Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Karlheinz Pichler · 24. Jun 2021 · Ausstellung

Der Vorname Wolf Hubers als typografisches Versuchsfeld - Interventionen der Designerin Andrea Gassner im öffentlichen Raum in Feldkirch

Vor drei Jahren feierte die Stadt Feldkirch ihren 800. Geburtstag. Dieses Jahr nun steht schon wieder ein historisches Datum auf dem Gedenkplan. Denn vor 500 Jahren schuf der 1485 in Feldkirch geborene Künstler Wolf Huber den grandiosen Annenaltar für den Feldkircher Dom, der damals noch eine Stadtpfarrkirche war. Im Rahmen einer großen Ausstellung im Palais Liechtenstein (bis 14. November) wird die Geschichte rund um diesen Altar, der zu den bedeutendsten Kulturgütern Vorarlbergs zählt, aufgearbeitet und ausgebreitet. Dazu gibt es auch ein entsprechendes Begleitprogramm. Neben einem Kompositionswettbewerb und einem Theaterstück mit Aufführung im Feldkircher Dom wurde etwa auch die Designerin Andrea Gassner dazu eingeladen, auf den historischen Kunstschatz zu reagieren und anhand von Interventionen im öffentlichen Raum für den Renaissance-Maler auch im städtischen Umfeld sichtbare Spuren zu legen. Die visuellen Echos der Designerin zum Thema sind auf den Billboards der James Joyce Passage (Unterführung beim Schattenburgtunnel) sowie im neuen Kunstkubus am Jahnplatz zu sehen.

„Wolf“ wird zum Bildträger

Sowohl in der Kunstbox als auch bei den Billboards werden die einzelnen vier Buchstaben des Wortes „Wolf“ zu typografischen Bildträgern. Konkret sind bei den vier Großflächenplakaten in der James Joyce Passage in die Versalbuchstaben ikonologische Bruchstücke aus dem Werk Hubers eingearbeitet. Der Buchstabe „O“ zum Beispiel, dargestellt als ein von floralen Elementen umschlungenes „O“, bezieht sich laut Gassner auf „Ornament und Renaissance“. Denn Wolf Huber war ja ein Meister der sogenannten Donauschule, einer Stilbewegung der Renaissance. Oder das „L“: Es steht für „Licht und Räumlichkeit“, denn Licht, Farbe und Räumlichkeit seien von Wolf Huber formal über die natürliche Funktion hinausgeführt worden, so Gassner. Poesie oder Drama hätten die Bilder Hubers, in denen Natur und Mensch zu einer Einheit verschmelzen, bestimmt. Gassner: „Statt nobler Zurückhaltung gibt es grelle Emotion, statt Harmonie verzerrte Proportionen.“
Die Arbeit für den Glaskubus am Jahnplatz ist eine Fortsetzung des typografischen Spiels mit dem Vornamen Hubers, wenngleich formal völlig anders gelöst. Die großen, schwarzen, ausgestanzten Buchstaben erinnern teils an Scherenschnitte, in ihrer ornamentalen Auflösung aber auch an Spitzbogenfriese gotischer Fenster und das „O“ an eine kleine Kirchenrosette. Die ersten drei Buchstaben befinden sich auf der Längsseite, das „F“ an der Schmalseite des Glaswürfels. Sie werfen ihre Schatten auf grün leuchtende Platten, die im Inneren des Kubus gestaffelt sind und entfachen ein durchlässiges Spiel mit Raum, Licht und Schatten.