Ethan Coen hat seinen ersten Spielfilm als Soloregisseur gedreht: „Drive-Away Dolls“. (Foto: Focus Features)
Silvia Thurner · 08. Okt 2020 ·

Vom Senden und Empfangen via Radio – die Montforter Zwischentöne widmen sich einem breiten Feld und weisen hoffentlich auch auf die prekäre Situation im ORF-Landesstudio hin

Die nächste Ausgabe der Montforter Zwischentöne widmet sich dem Radio. Als Hörkulisse begleitet es viele Menschen durch den Tag. Aber in seiner inhaltlichen Substanz droht vornehmlich die Kultur im Radio - zumindest in Vorarlberg - immer mehr zu degenerieren. Edgar Eller, Hans-Joachim Gögl, Folkert Uhde luden das ORF-Landesstudio Vorarlberg zur Kooperation ein und kreierten ein umfassendes Programm, das die Kulturtechniken des Sendens und Empfangens via Äther in den Mittelpunkt stellt. Im Rahmen des Pressegesprächs erzählte Jasmin Ölz-Barnay, Kulturkoordinatorin des Landesstudios von der Geschichte, der Gegenwart und ihrer Einschätzung der Zukunft des ORF-Kulturradios. Im Mittelpunkt der Zwischentöne stehen eine große „Radioshow“ sowie Generationen-Dialoge.

Das regionale Kulturradio in Vorarlberg steckt in einer existentiellen Krise, das wissen alle Kulturinteressierten im Land. Zwar wurden die Querelen im Rahmen des Pressegesprächs nicht explizit angesprochen und der Intendant Markus Klement wurde aus Termingründen von Jasmin Ölz-Barnay vertreten, ein Blick auf die Homepage der Montforter Zwischentöne macht jedoch die Ausgangsüberlegungen deutlich und so scheint es eine gute und wichtige Initiative zu sein, das Lokalradio und insbesondere das Kulturradio des Landesstudios Vorarlberg in den Blickpunkt des Festivals zu stellen.

Radioshow und musikalischer Nahversorger

Den Höhepunkt der Herbstausgabe der „Montforter Zwischentöne“ bildet eine große Radioshow im Feldkircher Montforthaus, die auch über Radio Vorarlberg live übertragen wird. Sie hätten sich bei der Programmkonzeption überlegt, was die Talente des Radios seien, erläuterte Hans-Joachim Gögl die Ausgangsüberlegungen. Daraus ist eine vielfältige Zusammenschau geworden, die in mehrerlei Hinsicht zum Bewusstmachen, Weiterdenken und Diskutieren einlädt.
Unter anderem wird es in der von Hanno Settele moderierten Radioshow auch zwei Konfrontationen zu Themen geben, die die Menschen im Land bewegen. Pro- und Kontraargumente zu „Betriebserweiterung in der Grünzone“ und „Ganztagsschule“ werden diskutiert sowie musikalisch zusammengefasst und kommentiert von der legendären Volksmusikband „Die Knödel“, die nach 17-jähriger kreativer Schaffenspause seit vergangenem Jahr die musikalische Szene des Landes bereichert. Reportagen über den Zugang des Musikers Herbert Walser-Breuß zum Komponisten mit dem klingenden Namen Johann Sebastian Bach sowie zur Echowand im großen Walsertal ergänzen das Programm der Radioshow, für die Thomas Heel die Signations komponiert hat.
Drei Generationendialoge stellen das Radio und das Landesstudio Vorarlberg als musikalischen Nahversorger ins Blickfeld der Betrachtung. Bettina Barnay und Stefan Höfel berichten im Gespräch mit Folkert Uhde über ihre Marksteine des musikalischen kulturellen Lebens der vergangenen Jahrzehnte.

Hörspiel-Kino und Stegreiforchester

Ein weiterer Schwerpunkt ist dem Hörspiel der Vergangenheit sowie der Gegenwart gewidmet. Dazu wird im Palais Liechtenstein ein Hör-Kino eingerichtet. Der experimentellen Radiokunst wird mit einem Workshop Aufmerksamkeit geschenkt und auch die Zukunft des Radios in Konkurrenz zu den sozialen Medien wird thematisiert.
Das Berliner STEGREIF.orchester rundet das breit gefächerte Angebot ab. Die Musikerinnen und Musiker unternehmen von Beethovens 9. Symphonie ausgehend eine Tour quer durch Europa und zu den musikalischen Wurzeln. Ein sogenannter „Kunstkopf“ bildet die Grundlage für eine spezielle Aufnahmetechnik, die für all jene, die nicht live im Montforthaus dabei sein können via Livestream unterschiedliche Hörperspektiven ermöglicht.
Zum Abschluss blicken die Montforter Zwischentöne gemeinsam mit dem Pianisten Bugge Wesseltoft sowie dem Schauspieler und ehemaligen Dramaturgen des Vorarlberger Landestheaters Dirk Diekmann unter dem Leitgedanken „Everybody loves Angels“ dem Advent entgegen.

www.montforter-zwischentoene.at