Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Karlheinz Pichler · 24. Mär 2019 · Ausstellung

Das Unterlaufen konzeptioneller Denkstrukturen von intuitiven Einflüssen - Valentina D'Amaro, Debora Hirsch, Devis Venturelli in der Bregenzer Galerie Lisi Hämmerle

Im Rahmen der Wiener Alternativmesse für zeitgenössische Kunst, der Parallel Vienna, ist die Galeristin Lisi Hämmerle vor zwei Jahren mit dem Schaffen der Italienerin Valentina D'Amaro und der Brasilianiern Debora Hirsch in Berührung gekommen. Aus diesem Kontakt heraus ist die aktuelle Ausstellung „Scivias“ in der Bregenzer Galerie Hämmerles entstanden. Mit Devis Venturelli ist jedoch noch eine dritte Position hinzugekommen, denn er ist mit D'Amaro und Hirsch eng befreundet und alle drei Kunstschaffenden leben und arbeiten derzeit in Mailand.

In ihrem Ausstellungsprojekt "Scivias" gehen Valentina D’Amaro, Debora Hirsch und Devis Venturelli der Frage nach, inwieweit bei der Erforschung und Interpretation der Realität durch Kunst metaphysische Implikationen zum Tragen kommen. Denn künstlerische Prozesse folgen ihrer Ansicht nach nicht nur der Vernunft und konzeptionellen Denkstrukturen, sondern diese werden immer wieder auch von intuitiven und, wenn man so will, visionären Einflüssen überlagert. Der Titel der Ausstellung, „Scivias“ - übersetzt „Wisse die Wege“, bezieht sich auf das gleichnamige Werk von Hildegard von Bingen, in dem sie 26 selbst erlebte religiöse Visionen beschreibt. Die Ausstellung in der Bregenzer Galerie Lisi Hämmerle, die das 30. Jahr ihres Bestehens feiert, soll ein Experiment darstellen, bei dem die instabilen Grenzen zwischen Intuition, unmittelbarem Wissen und Wissenschaft ausgelotet werden. Die intuitive Herausforderung, die hinter den künstlerischen Prozessen stünde, sei im Wesentlichen nur schwer fassbar. Im künstlerischen Akt werde die Dynamik von Materie gleichsam zu Energie transformiert. In dieser Umsetzung werde eine Welt enthüllt, die jenseits der rationalen Sinne verborgen liege und in der alles vibrierend miteinander verbunden sei.     

Die Essenz der Dinge     

So zielt etwa Valentina D'Amaro mit ihren sehr speziellen Landschaftsgemälden, die von allem beschreibenden und erzählenden Beiwerk befreit und entleert sind, auf die Essenz der Dinge ab. Das Archetypische, ja fast Plakative, dass den eindringlichen Landschaftsbildern der Mailänder Künstlerin anhaftet, grenzt an fiktionale Vorstellungen und Visionen. In ihrem melancholischen Grundton erinnern die Bilder mitunter an das Werk Edward Hoppers. Den Landschaften D'Amaros hängt auch das Traumhafte an. Man kann sie wahrnehmen und empfinden, aber sie entziehen sich der Sprache, so wie dies auch bei der Musik der Fall ist. In ihrer Art der Erforschung künstlerischer Wege und Möglichkeiten versucht sie, Logik und Erfahrung zu umgehen und das konzeptionell Kalkulierte hinter sich zu lassen.     

Komplexe Referenzstrukturen     

Die im brasilianischen São Paulo geborene Künstlerin Debora Hirsch will mit ihrem Bilderzyklus „Firmamento“ gleichsam die Komplexität der Wirklichkeit rekonstruieren. Ihren unzähligen Referenzen an Architektur, historische Kolonialzeit oder mikrokosmische Strukturen und die inhaltlichen Verschränkungen, die in den Werken spürbar werden, geht eine überaus kritische und genaue Untersuchung scheinbar unzusammenhängender Welten und Situationen voran.     

Zur Skulptur gefrorene Bewegung     

Der 1974 in Faenza geborene Künstler Devis Venturelli kommt ursprünglich von der Architektur. Er zeigt in Bregenz Beispiele seiner Serie "Sculpt the Motion". In Bewegung versetztes silbriges Isoliermaterial, wie man es vom Bauen her kennt, scheint hier zu mobilen Skulpturen zu gerinnen. Formal setzt Venturelli mit diesen Werken Zitate auf die Figuren von Umberto Boccioni oder den Formenkanon von Hans Arp. Von Venturelli wie auch von Hirsch sind in einem von Lisi Hämmerle eigens neu geschaffenen Videoraum auch Filme zu sehen, die mit eindrücklichen Bildern die Arbeit der beiden visualisieren.      

Valentina D’Amaro, Debora Hirsch, Devis Venturelli: Scivias
Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz
Bis 4.5.2019
Mi-Fr 15-19, Sa 11-14, und nach tel.Vereinbarung +43 (0) 5574 52452
www.galerie-lisihaemmerle.at