Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Thorsten Bayer · 02. Apr 2013 · Aktuell

Stille Kräfte des Kulturbetriebes, Teil drei: Sabine Matt-Schönwetter

In unserer neuen Serie präsentieren wir in kurzen Interviews Menschen, die für Vorarlberger Kulturveranstalter unverzichtbare Arbeit leisten. In diesem Teil geht es um Sabine Matt-Schönwetter, die sich am Feldkircher Theater am Saumarkt engagiert.

Die 47-jährige Feldkircherin ist Pflegehelferin, verheiratet mit Thomas und hat zwei Söhne: Lukas (18) und David (16 Jahre). Seit 1990 ist sie als Amateurschauspielerin für Kindertheater am Saumarkt aktiv. 1999 übernahm sie die Leitung des Kindertheaters, fünf Jahre später das Kinder- und Jugendtheater. „Sabine Matt-Schönwetter hat im Saumarkt eine Kindertheatergruppe aufgebaut und mit viel Liebe zu den Kindern und zum Theater sie zu zeitweise fünf Kinder- und Jugendtheatergruppen vergrößert“, würdigt sie Sabine Benzer, Geschäftsführerin des Theaters am Saumarkt. „Ihre Arbeit steht für unseren Kulturbegriff: Partizipation in Form von Theaterarbeit von Kindern für Kinder und die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit aktuellem zeitgenössischem Kindertheater.“

Über 50 Stücke


Welche Aufgaben haben Sie am Saumarkt gehabt, welche Projekte betreut?
Seit 1999 habe ich mit dem Kinder- und Jugendtheater über 50 Stücke inszeniert und genauso viele Kinder und Jugendliche betreut. Sie steigen mit ca. sechs Jahren bei den TheaterZwergen ein, mit 10 Jahren steigen sie zu den TheaterKindern auf, ab 14 Jahren sind sie dann bei der TheaterJugend. Der Höhepunkt der „Theaterschule“ ist dann der Abschluss mit den TheaterFerkels, da muss man einiges können. Im Durchschnitt bleiben sie fünf Jahre, einige sind schon zehn Jahre bei uns und manche möchten „Schauspieler“ zu ihrem Beruf machen. Weitere Projekte waren in den Jahren 2004 bis 2008 das Integrationstheater mit der Volksschule Levis und dem Schulheim Mäder, bei dem es jedes Jahr eine Aufführung gab, und 2005 das Jugendtheaterfestival „Short Cuts“ am Saumarkt. Hier schrieben Jugendliche Szenen, die Jugendgruppen im Land umgesetzt haben. In den Jahren 2005 und 2007 führten wir mit dem Kinderchor Frohsinn-Nofels ein Kindermusical auf. 2007 kam das Theaterprojekt „Gewalt unter Jugendlichen“ mit der Hauptschule Levis dazu.

Wie kam es zu diesem Engagement?
Zum einen spiele ich selbst seit meiner Kindheit Theater und es ist wirklich meine Leidenschaft. Zum anderen arbeite ich mit Kinder und Jugendlichen sehr, sehr gerne zusammen und da der Vorstand 1999 eine Plattform für Kinder am Saumarkt machen wollte, mussten sie mich nicht zweimal fragen, ob ich eine Idee hätte. So entstand das Kindertheater am Saumarkt.

Für das Leben lernen


Worin liegt die besondere Herausforderung bei der Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen?

Dass ich Kindern und Jugendlichen etwas beibringen kann, das sie nicht nur auf der Bühne gebrauchen können, sondern auch im Leben für ihre Zukunft: Selbstbewusstsein, Teamarbeit, Spontaneität, Kommunikation usw. – das ist für mich eine besondere Herausforderung. Ebenso, immer wieder Stücke zu finden, bei denen ich alle 10 bis 15 Schauspieler unterbringe und dass ihnen auch die Stücke gefallen, sie Spaß haben, auf der Bühne zu stehen. Jedes Projekt ist einzigartig. Sooft man es auch spielt, man darf sich nicht darauf verlassen, dass alles wie geplant funktioniert.

Wird diese Arbeit genug wertgeschätzt?
In meinem Fall - ja! Der Vorstand des Saumarkt-Theaters und Mag. Sabine Benzer unterstützen mich in allem, sie schätzen meine Arbeit sehr. Auch die Eltern und Kinder schätzen meine Arbeit, sonst hätte ich nicht in jeder Gruppe Wartelisten und Kinder, die fünf bis zehn Jahre bleiben. Ich kann nicht für andere Kulturschaffende sprechen, aber wenn man von Kürzungen im Kulturbereich hört, ist es sicher für manche schwer, diese wertvolle Arbeit zu leisten. Das ist schade!

Kultur heißt Pflege


Welche kulturellen Veranstaltungen besuchen Sie in der Freizeit?
Leider ist meine Freizeit etwas begrenzt, aber natürlich gehe ich ins Theater am Saumarkt, sooft ich kann. Von Theater über Musik bis zu Vorträgen und Ausstellungen interessiert mich alles. Ich habe ein Abo vom Bregenzer Frühling – Balsam für die Augen! Außerdem besuche ich in der poolbar die Kollegen des „projekttheater“ oder das „walktanztheater“. Auch die Besuche bei anderen Kinder- & Jugendveranstaltungen in den Gemeinden ist wichtig für mich.

Und ganz allgemein: Was bedeutet Kultur für Sie?
Kultur ist ja lateinisch und bedeutet „Pflege, Bearbeitung“. Kultur bedeutet für mich die Pflege der Sinne, Pflege des Wohlfühlens, „be-arbeiten“, dass wir nicht alleine bleiben. Bei mir speziell, da ich mit Kindern arbeite, sie zu pflegen und zu „be-arbeiten“, dass sie etwas zusammen erreichen, das ihnen guttut.