Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Manuela Schwaerzler · 22. Jul 2020 · Aktuell

In eigener Sache: Ab jetzt Schlossgasse 4!

Üblicherweise ist der Juli ein ruhiger Monat im „KULTUR“-Büro. Die Arbeit am nächsten Heft, der September-Ausgabe, beginnt erst Anfang August so richtig, es gibt also wenig zu tun, auch weil sich viele Kulturveranstalter in die Sommerpause verabschieden; das ist die Zeit, in der auch das Redaktionsteam der „KULTUR“ (Peter Füßl, Pauline Lesjak, Christina Porod und meine Wenigkeit) sich ein wenig Urlaub gönnt. Wie gesagt: üblicherweise.

Heuer ist vieles anders, nicht nur aufgrund von Corona, sondern in diesem Fall aufgrund von glücklichen Zufällen: In der Straße unseres alten Büros, der Schlossgasse im Dornbirner Oberdorf, nur 2 Häuser weiter, wurden Anfang des Jahres Büroräumlichkeiten zur Vermietung ausgeschrieben, nachdem die Hoffnung vieler Oberdorfer auf eine Apotheke an diesem Standort endgültig aufgegeben werden musste. Wir wurden hellhörig, denn für 2021 war ein Umzug geplant. Sowohl der Standort als auch die Größe schienen uns ideal. Und so verlegten wir den ursprünglich für nächstes Jahr geplanten Umzug des Büros um ein Jahr nach vorn und nutzten die ersten drei Juliwochen, um unsere Arbeitsplätze mitsamt Archiv in das frisch renovierte Büro zu übersiedeln. Dafür waren nicht nur zahlreiche Bananenschachteln und Koordination gefragt, sondern auch ganz schön viel Muskelkraft (danke Max!) und ein Skateboard. Wer sich jetzt uns jung gebliebene „KULTURlinge“ mit Bananenschachteln auf den Schultern ganz cool von einem Haus zum nächsten skatend vorstellt, macht sich zwar bei uns beliebt (danke für die Blumen!), liegt aber falsch. Ein Skateboard kann viel mehr! – Nämlich viel mehr transportieren: Sämtliche schwergebauten Aktenschränke und Regale (90 x 200 cm) aus dem Archiv fuhren, von uns leichten Fußes und lächelnd begleitet, auf dem kleinen, schon etwas in die Jahre gekommenen Skateboard (ca. 20 x 70 cm) die 20 Meter von Hausnummer 2 nach Hausnummer 4. Ohne dieses kleine coole Brettchen aus dem Hause Füßl wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen!

Fundsachen und Wiederentdeckungen

Und wie das so ist bei Umzügen, man findet allerlei: zum Beispiel uralten Papierkram, bei dem niemand mehr nachvollziehen kann, warum er nicht schon längst im Altpapiercontainer gelandet ist. Oder bestimmte Vorräte in Unmengen, über die man sich wundert (bzw. ich mich gewundert habe): stapelweise DVD-Rohlinge und riesige Rollen Paketschnur, die ich in meinen zwei Jahren bei der „KULTUR“ noch nie gebraucht habe. Beides Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten, die noch gar nicht so lange her sind, wie mir Peter erklärte. „Damals“ wurden die Druckdaten für die jeweilige Ausgabe nicht einfach übers Internet auf den Server geladen, sondern auf eine DVD gespielt und der Druckerei gebracht. Und für den Versand mussten die Zeitschriften sorgfältig gebündelt werden, daran erinnert sich Pauline noch gut. Das war zwar vor meiner Zeit, jedoch keineswegs im vorigen Jahrtausend!
Was aber wirklich beeindruckend war: Sämtliche Jahrgänge der „KULTUR“ und auch die allersten Ausgaben der Vorgängerzeitschrift, die ja als Monatsprogramm „Am Spielboden“ (1983–1985) erschien, in die Hand zu nehmen und die durchgängig ausdrucksstarken, oft sehr mutigen Titelbilder zu bestaunen! Wie gerne wäre ich beim Einsortieren länger verweilt, hätte jede Ausgabe durchgeblättert und mich ins damalige Kulturgeschehen versinken lassen ... Dann aber wären wir noch lange nicht fertig mit dem Übersiedeln. Denn in ihrer gesamten Erscheinungszeit (seit 1986) wurde keine einzige Ausgabe der „KULTUR“ ausgelassen (auch nicht in Coronazeiten). Darauf darf man wirklich stolz sein (ich mit meinen zwei Jahren eher nicht, aber alle anderen Beteiligten sehr wohl)! Jetzt schlummern all die schönen Ausgaben wieder ordentlich gestapelt in den Archivschränken und warten auf die nächste Wiederentdeckung.
Und wir sitzen, glücklich über das schöne, wenn auch noch etwas kahle, neue Büro in der Schlossgasse 4; andererseits aber auch das wunderschöne alte und geschichtsträchtige Haus, in dem wir uns 30 Jahre lang sehr wohl gefühlt haben und gerne ein und aus gingen, vermissend, an unseren Plätzen und steuern auf die Vorbereitungen für die September-Ausgabe zu ...