Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 19. Dez 2015 · Musik

Musikalische Leidenschaft – Das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ feierte seine Erfolgsgeschichte mit einem stimmungsvollen Konzert

Sein zehnjähriges Jubiläum markierte das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ mit Bachkantaten zur Weihnachtszeit. Interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer feierten begeistert mit und füllten sowohl die Kulturbühne AmBach als auch den Feldkircher Dom bis auf den letzten Platz. Dass die Musik voll und ganz das Zentrum des Tuns bildet, zelebrierte das Orchester gemeinsam mit dem Vokalensemble „Cappella Murensis“ sowie Miriam Feuersinger (Sopran), Kai Wessel (Countertenor), David Munderloh (Tenor) und Matthias Helm (Bariton) unter der Leitung von Johannes Strobl. Auf eine Moderation oder gar Worte anlässlich des Jubiläums wurde verzichtet, viel mehr freuten sich die Musikerinnen und Musiker darauf, mit „ihrem“ Publikum und einem Glas Sekt auf das gemeinsam Erlebte anzustoßen.

„Jesu, nun sei gepreiset“, lautete das Motto des Konzertes, das durch die hervorragende Werkzusammenstellung viel Abwechslung bot. Strahlende Eckpunkte bildeten die Kantaten „Christen, ätzet diesen Tag“ (BWV 63) sowie „Jesu, nun sei gepreiset“ (BWV 41). Im Mittelteil wurden die Zuhörenden mit der Kantate „Ich freue mich in dir“ (BWV 133) in eine pastorale Atmosphäre geführt und der Blick auf das Jesuskind gelenkt.

Abwechslungsreich


Wunderbar durchdacht setzte das Orchester die Instrumentalfarben in Szene. Auf der einen Seite erfüllten die Oboen (Ingo Müller, Elisabeth Baumer, Birgit Heller-Meisenburg) stimmungsvolle Passagen mit Leben. Glanzvoll agierten die Trompeten (Herbert Walser-Breuß, Bernhard Lampert, Ulrich Mayr und Jodok Lingg) auf der anderen Seite. Ein starkes Fundament bildete der Basso Continuo mit Thomas Platzgummer (Cello); Barbara Fischer (Kontrabass), Barbara Meditz (Fagott) sowie Johannes Strobl am Cembalo und Johannes Hämmerle an der Orgel. Mit einem gut akzentuierten Duktus musizierten die Streicher mit Silvia Schweinberger, Elisabeth Wiesbauer, Ingrid Loacker, Fani Vovoni, Susanne Mattle und Lucas Schurig-Breuß.

Aus dem Solistenquartett ragten die klar geführten Stimmen der Sopranistin Miriam Feuersinger und des Tenors David Munderloh heraus. Sie gestalteten die Arien mit einem feinsinnig abgerundeten und samtenen Timbre. Mit großem Ambitus und viel Ausdruckskraft gestaltete der Bariton Matthias Helm die Bassarien und Rezitative. Die hohen Erwartungen an seine Interpretationskunst erfüllte der Countertenor Kai Wessel an diesem Abend nicht ganz, denn seine Stimmführung wirkte etwas unruhig.

Klangvolumen


Vom ersten Ton an ließ die Cappella Murensis aufhorchen. Neben der Solistin und den Solisten fügten sich Kristine Jaunalksne (Sopran), Victor Souza Soares (Alt), Dan Dunkelblum (Tenor) und Valerio Zanolli (Bass) zum Oktett zusammen. Textdeutlich, voluminös und klar akzentuiert, lebendig im Ausdruck sowie wendig in allen musikalischen Schattierungen belebten sie die Chorpartien. Auf diese Weise waren die Textdeutungen mit den vielen harmonischen Färbungen sowie Tonsymbolen spannend nachvollziehbar.

Atmosphäre schaffen


Viele Feinheiten zeichneten die Spielart des Orchesters aus. Darüber hinaus unterstrich der Spannungsbogen, den die Musikerinnen und Musiker dem Konzert verliehen, die positive Gesamtwirkung. In der Kantate „Ich freue mich in dir“ wurde die Instrumentierung stimmig reduziert. So schufen die Oboen und der Zink eine empfindsame Atmosphäre. Die Sopranarie bildete den emotionalen Höhepunkt. Daran anschließend unterstrich die homophone Stimmführung des Chores den schlichten, jedoch intensiven Charakter. In der Kantate zu Neujahr „Jesu, nun sei gepreiset“ blieben vor allem die Passagen der tiefen Streicher mit Orgel und Oboe und der wiegende Duktus in der Sopranarie in Erinnerung. Ebenso eindrücklich gestaltete das Orchester die Tenorarie mit dem wunderbar musizierten Cellosolopart.

Nicht viele Worte


Ein großes Fest feierte das „CSM“ mit diesem Konzert. Der persönliche Einsatz jedes Einzelnen, die volle Identifikation mit „ihrem“ Barockorchester sowie der gemeinsam getragene Geist, im Sinne der historischen Aufführungspraxis zu musizieren, beleben die Konzerte dieser außergewöhnlichen Truppe. Die fortwährende Begeisterung und das enorme Engagement von allen verschafft dem „CSM“ eine Authentizität, die immer wieder aufs Neue sympathisch wirkt. Und wohl genau auch darin liegt der Erfolg des Barockorchesters begründet. Die vielen Aktivitäten hier und andernorts, ein erfolgreiches Abonnement mit hunderten begeisterten und treuen Zuhörerinnen und Zuhörer, Mut, sich stets auf Neues einzulassen, immer wieder mit ausgefallenen Ideen und herausragenden Persönlichkeiten zu neuen Ufern aufbrechen, das bedeutet „CSM“.

Herzliche Gratulation zu diesem erfolgreichen und gelungenen Projekt. Auf zukünftige Vorhaben darf man sich jetzt schon freuen.