguides verfügbar. Zudem wurde ein Raum für die Kunstvermittlung geschaffen, in dem sich Kinder und Jugendliche mit Kunst beschäftigen können. Dazu meinte Michael Hilti: „Besteht die Möglichkeit vom Künstler den Hintergrund seines Werkes oder seiner Gedanken dazu vermittelt zu bekommen, sind das immer sehr gute Erfahrungen. Es sind Erfahrungen, die den Blick weiten und uns ein Sehen lehren, das in unserer digitalen Welt leider immer mehr verloren geht.“ Michael Hilti, Präsident der Hilti Art Foundation weiss, wovon er spricht. Er pflegt viele Kontakte zu Künstlern und besucht sie auch in ihren Ateliers. Auch sein Blick hat sich mit den Jahren verändert und die Sammlung enorm bereichert.