Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Anita Grüneis · 18. Jun 2021 · Ausstellung

Roland Blums Poetry of Silence: Die Wüste lebt und atmet

Liechtenstein hat einen neuen Fotokünstler. Er heißt Roland Blum, hat in Luzern Jazzmusik studiert, arbeitet seit 1994 als Musikredaktor bei Radio L und ist neuerdings auch ein international ausgezeichneter Fotograf. Beim renommierten Monochrome Photography Awards erreichte der Liechtensteiner den 3. Platz. Damit werden seine Bilder auch im Jahrbuch dieser Vereinigung vertreten sein. Bevor seine Bilder aber im November und Dezember in München zu sehen sind, können etliche aus der Wüstenserie bis 8. August in der Schaaner Galerie Domus besichtigt werden.

«Poetry of Silence» nennt der Künstler die Ausstellung und so heißt auch die Serie mit Luftaufnahmen aus der Wüste Namib. Für seine Bilder war er zweimal in Namibia unterwegs, oder besser «überwegs», denn seine Aufnahmen entstanden alle aus ca. 1.500 Metern Höhe aus einem Helikopter. Dabei zeigt sich, dass Roland Blum ein Seher ist, einer, der tief in die Seele dieser Wüste hineinschaute und dort Lebendiges und Gelebtes fand. «Ich brauche immer einen Link zur Landschaft», sagt er selbst. Seinen «Link» für die Namib holte er sich, als er mitten in der Nacht von seiner Lodge losmarschierte, den unglaublichen Sternenhimmel über sich und die Angst vor wilden Tieren in sich. «Diese Furcht hielt sich die Waage mit der Euphorie über die Schönheit der Nacht», meint er und erzählt noch, dass nach rund zwei Stunden ein Tier neben ihm lief und sie sich gegenseitig immer wieder beäugten. Es war eine Oryxantilope und somit keine Bestie.
Bevor es aber an das Fotografieren ging, hat sich Roland Blum monatelang vorbereitet, hat Satellitenbilder studiert, um die besten Gegenden der Wüste zu entdecken, und machte  tausende von Punkten auf einer Landkarte, damit er dem Piloten genau sagen konnte, wohin er fliegen soll.

Sinfonische Wüstenkompositionen
All diese Vorbereitungen haben sich gelohnt. Die Ausstellung im Domus zeigt keine Fotos, sie zeigt Gemälde, oder besser Wüstenkompositionen, denn jedes Bild hat eine Beziehung zum anderen, auch zu jenen in anderen Räumen. Sie alle kommunizieren miteinander und sind doch Solisten. Sie erinnern in ihrer Gesamtheit an sinfonische Wüstendichtungen. Einzeln betrachtet, ist jedes Bild ein Musikstück für sich, man fragt sich unwillkürlich, ob es gemalt oder konstruiert ist – dabei ist alles reine Natur. So wie Roland Blum sie sieht. Mal erinnern Bilder an Zeichnungen von John Howe und Tolkiens Mittelerde mit dunklen äderigen Fels- oder Wurzellandschaften. Dann wieder wirkt eine Landschaft wie aufgeschnitten mit sezierter Lunge. Oder eine Art Rückgrat liegt waagrecht in der Luft, umgarnt von Nebelschwaden. Harte Konturen treffen auf weiche Formen und treten in den Dialog. Aber all das sind nur Interpretationen, Roland Blums Fotos laden zu mentalen Spaziergängen ein, öffnen jedem Betrachter neue oder auch alte Welten.
Im November möchte er wieder nach Namibia fliegen um weitere Feinheiten seiner geliebten Wüste zu entdecken. Die Poesie der Stille dauert an, die Vorfreude auf neue Sinfonische Dichtungen ebenso. Außerdem stehen für Roland Blum mehrere Ausstellungen an, vielleicht sogar in Namibia selbst. Die Kunst hat sich der alleinerziehende Vater hart erarbeitet und selbstverständlich ist er weiter als Musikredaktor tätig, um sich neue Bilder leisten zu können.

Roland Blum: "Poetry of Silence"
domus Museum Galerie, Schaan
Fr 14 - 20, Sa/So 14 - 18