Faurés Requiem in Orgelversion gelang überzeugend in Koproduktion von Stella und Herz Jesu unter der Leitung des Graubündners Clau Scherrer. (Foto: Victor Marin)
Walter Gasperi · 16. Jän 2020 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.1. - 23.1. 2020)

Das Heerbrugger Kinotheater Madlen zeigt diese Woche Richard Linklaters Tragikomödie „Where'd You Go Bernadette“, während beim Filmforum Bregenz mit Jessica Hausners „Little Joe“ ein Mix aus kühlem Science-Fiction- und Arthouse-Film auf dem Programm steht.

Where'd You Go Bernadette: Bernadette Fox war einst eine Stararchitektin, jetzt steckt die Mittvierzigerin aber in einer tiefen Krise.
Stehen in den Filmen des 60-jährigen Texaners Richard Linklater sonst meist Männer im Zentrum, so bietet er mit der Verfilmung von Maria Semples 2012 erschienenem Roman „Wo steckst du, Bernadette?“ der Australierin Cate Blanchett eine große Plattform.
Einen skurrilen Ton schlägt Linklater dabei schon mit der ersten Szene an, in der Blanchett in einem Kajak allein zwischen riesigen Eisbergen in der Antarktis unterwegs ist. Unterlegt ist der Szene ein Kommentar ihrer 15-jährigen Tochter Bee (Emma Nelson), die sich Sorgen um die psychisch angeschlagene Mutter macht.
Von diesem Einstieg springt Linklater fünf Wochen zurück und von der Antarktis nach Seattle, wo Bernadette mit ihrem als Softwareentwickler arbeitenden Mann (Billy Crudup) und Bee in einem halbverfallenen Haus lebt. Schritt für Schritt wird dabei ihr psychisch angeschlagener Zustand aufgedeckt, erst spät bekommt man aber einen kurzen Einblick in ihre Biographie.
Trotz einer wie immer großartigen Cate Blanchett wird die Tragik dieser Frau nicht wirklich spürbar. Zu leicht ist dazu der Erzählton Linklaters, zu skurril und witzig legt er viele Szenen an. Mehr märchenhaft als realistisch wirkt auch, wie er die Familie über eine Reise in die Antarktis wieder zueinander und Bernadette wieder zu einer beruflichen Vision und Aufgabe finden lässt.
Gerne schaut man Blanchett zwar zu und durchaus unterhalten kann „Where'd you go Bernadette?“ mit seinem Einfallsreichtum, wirklich überzeugen kann diese Tragikomödie aber nicht. Aufgesetzt und wenig ergiebig bleibt beispielsweise die Bezugnahme auf die Heilige Bernadette von Lourdes und ihre Visionen, blass bleiben auch Vater und Tochter und auch der Gegensatz zwischen der kreativen Bernadette und dem in der Computerbranche arbeitenden Ehemann wird nicht ausgelotet. – Grandios ist freilich eine Szene, in der Mutter und Tochter gemeinsam im Auto Cindy Laupers „Time After Time“ singen und ihre Nähe mitreißend spürbar wird.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 20.1., 20.15 Uhr

 

Little Joe: In klinisch kühlen Bildern erzählt Jessica Hausner von einer Pflanzenzüchterin, die mittels Genmanipulation eine neue Blume entwickelt hat, die einen Duft ausstößt, der Menschen glücklich machen soll. Bald scheint die Blume aber Macht über die Personen, die zu ihr Kontakt haben, zu gewinnen und diese zu verändern. Vor allem an ihrem Sohn, der heimlich eine Pflanze nach Hause genommen hat, glaubt sie dies zu bemerken. – Oder ist dies nur eine Projektion der anderen?
Mit großem Stilwillen hat Hausner diese von perfekt entworfenen kalten Räumen, blassem Grün und Weiß, aus dem nur die rote Blume herausleuchtet, bestimmten Film inszeniert. Unübersehbar orientiert sie sich an Klassikern wie Don Siegels „Invasion of the Body Snatchers“ (1956) oder Roger Cormans „Little Shop of Horrors“ (1960), spielt auch mit klassischen Horrormotiven, wenn sich zunächst ein Hund verändert, verzichtet aber auf die fürs Genre typischen Schockmomente.
Der Ausgangspunkt mag der Science-Fiction entnommen sein, bei der Entwicklung der Handlung bleibt Hausner aber ganz im Realistischen und verhandelt bis zum Ende höchst ambivalent Fragen der Wahrnehmung und der menschlichen Identität, aber auch des Geschäfts mit dem Versprechen von Glück.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi  22.1., 20 Uhr

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