Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Gunnar Landsgesell · 25. Jul 2013 · Film

The Company You Keep

Mörder oder unschuldiger Aktivist? In Robert Redfords Flucht-Krimi "The Company You Keep" wird ein ehemaliger Aktivist der militanten Untergrundgruppe "Weathermen" 30 Jahre später enttarnt. Der Versuch, sich zu rehabilitieren, gerät zur Reise in die Vergangenheit. Für Redford ist das Gelegenheit, politisch noch einmal Haltung zu beweisen.

“The Company You Keep” ist ein eigenartiger Film: ein bisschen wie ein Findling, den das Eis aus der Vergangenheit transportiert und plötzlich freigegeben hat. Bedächtig erzählt, das Tempo wie aus den 70ern, oft gemächlich. Zugleich von einer Konzentration, die Schlüsselmomenten aber auch ganz unspektakulär-banalen Momenten gleichermaßen gelten kann. Man könnte das als veraltet sehen oder auch als Qualität, die dem heutigen Krimi-Metier, zudem über einen Mann auf der Flucht, vielfach abhanden gekommen ist. Das alles hat natürlich mit dem Regisseur Robert Redford selbst zu tun. Der Hauptdarsteller des Paranoia-Thrillers „Die drei Tage des Condor“ (1975) zählt mit mittlerweile 76 Jahren zu den altgedienten Helden Hollywoods. Aber auch dem Protagonisten von „The Company You Keep“ ist eine melancholische Rückschau zu eigen. Redford spielt einen Rechtsanwalt, der in den 70er-Jahren Mitglied der linken Untergrundgruppe Weathermen war und seither wegen Mordes gesucht wird. Jahrzehnte lebt er unter anderer Identität, als ein junger, ehrgeiziger Journalist (Shia LaBeouf) beginnt, seinem Doppelleben nachzuspüren. Die erneute Flucht wird zur Reise in die Vergangenheit und zum Versuch, über den Kontakt zu den alten Verbündeten die eigene Unschuld zu beweisen: Susan Sarandon, Julie Christie, Nick Nolte, die militanten Brüder und Schwestern von damals sind heute allerdings inhaftiert oder meiden ihn. Schlecht für Anwalt Redford, der seiner noch jungen Tochter den Vater retten will.

Die Geschichte zurecht rücken

Die Geschichte, die der Sundance-Gründer Redford hier aufgreift, hat etwas Rührendes. Nicht nur, weil sie so inszeniert ist, dass das Publikum dem tatsächlich schon etwas gebrechlichen Superstar Sympathie entgegen bringen soll: Redfords Augenlider wirken oft rötlich entzündet, seine blonde Haarpracht sitzt hingegen auch nach einer Nacht im Wald noch perfekt. Rührend deswegen, weil es dem früheren Anti-Vietnam-Aktivisten (wo bleibt Jane Fonda im Film?) und erklärten Anhänger der Demokraten darum geht, eine alte Diskussion über den Weather Underground (über den es zwei aufschlussreiche Dokumentarfilme gibt) noch einmal zu führen, mit Haltung gewissermaßen. Waren die Mittel auch die falschen – die Studentengruppe zündete aus Protest Regierungsgebäude an, tötete aber schließlich auch Sicherheitspersonal – so wären die Ziele doch die richtigen gewesen. Dementsprechend ungebrochen präsentieren sich auch die alten Mitstreiter: Sarandon, steht auch als Gefängnisinsassin ihren Überzeugungen; ein Mittlerweile-College-Professor hält Vorlesungen über Marx; Julie Christie huscht – wohl so agil und unbeugsam wie eh und je – in eine konspirative Holzhütte. Dass Redford kein Mörder ist und vor allem der Druck der politischen Gegner die Freunde von damals auseinandergebracht hat, versteht sich bald von selbst. So bleibt die Arschkarte für den Journalisten übrig, dem es eigentlich nicht um historische Wahrheiten, sondern nur eine spektakuläre Aufdecker-Geschichte geht. Aber selbst der könnte es sich nochmal überlegen. So wird die Welt in Ordnung gebracht: The Condor rises again, und er hat die Moral auf seiner Seite.