"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Karlheinz Pichler · 31. Jän 2012 · Ausstellung

Die mannigfaltigen Wege, „Druck“ auszuüben

Die Mitgliederausstellung 2012 der Berufsvereinigung Bildender KünstlerInnen Vorarlbergs im Bregenzer Palais Thurn und Taxis steht ganz im Zeichen des „Drucks“.

Der Begriff „Druck" kann vielerlei bedeuten. Er findet in der Physik genauso Anwendung wie in der Psychologie, in der Medientechnik oder Kunstproduktion. Die Berufsvereinigung der Bildenden KünstlerInnen hat es den Partizipienten der diesjährigen Mitgliederausstellung völlig offengelassen, ob sie sich dem thematisch vorgegebenen Begriff „Druck“ nun von der inhaltlichen oder der technologischen Seite nähern. Wer die Ausstellung durchschreitet, wird gewahr, dass die Teilnehmenden vom freien Zugang ans Thema regen Gebrauch machen. Assoziiert der eine oder die andere etwa bereits das Führen des Pinsels auf der Leinwand oder des Bleistifts auf dem Papier mit „Druck“, so setzen sich viele KünstlerInnen direkt mit den vielfältigen technischen Möglichkeiten von Hoch-, Flach- und Tiefdruckverfahren sowie auch mit neuesten Digitaldruckvarianten auf unterschiedlichsten Trägermaterialien auseinander.
Rein inhaltlich und locker geht Jeanette Frei die Sache an. Ihre illustrativ-farbig hingesetzten Strandzeichnungen wollen „Entspannung“ vermitteln: „Bloß keinen Druck am Strand“ – so der Titel einer ihrer Arbeiten – sagt alles. Um Statik dreht sich die Installation von Uta-Belina Waeger: Unter dem symbolischen Druck der Decke biegen sich die von ihr in den Raum hineingezwängten Holzstecken formal zu einem reusenartigen Gebilde. Hat das Objekt eine tragende Funktion? Handelt es sich um eine Karyatide oder um einen Atlanten? Die Künstlerin überlässt die Antwort dem Betrachter.

Warenhauscharakter

In Anbetracht der Fülle des Materials entbehrt die Ausstellung nicht eines gewissen Warenhauscharakters. Aber es gibt viele schöne und mitunter auch schräge Arbeiten zu entdecken. Speziell ins Auge fallen etwa die „Eckstücke“ von Kurt Matt. Dabei handelt es sich um Teile einer Euro-Palette, die der Künstler mit unzähligen Schichten transparenten Lackes überzogen und dann mit per Siebdrucktechnik aufgetragenen Schriften versehen hat. Unter dem Titel „Document of Data Exchange 1-3“ wartet Barbara Anna Husar mit drei großformatigen, farbigen Digitaldrucken auf Vinylplanen auf, während von Michael Mittermayer eine Briefmarkenserie („Druck 13.1.2012“), digital gedruckt von der Österreichischen Staatsdruckerei, zu sehen ist, oder sich Ingo Springenschmid auf seine unverkennbar eigenwillige Art textuell und visuell mit der „Nord-West Ansicht der Stadt Bludenz“ auseinandersetzt.

Arbeiten von 116 KünstlerInnen

Insgesamt zeigen sage und schreibe 116 KünstlerInnen anhand von über 200 Werken, was ihnen zum Thema „Druck“ einfällt. Qualitativ Ansprechendes ist genauso darunter wie weniger Gutes, Schräges genauso wie Hochgestochenes, Intelligentes genauso wie Banales. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich allemal. Nicht zuletzt bietet sie auch die Gelegenheit, Arbeiten von Künstlern zu sehen, von denen man schon längere Zeit nichts mehr gesehen hat, sei dies etwa von Heinz Greissing, Signe Gehrmann oder auch Peter Kohlbacher.

 

DRUCK
Bregenz, Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis
Über 200 Arbeiten von 116 KünstlerInnen 
Bis 12. Februar 2012 
Di-Sa 14-18, So/Fe 10-12 und 14-18 Uhr
www.kuenstlerhaus-bregenz.at