Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Manuela Schwaerzler · 06. Jul 2020 · Aktuell

Zur Investition in die Vorarlberger Kulturszene - Interview mit Maria Simma, Obfrau von locart, Verein zur Investition in Kunst und Kultur

Ein neuer Verein lässt aufhorchen, er möchte Privatpersonen sowie Firmen die Investition in Kultur – steuerlich absetzbar – ermöglichen und die Gelder zu 100 % an Vorarlberger Kunstschaffende fließen lassen. Auf Initiative von Maria Simma, Präsidentin der Berufsvereinigung Bildender Künstler*innen Vorarlbergs, wurde „locart – Verein zur Investition in Kunst und Kultur gegründet“, gemeinsam mit Nina Fritsch (Landesverband Vbg. Amateurtheater), David Helbock (Pianist), Barbara Herold (Regisseurin, IG Freie Theater), Frauke Kühn (literatur:vorarlberg netzwerk), Philipp Lingg (Musiker), Manuela Mylonas (Alpinale), Silvia Salzmann (Tänzerin, netzwerkTanz) und Mirjam Steinbock (IG Kultur Vbg.).

Manuela Schwärzler: In Eurer Presseaussendung heißt es, dass „die Ausnahmesituation der letzten Wochen“ ausschlaggebend für die Gründung des Vereins war. Ist er tatsächlich erst durch Corona entstanden?
Maria Simma: Das Thema Kulturfinanzierung beschäftigt mich schon länger. Gerade das Zitat von Weizsäcker, in dem er sich fragt, weshalb in der Kunst von Subvention und nicht Investition gesprochen wird, ist prägend. Es ist daher wohl nicht zwingend, dass dieses Projekt nur in der Pandemie entstanden wäre. Aber die Pandemie machte es dringlicher. Denn viele Kunstschaffende erfahren aufgrund ihrer azyklischen Einkommen in keinem Fonds eine angemessene Unterstützung.
Schwärzler: Wie verlief die Vereinsgründung?
Simma: Alle Beteiligten sagten sofort zu. Zentral war, alle Sparten der Kunst einzuschließen und gemeinsam, ich möchte sogar sagen, solidarisch, aufzutreten. Nicht jeder für sich, sondern wir für alle. Nicht wir für unsere Institutionen und unser Häuser, sondern wir für die Vorarlberger Kunst- und Kulturlandschaft. Ich gelte zwar als Initiatorin, gewachsen ist das Projekt aber mit uns allen. Zentral war auch, eine solide Basis für ein derartiges Unterfangen zu schaffen. Wir arbeiten mit Spendengeldern und hier gilt es, jeden Cent dreimal umzudrehen. Es braucht Vertrauen, für Spender*innen gleichsam wie für Empfänger*innen und Partner.
Schwärzler: Wie ist die Partnerschaft mit Stiftung Philanthropie Österreich entstanden?
Simma: Die Stiftung, die uns nun die Spendenbegünstigung ermöglicht, kannte ich bereits aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Projekt. Schließlich las ich in einer ihrer Presseaussendungen, dass sie im Zuge der Coronakrise beschlossen hat, Arbeitsstipendien an Künstler*innen zu vergeben. Da griff ich sofort zum Telefon, erklärte unser Vorhaben und erhielt schließlich ihre Zustimmung.
Schwärzler: Bis zum 31.7. können sich Künstler*innen aus allen Sparten „bewerben“, der Beirat, das sind die Gründungsmitglieder, sichtet und vergibt das Geld in gleichen Teilen bis max. € 3.000. Welche Kriterien müssen erfüllt sein?
Simma: Schön, dass „bewerben“ in Anführungszeichen gesetzt wird. Sprache schafft Realität. Ansuchen, Bewerbung, Subvention, Unterstützung etc. bringt einen automatisch in eine Bittstellerrolle. Das wollen wir nicht. Es macht einen großen Unterschied, ob ich ein Ausstellungsansuchen schicke oder eine Ausstellungsidee. Wir legen darauf großen Wert, daher auch unser Verein zur „Investition in Kunst und Kultur“. Die Künstler*innen melden sich bei uns, ein Formular ist auf der Website. Die Gelder gehen an professionelle Künstler*innen oder selbstständige Kulturschaffende, die über 18 sind und ihren Hauptwohnsitz in Vorarlberg haben. An jene, die ihr Einkommen hauptsächlich aus der Kunst beziehen.
Schwärzler: Bleibt das auch in Zukunft so?
Simma: Ein Wunsch für die Zukunft ist, dass wir selbst spendenbegünstigt werden (dies dauert mindestens 3 Jahre) und schließlich die freie Szene mit unserer Arbeit unterstützen können. Die Spendenbegünstigung macht einen sehr großen Unterschied aus. Kulturveranstalter haben es schwer, diesen Status zu erreichen. In Österreich trifft dies nur auf wenige Kulturveranstalter zu, vor allem große Häuser, in Vorarlberg etwa das Kunsthaus, das vorarlberg museum, die Bregenzer Festspiele. Mittlerweile auch das SOV, der Prozess dauerte aber knapp zwei Jahre und war mit hohen Kosten verbunden. Verschärfend ist die Tatsache, dass nur zwei Prozent aller Spenden in Kunst und Kultur fließen. Auch hier gibt es Aufholbedarf. Mit anderen Worten: Einerseits braucht es rechtliche Grundlagen, andererseits viel Kommunikation. Ich freue mich, dass wir hier nun einen Grundstein gelegt haben und lade alle ein, mit einem kleinen, mittleren oder größeren Beitrag in Vorarlbergs vielfältige Kulturlandschaft zu investieren.

www.locart.at