Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Karlheinz Pichler · 14. Okt 2011 · Ausstellung

Aufnahmen aus dem Studio, das sich Leben nennt – Walgau-Fotografien von Nikolaus Walter in der Frastanzer Museumswelt

Im Rahmen des Regionalentwicklungsprojektes „Im Walgau“ war der Feldkircher Fotograf Nikolaus Walter rund eineinhalb Jahre in den Walgaugemeinden unterwegs und hielt Impressionen aus der Region, den Menschen, der Industrie, dem Alltag fest. Etliche Aufnahmen davon kommen in die Publikation, die anlässlich des kürzlich erfolgten Zusammenschlusses der 14 Gemeinden zwischen Göfis und Nüziders zur „Regio im Walgau“ noch im Verlaufe des Herbstes erscheinen soll. Eine Auswahl von rund 50 Fotos dieser Walgaubilderreise sind derzeit in der Frastanzer Museumswelt ausgestellt.

In der Kunst- und Fachliteratur wird Walter immer wieder mit Größen verglichen, die Fotografiegeschichte geschrieben haben. Etwa mit Henri Cartier-Bresson, Robert Lebeck oder Robert Frank. Nicht zu Unrecht, wie er mit seinen Zyklen, die im Rahmen seiner unzähligen Reisen entstanden sind, immer wieder unter Beweis gestellt hat. Aber auch seine lokalen Serien wie etwa über das Walsertal oder die Stadt Feldkirch können sich international sehen lassen. Bekannt geworden ist der 1945 in Rankweil Geborene mit Schwarz-Weiß-Fotografien. Wer ihn also „nur“ als  „Schwarz-Weiß-Fotografen“ kennt, wird überrascht sein, wenn er die in der Museumswelt ausgestellten Werke sieht. Denn sie sind durchwegs mit einer digitalen Farbkamera realisiert worden. Den Anforderungen der Auftraggeber folgend, ist dies auch bei Nikolaus Walter keine Ausnahme mehr.

Unverkennbare Handschrift auch in der Farbfotografie

Dass aber auch in der Farbfotografie klar seine Handschrift auszumachen ist, lässt sich in Frastanz gut nachvollziehen. Denn auch wenn er im Auftrag unterwegs ist, hält er sich an das Grundprinzip, sich in der Landschaft und bei den Leuten aufzuhalten und sozusagen Empirie, Feldforschung zu betreiben, bevor er den Auslöser betätigt. Er studiert Land und Leute, setzt sich den örtlichen Lebensbedingungen aus, erkundet Eigenheiten und Alltägliches, um das Wesentliche zu erkennen und dann als komplexen Moment im Bild zu fixieren.

Auch das Innere einer Situation fotografisch erfassen

Die Werke Walters sind folglich direkt aus dem Leben gegriffen. Es sind verdichtete Stills, Gesten, Prozesse, Abläufe, Situationen, die er als Ganzes erfasst und mit der Kamera zum ewigen Bild gerinnen lässt. Nur ganz wenige beherrschen so wie er die Kunst, Nähe und Distanz sowie künstlerische Objektivität und fotografische Aussage im richtigen Maß auszuloten.
Die Badenden im Schwimmbad in der Felsenau, mit der im Hintergrund ganz nah herangezoomten Frastanzer Kirche, die Kinder am Schilift oder beim Plantschen im Wildbach, die alten Herrschaften, die die Jagdtrophäenschau besuchen – das Gespür Walters für den Menschen, das Wesentliche, die Gesamtheit, das Innere einer Situation ist allgegenwärtig, auch in seinen digitalen Farbfotografien.


Nikolaus Walter: „Im Walgau“

Museumswelt Frastanz
Bis 27. Oktober
Geöffnet jeden Mittwoch oder nach telefonischer Vereinbarung