Die Berliner Band „Milliarden“ beim Poolbar Festival (Foto: Darius Grimmel)
Michael Löbl · 13. Mai 2024 · Musik, Aktuell

Wechsel und Kontinuität

Pressekonferenz des Symphonieorchesters Vorarlberg mit Programmpräsentation 2024/25 im Casino Bregenz

Vorgestellt wurde das Programm der kommenden Saison mit Abonnement, Oper, den Bregenzer Festspielen und weiteren Aktivitäten. Erläutert wurden die einzelnen Projekte durch Vorstandsmitglied Dr. Wolfgang Burtscher, Chefdirigent Leo McFall, Präsident Dr. Manfred Schnetzer und Geschäftsführer Sebastian Hazod. Er wird die Organisation demnächst verlassen, der Chefdirigent aber bleibt – trotz neuer großer Aufgaben in Deutschland.

Sebastian Hazod zieht es weiter, genauer gesagt zum Musikkollegium Winterthur. Die Bewerbungsphase läuft, bereits ab Herbst soll ein/e neue/r Geschäftsführer:in die Aufgaben im Orchesterbüro koordinieren. Leo McFall bleibt dem SOV als Chefdirigent erhalten und muss die Termine ab sofort mit seiner neuen Stelle als Generalmusikdirektor am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, die er in der kommenden Saison antritt, koordinieren.

Feste Abonnementtermine

Das Herzstück des Programmes sind die sechs Abonnementprogramme, die jeweils am Samstag um 19.30 im Montforthaus Feldkirch und am Sonntag um 17.00 Uhr im Festspielhaus Bregenz gespielt werden. Dieses Prinzip eisern durchzuziehen, was bedeutet, sämtliche Termine rechtzeitig mit den beiden Häusern, allen Dirigent:innen und Solist:innen zu koordinieren, alleine das ist schon eine Glanzleistung. Dazu gibt es nach einjähriger Pause wieder eine Oper in Kooperation mit dem Vorarlberger Landestheater. Auf welches Stück hat man sich geeinigt? Mozarts „Don Giovanni“ ist es geworden. Nicht wahnsinnig originell, aber vermutlich gut für den Kartenverkauf. Außerdem – war das nicht gerade? Das SOV hat diese Oper bereits zweimal gespielt, beide Male im Theater am Kornmarkt: 2001 in der Regie von Tobias Moretti und 2016 im Rahmen der Bregenzer Festspiele. Also vor 24 und 9 Jahren, da kann man ein geniales Werk wie „Don Giovanni“ ruhig noch einmal wiederholen. Außerhalb des Abonnements gibt es wieder texte und töne gemeinsam mit dem ORF Vorarlberg und vier bereits bekannte Projekte bei den Bregenzer Festspielen 2024, die aber eigentlich noch zur laufenden Saison 2023/24 gehören, wenn man den Saisonstart wie allgemein üblich zu Schulbeginn im September fixiert. 
„Ich freue mich auf eine Saison, in der wir mit vielen Künstlern und Freunden zusammenarbeiten werden, die bereits einmal bei uns gewesen sind“, erklärte Leo McFall. Neben den musikalischen Qualitäten schätze er an ihnen das menschliche Miteinander. Beispiele sind der SOV-Ehrendirigent Gérard Korsten, die Mezzosopranistin Paula Murrihy, der Geiger Kolja Blacher oder die Pianistin Claire Huangci. Einige neue Dirigenten wird das Orchester kennenlernen, Roland Kluttig, der ehemalige Chefdirigent der Grazer Oper oder Giuseppe Mengoli, Gewinner des bedeutenden Gustav-Mahler-Wettbewerbes in Bamberg, der letzten Sommer kurzfristig bei den Wiener Symphonikern eingesprungen ist.

Kaum Österreichbezug

Die Auswahl der Werke ist vielfältig und gut gemischt. Klassiker wie Mozarts Jupiter-Symphonie oder das Cellokonzert von Antonín Dvořák sind genauso vertreten wie Raritäten von Jimmy Lopez, Lili Boulanger und Alexander Glasunow. Was bei genauem Programmstudium auffällt: Es gibt beim Symphonieorchester Vorarlberg diesmal keinerlei Österreichbezug. Weder bei Dirigent:innen noch bei Solist:innen oder Regisseur:innen ist auch nur ein/e einzige/r Österreicher:in vertreten und auch für zeitgenössische Komponist:innen ergibt die Suche null Treffer, die Veranstaltung texte und töne eingeschlossen. Hier hat sich das SOV zwar durch Aufführungen zweier großer Werke des Tirolers Thomas Larcher in den letzten beiden Saisonen ein gewisses Guthaben „erspielt“, aber ein Jahr lang auf diesem Gebiet gar nichts im Programm zu haben, ist auch seltsam.

Auslastung seit der Pandemie gesunken

Dr. Manfred Schnetzer beleuchtete die wirtschaftliche Situation. Das Jahresbudget liegt bei rund 1,7 Millionen Euro. Rund 600.000 Euro fließen davon als Subventionen von Land Vorarlberg und Stadt Bregenz, hinzu kommen rund 60.000 Euro Sponsoring. „Der Eigendeckungsgrad von 62 Prozent bleibt im Vergleich zu anderen Orchestern ein sehr hoher Wert“, betonte Schnetzer. Das SOV hat – wie im Vorjahr – 1.700 Abonnent:innen. Die durchschnittliche Auslastung der Abo-Produktionen beträgt rund 85 Prozent, was ein sehr guter Wert ist. Vor Covid-19 waren es ungewöhnlich hohe 95 Prozent. Zusammen mit der hohen Inflation entstehe ein deutliches wirtschaftliches Problem, wie Manfred Schnetzer darlegte: „Es ergibt sich jedes Jahr ein strukturelles Minus von rund 200.000 Euro. Noch können wir dieses Defizit mit Rücklagen aus der Pandemie abfedern. Doch das ist keine Dauerlösung. Der Musikerpool des SOV umfasst ca. 110 Musiker:innen, die es auch braucht, um das hohe Niveau und die Bandbreite unserer Produktionen aufrechtzuerhalten.“ Um Kosten zu sparen, wurden bereits in der vergangenen Saison ein bis zwei Probetermine pro Produktion gestrichen. Zur neuen Spielzeit steigen die Preise leicht: Eine Einzelkarte kostet inflationsgemäß im Schnitt 7, ein Abonnement 5 Prozent mehr.
Wichtig bleibt dem SOV das Thema Musikvermittlung. Das zeigt sich beim bundesweiten Aktionstag „Orchester für alle“ am 7. Juni 2024 sowie in Schulpartnerschaften mit der Musikmittelschule Dornbirn Bergmannstraße und dem Gymnasium Schillerstraße in Feldkirch.

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