Anna Hints‘ preisgekrönter Dokumentarfilm „Smoke Sauna Sisterhood“ ist derzeit in den Vorarlberger Kinos zu sehen.
Peter Ionian · 02. Mai 2020 · Aktuell

Nnella beamt! - Debüt-Doppel-EP-Präsentation als Livestreaming-Solokonzert

Am 7. Mai um 20.30 Uhr präsentiert Nnella ihre Debüt-Doppel-EP „Dear Beloved Asshole“ in einem Livestreaming-Solokonzert direkt aus dem Spielboden Dornbirn.

Die Person hinter der Kunstfigur

Nadja Bodlak ist in Altach geboren und lebt nun in Linz. Vor ihrem Studium, das sei doch schon ein paar Jahre her, war sie im Jazzseminar Dornbirn. Für sie ist das „der Ort in Vorarlberg, wo sich ganz viele Menschen treffen, die wissen, dass sie in die Musik wollen“. Menschen, die sowohl musikalisch als auch persönlich sehr inspirierend für sie waren. „Ich habe mich dort sehr viel weiterentwickelt und durfte erleben, wie wichtig Austausch und Zusammenarbeit für die künstlerische und persönliche Entwicklung sind.“ Zu dieser Zeit war sie bereits mit ihren ersten Bands Mono Express und Ink Spills unterwegs.
Inzwischen studiert sie seit knapp drei Jahren Jazzgesang an der Bruckner Uni in Linz, ist aber immer wieder in Vorarlberg zu Besuch. Unter anderem auch während der COVID-19-Beschränkungen. Das war für sie eine Zeit, um viele Dinge zu überdenken. Sonst sei immer so viel los und man hätte kaum die Möglichkeit zur Selbstreflexion. „Nicht zu wissen, was die Zukunft bringt, ist ja eigentlich generell so, wurde aber in dieser Zeit plötzlich spürbar. Es war sehr interessant zu beobachten, wie ich selbst und andere damit umgehen.“

Angetrieben von Emotionen

Nnella ist als Künstlerinnenpersönlichkeit vor ein paar Jahren entstanden. Im ersten Moment deshalb, weil sie mit englischsprachiger Musik die Sorge hatte, dass Nadja Bodlak weder gut klingt, noch einprägsam genug sei. Also wollte sie ein Pseudonym finden, unter dem sie auftreten und die Musik, die sie selbst schreibt, sammeln konnte. Das Singer-Songwriter-Alter-Ego für die Solosachen. Was Nnella künstlerisch ausdrücken möchte, beantwortet sie mit: „Vor allem Emotionen. Ich habe mir sehr viele Gedanken darüber gemacht, warum ich überhaupt Songs schreibe. Für mich sind es Schnappschüsse von Emotionen, die ich festhalten will und mit denen ich auch Menschen erreichen und berühren möchte.“

Zerbrechlich. Provokant. Selbstbestimmt.

Nun präsentiert die junge Künstlerin ihr Debüt „Dear Beloved Asshole“ und erklärt, warum es eine Doppel-EP wurde: „Es sind acht Songs, davon waren vier bereits geschrieben, dann ist etwas in meinem Leben passiert, was zu den zweiten vier Songs führte. Es ist jedoch alles eine Geschichte - mit einer Wendung. Aber nicht nur inhaltlich, auch wegen des Musikmarktes ist es eine Doppel-EP. Ich wollte nicht zweimal Vinyl herausbringen, sondern alles auf einer Platte veröffentlichen. Als Online-Release werden es aber zwei EPs sein. So ist man auf einem Markt, in dem fast nur noch Singles veröffentlicht werden, über einen etwas längeren Zeitraum aktuell.“

Zu allen Gefühlen stehen können

Was sich in diesem Werk Ausdruck verleihen wollte beschreibt Nnella so: „Im Moment des Schreibens musste ich bestimmten Emotionen Platz geben, die ich gefühlt habe. Es ist dadurch bestimmt sehr viel Persönliches dabei. Das war eine Phase meines Lebens, in der ich viel durchgemacht habe und wo ich mich mit Emotionen wie Vergebung, aber ebenso Hass auseinander setzen musste. Auch solchen Gefühlen Platz zu geben, ist nicht immer leicht, denn gesellschaftlich werden sie eher unterdrückt. In der Kunst ist das aber möglich. Auf der Bühne, musikalisch, künstlerisch geht einfach viel mehr, als sonst. Aber es ist auch nicht alles autobiographisch. Mein lyrisches Ich, meine künstlerische Persönlichkeit, oder wie auch immer man das nennen mag, hat da auch viel mitgemischt.“
Dabei stehen für Nnella am Anfang immer die unterschiedlichen Emotionen. Sie spürt sie und lässt dadurch auch unterschiedliche Klangfarben oder Feelings geschehen. Sie gehe nie von einem Genre aus, der Ursprung sei immer die Emotion und daraus entwickeln sich die Lieder. Diese werden dann gemeinsam mit der Band ausgearbeitet, zu der auch Jakob Gschwandtner an den Drums, Alexander Matheis am E-Bass und Valentin Goidinger an der E-Gitarre gehören.

Selbstakzeptanz und Entscheidungen

Die junge Künstlerin setzt sich nachdenklich und bewusst mit sich selbst und gesellschaftlichen Zwängen auseinander. Ihre Kurzhaarfrisur ist nicht ursprünglich als Statement entstanden. Sie spürte einfach, dass sie Veränderung brauchte und so war auch das eher Ausdruck eines inneren Gefühls. Das hat jedoch umgekehrt wieder viel ausgelöst. Eine Reflexion über das Frauenbild in unserer Gesellschaft. Welche Klischees und Vorurteile sie selbst auch schon verinnerlicht hatte. Dass man nur wegen eines Haarschnitts schnell Zuschreibungen erlebt, als lesbisch oder auflehnerisch. Wie sehr die gesellschaftliche Prägung die gesamte Körperbehaarung einer Frau beeinflusst. „Ich habe dadurch viel über Selbstakzeptanz gelernt und darüber, dass man eine Entscheidungsmöglichkeit hat. Die hatte ich auch schon vorher, aber das ist einem oft nicht bewusst und fühlte sich nicht so an.“

Eine Geschichte namens Leben

Was am 7. Mai im Livestreaming-Solokonzert zu hören sein wird, ist dementsprechend wohl ganz viel Emotion. Launisches Songwriting mit musikalischen Wendungen und am Klippenrand balancierenden Texten, nicht mehr nur englischsprachig, auch in Deutsch und Dialekt. Lieder zwischen Witz und Wahnsinn schwankend, von verwobenen Gefühlen, der Notwendigkeit für seine Rechte aufzustehen sowie von durchaus dezent komplizierten Beziehungssituationen aus einer Geschichte namens Leben.

Hier geht's zum Konzert: https://dringeblieben.de/videos/nnella-solo-dear-beloved-live-from-spielboden-dornbirn