Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Karlheinz Pichler · 08. Okt 2020 · Ausstellung

Eine Plastik aus Plastik - Oliver Laric in der Johanniterkirche Feldkirch

Mit einer Installation von Oliver Laric reaktivieren das Kunsthaus Bregenz und die Johanniterkirche Feldkirch ihre einstige Zusammenarbeit, welche vor rund 15 Jahren internationale Stars der Kunstszene wie etwa Anish Kapoor, Jenny Holzer oder Michael Craig-Martin in die sakrale „Kunsthalle“ in der Montfortstadt gebracht hat.

Für den 1981 in Innsbruck geborenen und seit langem in Berlin lebenden und arbeitenden Künstler Oliver Laric sind es augenscheinlich Glyptotheken, Gipsabgusssammlungen oder archäologische und kunsthistorische Museen, die zu seinen eigentlichen Wohlfühlzonen zählen. Denn hier findet er das Material, das für seine werkstrategischen Anliegen am besten geeignet scheint: antike respektive altertümliche und klassizistische Skulpturen aus Stein oder Gips. Denn Larics künstlerische Handschrift sind aufwendige 3D-Modellierungen musealer Skulpturen und Kunstobjekte, anhand derer er in ironischer Art und Weise mit Autorenschaft und Authentizität spielt, den Umgang mit Original und Kopie hinterfragt und den Diskurs um diese Problematik auf die Spitze treibt.     
Im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Kunsthaus Bregenz (KUB) und der Johanniterkirche Feldkirch, deren Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, steht nun mitten in dem einst für Ausgrabungszwecke aufgerissenen Boden des seit 25 Jahren als Kunstraum benutzten Sakralbaues ein von Laric geschaffenes „Standbild“ dieser Kategorie. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Version einer Statue des Ostgotenkönigs Theoderich. Das Original davon, ein von Peter Vischer d. Ä. nach einem Entwurf von Albrecht Dürer 1513 geschaffener Bronzeguss, hält als eine von 28 Figuren Wache am Grabmal Kaiser Maximilians I. in der Innsbrucker Hofkirche. Laric hat die Figur vor Ort eingescannt. Nach dem Scan-Prozess entfernte der Künstler mit Hilfe von Bildbearbeitungssoftware Elemente wie Schild, Axt, Schwert und Schnurrbart und druckte die Figur via 3D-Druck in Überlebensgröße aus. Die ihrer martialischen Attribute beraubte Skulptur vermittelt aufgrund ihrer dünnen, teils perforierten Beschaffenheit aus Kunststoff einen fast tänzelnden Eindruck.       

Die Form von der typischen Schwere einer Skulptur befreien       

Oliver Laric selber meint: „Die Perforation ist ein Versuch, weniger Material zu gebrauchen, die Leichtigkeit der Figur zu verdeutlichen und die Form von der typischen Schwere einer Skulptur zu distanzieren. Das Material ist an manchen Stellen nur zwei bis drei Millimeter dünn. Erkennbar ist das an der Öffnung am Rücken, die den Innenraum zeigt, sowie an den perforierten Teilen, die einen direkten Einblick in den Körper ermöglichen.“
In der Johanniterkirche steht der Theoderich auf einem tischartigen Sockel mit dünnen metallenen Beinen. Wie bei einem Bühnenauftritt posiert die Skulptur elegant im Scheinwerferlicht. Durch die angedeutete Bewegung und Leichtigkeit korrespondiert die „Plastik aus Plastik“ zudem mit dem sakralen Umraum.      
Wie bei den anderen altertümlichen 3D-Scans stellt Laric auch die Druckdaten des Theoderichs via Internet frei zum Download zur Verfügung. Denn in Absprache mit Museen, Sammlungen und sonstigen Institutionen speist Laric auf Threedscans.com seit 2012 ein Datenarchiv, auf das frei zugegriffen werden kann und das permanent erweitert wird. Und genau an dieser von Laric stets mitgedachten Demokratisierung von Arbeitsprozessen entfaltet sich auch das politische Moment seines Werks.      

Oliver Laric: "Standbild"
bis 12.12.2020
Di-Fr 10-12 u. 15-18 Uhr
Sa 10-14 Uhr
Johanniterkirche Feldkirch
www.johanniterkirche.at