Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Karlheinz Pichler · 29. Sep 2022 · Ausstellung

Bella Angora und Bianca Lugmayr unter den Nominierten für den erstmals ausgelobten Schiele Award

In den Räumlichkeiten des Minoritenklosters Tulln sind von 8. Oktober bis 11. November insgesamt 68 Kunstwerke von jenen 30 Kunstschaffenden ausgestellt, die für den erstmals ausgelobten Schiele Award in Frage kommen. Summa summarum haben 553 Künstlerinnen und Künstler 1.225 Werke eingereicht, deren Techniken von der Malerei über Grafik, Skulpturen und Fotografie bis hin zur digitalen Kunst reichen. Mit Bella Angora und Bianca Lugmayr haben es auch zwei Vorarlberger Künstlerinnen auf die „Shortlist“ des mit 10.000 Euro dotierten Preises geschafft.

Künftig soll der Schiele Award alle zwei Jahre vergeben werden und Kunstschaffenden eine Plattform bieten, ihre Arbeiten einem breiteren Publikum vorzustellen. Tulln ist der Geburtsort von Egon Schiele (1890-1918), der zu den Hauptvertretern des Expressionismus gehört und neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zu den wichtigsten österreichischen Künstlern der Moderne zählt. Initiiert wurde der Award vom Rotary Club Tulln, der sich eigenen Angaben zufolge das Ziel gesetzt hat „zeitgenössische künstlerische Praxen im Diskurs mit Gegenwartsfragen zu fördern und gleichzeitig seinen sozialen Grundsätzen entsprechend humanitäre Hilfe zu leisten“.      
Der Schiele Award richtet sich an Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland, die ihren Lebensmittelpunkt in Österreich haben. Neben dem Geldpreis ist der Award auch mit einer Verkaufsausstellung verbunden. Den Besucher:innen bietet sich damit die Möglichkeit, Positionen von jungen und auch etablierten Kunstschaffenden brandaktuell zum Thema „Egon Schiele – seine Person und sein Werk aus zeitgenössischer Sicht“ zu erwerben.       

Auseinandersetzung mit Schiele aus zeitgenössischer Sicht       

Im Rahmen der Vernissage am 7. Oktober werden die drei aus Sicht der Jury besten Arbeiten des diesjährigen Awards prämiert und alle während der Ausstellung nicht verkauften Werke am Abend der Finissage am 11. November öffentlich versteigert. 50 Prozent der Verkaufserlöse gehen dabei an den Rotary Club Tulln für sein Programm „Familien in Not".        
Bella Angora, 1968 als Sandra Dorner in Bregenz geboren, die unter anderem dafür bekannt ist, dass sie mittels Text, Sound, Video sowie installativen und performativen Elementen den aktuellen Herausforderungen für Individuum und Gesellschaft auf den Grund geht, ist mit zwei Fotoarbeiten und einer Videoarbeit nominiert, die im Zuge von performativen Aufführungen und in Zusammenarbeit mit der Fotografin und Filmerin Sarah Mistura entstanden sind. Ihr auf den Fotos wiedergegebenes schwarz-weiß bemaltes Gesicht erinnert vom Ausdruck und Kopfstellung her stark an die typischen Selbstporträtdarstellungen Schieles. Bei der Videoarbeit handelt es sich um einen Mittschnitt ihrer Perfomance „Leuchtturm“, die anlässlich des Projektes „Kreissaal“ von Tomi Scheiderbauer entstanden ist.       
Das Werk, mit dem Bianca Lugmayr auf die „Shortlist“ kam, trägt den Titel „Hilda Loewe“ und bezieht sich auf die österreichische Pianistin und Komponistin, die unter dem Pseudonym Henry Love (1895-1976) arbeitete. Lugmayr entwickelte dieses Opus mit Leinen, Nähseide sowie Aquarell- und Sprühfarbe ursprünglich für das „MusicaFemina“ Projekt in Wien (2021). Auch diese Arbeit erinnert in seiner Expressivität an die Selbstsporträts Schieles. Grundsätzlich erzählt Lugmayr in ihren genähten Arbeiten collageartige Geschichten rund um Weiblichkeit, Frausein und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben.
Ihr Interesse gilt dem Vermischen und Aufheben der Grenzen von Malerei, Stickerei, Druck, Fotografie und der Arbeit mit Papier im Zusammenspiel von Dekonstruktion und Wiederaufbau. Zwar wurde die Künstlerin 1979 in Wels geboren, wohnt aber seit längerem in Vorarlberg und ist auch Mitglied der Vorarlberger Berufsvereinigung.      
Nachfolgend alle Künstlerinnen und Künstler, die für den Schiele Award 2022 nominiert sind – interessant dabei, dass es sich bei 24 der 30 Nominierten um Frauen handelt: Bella Angora, Isabel Belherdis, Maria Bichler, Katrin Bruder, Daniel Domig, Julia Dorninger, Kristina Feldhammer, Karin Frank, Anne Gassner, Olga Georgieva, Theresa Grandits, Birgit Graschopf, Anita Gratzer, Margit Greinöcker, Lisa Großkopf, Erika Haller-Martinez, Jochen Höller, Udo Hohenberger, Bernadette Huber, Sebastian Kaltenbrunner, Maria Kuzyk, Bianca Lugmayr, Sissa Micheli, Florian Nitsch, Thomas Riess, Elisabeth von Samsonow, Andrea Schnell, Maria Temnitschka, Sophie Tiller und Christina Starzer.      

weitere Infos: www.schieleaward.at