Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 16. Jän 2020 ·

Von Verlusten und dem Lustgewinn beim Sich-Verlieren - Die Montforter Zwischentöne stecken in einem künstlerischen Kontext existentielle Fragen ab

Die Verben „verlieren“ und „sich verlieren“ sind ähnlich und doch stecken sie zwei unterschiedliche Welten ab. Diesen beiden Aspekten sind Künstlerinnen und Künstler sowie Vortragende bei den Montforter Zwischentönen im Februar auf der Spur. Musikalisch wird der weite Bogen mit zwei großen Konzertereignissen nachgezeichnet. Auf der einen Seite mit dem Concerto Stella Matutina und Ausschnitten aus Monteverdis Oper „L’Orfeo“ und auf der anderen Seite mit einem Meditationskonzert, in dem Musik von Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt steht. Drei Philosophen und das Vienna Reed Quintett tragen im Rahmen von drei Vortrags- und Konzertabenden die Gewissheit, die Muße und die Privatsphäre zu Grabe. Und im Rahmen des Symposiums „Musik und Gesellschaft“ gehen beim Konzertdramaturgiewettbewerb „Hugo“ Studierende aus Feldkirch, Freiburg, Nürnberg und Basel ins Rennen um die Trophäe.

Die Themenkreise des „Verlierens“ und des „Sich Verlierens“ öffnen in der Frühjahrsausgabe der Montforter Zwischentöne einen weit gesteckten philosophisch-musikalischen und künstlerischen Raum für aktuelle kulturpolitische und gesellschaftliche Themen. Existenziellen Fragen zur Gewissheit, Muße und Privatsphäre gehen die Philosophin Alice Lagaay, der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragter von Deutschland, Peter Schaar, und der Philosoph Thomas Macho nach, wenn sie genau diese Werte mit inszeniertem Ritualcharakter und zur Musik des Vienna Reed Quintetts zu Grabe tragen. Extra dafür bauen die Architekten Hugo Dworzak, Christina Schlüter und Helmut Dietrich Fragmente einer Totenkapelle in das alte Hallenbad.

Sich einlassen

Die Geigerin Maya Homburger und Barry Guy am Kontrabass gestalten mit Kompositionen von Bach, Kurtág und freien Improvisationen im Großen Saal des Montforthauses eine vierstündige, musikalische Improvisation. Während ihrer Performance sind die Zuhörenden eingeladen, sich in der Musik zu verlieren. Die Bewegung im Raum ist frei, so dass auch ein zwangloses Kommen und Gehen möglich ist.
Eine der berühmtesten Geschichten des Verlustes bietet die Sage von Orpheus und Eurydice. Sie bot Claudio Monteverdi im Jahr 1607 den Stoff für seine berühmte Favola in Musica „L’Orfeo“, die zur Geburtsstunde einer neuen Gattung – der Oper – wurde. Das Concerto Stella Matutina spielt mit dem Tenor Jakob Pilgram als Orpheus sowie der Mezzosopranistin Tanja Vogrin Ausschnitte aus dem Werk. Auch dieses Konzert wird philosophisch begleitet, denn Reimer Gronemeyer kommentiert und reflektiert an drei bedeutenden Wendepunkten der Handlung das Erleben des Orpheus und seinen Gang in die Unterwelt und transferiert die Geschehnisse in die heutige Welt.

Sich der Konkurrenz stellen

Traditionell in der ersten Ausgabe der Jahrestrilogie der Montforter Zwischentöne findet der Pitch zum Konzertdramaturgiewettbewerb „Hugo“ statt. Aus elf Einreichungen konnten Folkert Uhde und Hans-Joachim Gögl die vier Finalisten auswählen. Die Teams werden im Festsaal ihre Ideen präsentieren und es wird eine spannende Entscheidung, welches Team in der Sommerausgabe der Montforter Zwischentöne seine Idee im Rahmen eines Konzertes umsetzen wird.
Die Vernetzung ist den künstlerischen Leitern dabei ein bedeutendes Anliegen. So treffen die Studierenden dieses Jahr auf renommierte Jurymitglieder. Frauke Bernds, die Leiterin der Konzertplanung der Kölner Philharmonie, Peter Paul Kainrath, Intendant des Klangforums Wien, Maximilian Maier, Musikredakteur beim Bayerischen Rundfunk und Sarah Wedl-Wilson, Rektorin der Hanns Eisler Hochschule für Musik in Berlin, werden die Beiträge kommentieren, konstruktiv kritisieren und schließlich bewerten.