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Karlheinz Pichler · 30. Jul 2011 · Ausstellung

Feminine Auffassungen von Malerei - Fünf weibliche Positionen der Malerei im Kunstforum Montafon

Unter dem Titel „Malerei, f“ präsentiert das Kunstforum Montafon (KFM) in der diesjährigen Sommerausstellung anhand von Béatrice Dreux, Barbara Eichhorn, Franziska Maderthaner, Isa Schmidlehner und Gerlind Zeilner fünf weibliche Positionen der Malerei.

Kurator und Kunstforum-Chef Roland Haas wählte als Oberbegriff der Ausstellung den lexikalischen Eintrag „Malerei, f“ und fasste das „f“, das für feminin steht, für diesmal wörtlich auf: Er lud fünf  Frauen nach Schruns ein, um einen Einblick in ihr aktuelles Schaffen zu geben. Wobei andererseits der Titel der Ausstellung doch nicht konsequent durchgezogen wird, präsentiert doch Barbara Eichhorn keine Malereien, sondern eine großformatige (150 x 240 cm) sowie vier kleinerformatige Bleistiftzeichnungen auf Papier (jeweils 50 x 65 cm). Eichhorn ist gebürtige Deutsche und kam 1965 in Freising zur Welt. Sie studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste und lebt und arbeitet heute wie die anderen vier Künstlerinnen in der Bundeshauptstadt. Eichhorn beschäftigt sich mit  panoramahaften Zeichnungen im Raum und geht dabei immer wieder auch über die Grenzen des Papiers hinaus. Ihr zeichnerisches Oeuvre besteht grundsätzlich aus großen thematischen Blöcken, mit denen sie sich über längere Zeiträume hinweg beschäftigt. Inhaltlich können sich solche Zyklen um den Wald, die Stadt oder auch Menschen und Tiere drehen. Die großformatige Zeichnung im Kunstforum Montafon etwa knüpft an einen Schwarm von Wildgänsen an. Mit satten, kräftigen, breiten Strichen organisiert sie den Vogelflug zu einer fast abstrakten, raumgreifenden Zeichnung, die in ihrer strukturalen Dichte doch wieder an malerische Qualitäten heranreicht.

Welten vermessen

Eine eigene Art der „Vermessung der Welt“ betreibt die 1971 geborene Wiener Künstlerin Isa Schmidlehner. Mit Acryl- und Ölfarben sowie der Frottagetechnik entwickelt sie luftige, lockere Bildwelten von gleichsam wilder wie leichter Farbigkeit. Die Künstlerin, die an der Akademie bei Sue Williams studiert hatte, setzt sich lange mit einzelnen Themen auseinander, arbeitet bei der Umsetzung dann aber sehr spontan. Sie lässt in ihren Werken unterschiedliche Zeiten, Orte, Menschen und Perspektiven ineinanderfließen, sodass sich der Betrachter in den „Narrationen“ regelrecht verlieren kann.

Die 1971 in Mödling geborene Akademie-Absolventin Gerlind Zeilner setzt sich in ihren neueren Arbeiten nach einem mehrmonatigen Atelieraufenthalt in China mit chinesischen Masken, taoistischen Himmelswächtern und Dämonenfiguren auseinander. Auch die im KFM gezeigte Arbeit „Wukong“ verweist auf solche chinesischen Inhalte. Die Motive sind auf Kartons gemalt und dreidimensional im KFM Installiert. Mit solchen dreidimensionalen, teils an die Kulissenmalerei im Theater erinnernden Modellen schafft Zeilner eine Art Bühne für ein später daraus erwachsendes Gemälde auf Leinwand, wie sie selber sagt.

Atmosphärisch

Auch die 1972 in Versaille/Ile-De-France geborene Beatrice Dreux studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien, und zwar bei dem am 15. Juli dieses Jahres verstorbenen Markus Prachensky und bei Hubert Schmalix. Dreux bezieht sich unter anderem auf Gustave Le Gray, den Pionier der Fotografie im 19. Jahrhundert, und Caspar David Friedrich mit seinen nächtlichen Landschaftsbildern. Ihre atmosphärischen Ölbilder wirken düster, mystisch und geheimnisvoll. Das im KFM präsentierte Großformat „Palestine mothers“ mutet wie eine Kopie von „Der Nachtmahr“ an, dem wohl bekanntesten Werk des Schweizer Malers Johann Heinrich Füssli (1741-1825).

Franziska Maderthaner ist die einzige der fünf Künstlerinnen, die nicht an der Akademie, sondern an der Hochschule für angewandte Kunst studierte. Die 1963 geborene Malerin war 1983/84 als Assistentin des legendären Martin Kippenberger tätig. Seit 2009 verfügt sie selber über eine Professur an der Angewandten. Maderthaner ist als Aquarellistin und Autorin großformatiker Ölgemälde gleichermaßen bekannt. Im KFZ sind Kostproben von beidem zu sehen: zwei Aquarelle und ein Ölbild. Letzteres trägt den Titel „Worthless-Precious“ und zeigt ein Pärchen in zwei marginal variierten Positionen, die beim Betrachter manche Interpretation offen lassen. Im Hintergrund ist eine Staffette von Cristos orangen „Gates“ zu sehen. Sie Szenerie mutet surreal an und führt vor Augen, wie es Maderthaner versteht, Motive aus der Welt der Werbung, Erotik, der Bildenden Kunst sowie der Natur- und Medienrealität miteinander zu verweben. Dabei spielt der Computer bei der Konstruktion der Bildkonstellationen eine zentrale Rolle.

Kunstforum Montafon, bis 7. August 2011