Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 01. Aug 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.8. - 8.8. 2013)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche im Metrokino Ursula Meiers meisterhaftes Sozialdrama "Winterdieb - L´enfant d´en haut" und beim KUB-Open-Air läuft Stanley Kubricks zeitloses Meisterwerk "2001 - A Space Odyssey".

Winterdieb - L´enfant d´en haut - Sister: Vom Absurd-Surrealen ihres Debüts "Home" hat sich die Westschweizerin Ursula Meier in ihrem zweiten Spielfilm weit entfernt. Unweigerlich fühlt man sich dafür immer wieder an die Dardenne-Brüder erinnert.
Wie das belgische Regie-Duo richtet Meier den Blick auf sozial am Rande stehende junge Menschen, wie diese folgt sie ihrem zwölfjährigen Protagonisten Simon hautnah mit einer beweglichen Kamera. In jeder Szene ist dieser von Kacey Mottet Klein großartig gespielte Junge präsent, allein schon seine Augen vermitteln viel von seiner Verlorenheit, aber auch von seiner Sehnsucht nach Geborgenheit und Nähe.
Eltern scheint er keine zu haben, allein lebt er mit seiner älteren Schwester Louise in einer tristen Hochhauswohnung. Man würde erwarten, dass sich die Ältere um den Jüngeren kümmert, doch hier ist es genau umgekehrt. Sie hat gerade den Job verloren, Simon beschafft mit dem Verkauf von geklauten Skis und Wintersportaccessoires das zum Leben nötige Geld.
Wenn er vom Skigebiet in der Höhe immer wieder mit der Bahn zur Wohnung im Tal fährt, dann findet Meier damit ein treffendes Bild für die soziale Kluft. Ganz beiläufig wird so dem Freizeitvergnügen der Besitzenden der nackte Überlebenskampf des Jungen gegenüber gestellt. Doch nicht nur an materieller Not, sondern wohl mehr noch an fehlender Zuneigung und Geborgenheit leidet Simon. Eine Kindheit gibt es für ihn nicht, wie ein Erwachsener muss er schon handeln und statt Gefühlen dominiert der Geldaustausch, sodass er sogar schon seine Schwester fürs Kuscheln bezahlt.
Meier betont aber nichts besonders, entwickelt vielmehr alle Aspekte dieses Lebens am Rande der Gesellschaft aus der Geschichte heraus. Wunderbar beiläufig und reich an Zwischentönen wird "Winterdieb" dadurch, endet nicht ohne Hoffnung, aber offen, im wahrsten Sinne in der Luft hängend.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 2.8., 22 Uhr


2001 - A Space Odyssey: Stanley Kubricks 1968 erschienener Science-Fiction-Film gehört nicht nur zu den Klassikern des Genres, sondern ganz allgemein zu den Meisterwerken der Filmgeschichte. Von der Urgeschichte in einer afrikanischen Einöde bis zu den Weiten des Weltraums spannt der 1999 verstorbene Meisterregisseur den Bogen, verkürzt im immer noch kühnsten und genialsten Schnitt der Filmgeschichte eine Entwicklung von Millionen von Jahren auf einige Sekunden.
Tricktechnisch und visuell begeistert der von Kubrick selbst als entschieden nonverbale Kommunikation angelegte Film auch heute noch, immer noch unerreicht ist die musikalische Untermalung des Aufbruchs der Menschheit mit "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß und dem "Donauwalzer" zu kreisenden Raumschiffen. Nur der Mittelteil, in dem drei Astronauten in einem Raumschiff auf dem Weg zum Jupiter sind, gehorcht den Genrekonventionen und setzt sich anhand eines fehlerhaften Bordcomputers mit dem Verhältnis von Mensch und Technik auseinander. Im ersten Teil und im Schlussteil, der in einer psychedelischen Reise durch einen Farbkorridor führt und abrupt in einem gänzlich anderen Ambiente und einer anderen Zeit endet, stehen aber Fragen nach der menschlichen Existenz im Mittelpunkt.
Kub-Open-Air-Kino auf dem Karl-Tizian-Platz, Bregenz: Mi 7.8., 21 Uhr (englische Originalfassung)