Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Anita Grüneis · 17. Feb 2024 · Theater

„Volpone“ im TAK – Ein Abend der Gaukler

Einen unbeschwerten Theaterspaß bescherte der Liechtensteiner Theaterverein Karussell seinem Publikum mit Ben Johnsons „Volpone“ in der Inszenierung von Kristin Ludin. Auch wenn der Abend mit über zwei Stunden Spieldauer etwas zu lang geraten war, erfreute er die Zuschauerinnen und Zuschauer doch mit äußerst phantasievollen Kostümen und der großen Spiellust der zehn Darsteller:innen.

Schon der Beginn kündigte an, dass dies kein gewöhnlicher Theaterabend werden würde. Musik ertönte, dann marschierten die kostümierten Darsteller:innen vom Zuschauerraum her auf die Bühne, dabei folgten sie dem Musiker Marco Schädler, der sie mit seiner Ziehharmonika anführte wie der Rattenfänger von Hameln. Auch im Verlauf des Abends vertiefte und erweiterte er das Geschehen mit seiner live-Musik. Kaum auf der Bühne angekommen fragten die Akteure sich und das Publikum: „Was wollt ihr sehen?“ Die Fabel vom schlauen Fuchs wurde erzählt, der sich ins Feld legt und totstellt, um so die Aasvögel anzulocken. Und dann wurde diese Fabel in der minimalisierten Ausstattung von Heinz Brehm gespielt.

Alles eine große Gaudi  

Sie beginnt in der „Camera Volpone“, in der ein großes Bett steht – das Feld des Fuchses. Darin liegt Thomas Hassler, ausgestattet mit einem massigen Fuchsschwanz am Hintern. Er mimt den eingebildeten reichen kranken Volpone, der einen Erben sucht. Um ihn herum schwirrt Elke Kikelj als Gehilfe Mosca, eingekleidet in glitzerndem Grün mit zarten Flügeln – die nervige Schmeißfliege. Sie reibt sich beim Denken am Kopf wie dazumal Pan Tau an seinem Hut und ist in dauernder Bewegung. Schließlich hat sie/er viel zu tun, es gilt, die Launen des Herrn Volpone und die der Aasgeier zu befriedigen und dabei vor allem an sich selbst zu denken. Der zweite Diener und Wachmann Sbirre ist bei Tamara Kaufmann ein munterer Arlecchino mit viel Freude an Akrobatik und Clownerien. Und dann kommen sie angetanzt, die Aasvögel mit ihrer Geldgier: Alois Ruch als Notar Voltore, ein raffgieriger Geier, Gerd Schneider als Kaufmann Corvino, der herzlose Rabe, der sogar seinen Sohn enterben würde, um an Volpones Geld zu kommen und Matthias Brüstle als geiziger Venezianer Corbaccio, eine böse Krähe, der seine – in jeder Hinsicht – gutgläubige Ehefrau Colomba an Volpone zu verkuppeln versucht. Dieses Täubchen wird von Susanna Hasenbach mit viel Bühnenpräsenz und glaubhafter Frömmigkeit belebt. Doch Noah Schädler als Corvinos Sohn Leone vereitelt als starker Löwe die Entehrung der jungen Frau und so landet alles vor Gericht. Dort fungiert die Richterin Dodo Büchel als eine Art Cruella mit schwarz-weißen Haaren und strenger Attitüde. Sie weist alle zurecht, auch Volpones Geliebte Canina, die Ute Hoffmann als üppig bestückte Kurtisane wiedergibt, bei der auch die Handschellen nicht fehlen.

Spektakel mit Gauklern

Kostümbildnerin Kerstin Köck und Maskenbildnerin Annette Ospelt schöpften aus dem Vollen und schufen ein phantasievolles Theaterspektakel voller Gaukler:innen, die sich durch ihre Figuren charakterisieren. Das erleichterte Regisseurin Kerstin Ludin die Arbeit. Für ihre erste Inszenierung beim Theaterverein Karussell hatte sie eine eigene Textfassung von „Volpone“ auf der Basis von Ben Johnsons Stück und Stefan Zweigs Übersetzung erarbeitet. Bei der Regie hielt sie sich an die Spielanweisung des Übersetzers: „Als commedia dell'arte zu spielen, leicht, rasch, eher karikaturistisch als naturalistisch, Tempo: allegro con brio.“ Eine Theaterform, die dem Schauspielerensemble dient und nicht dem Text, die eine szenische Wirkung zeigen will, Typen darstellt und nicht Individuen, und vor allem nicht belehren will. So wurde dieser „Volpone“ ein Abend der Gaukler, des Spielens um des Spielens willen und des Spaßes. Das Publikum hat alles offensichtlich genossen. Der Applaus und die Gaudi am Spektakel waren groß.

Weitere Vorstellungen im TAK:
Sonntag, 18. 2. 17 Uhr
Samstag, 24.2., 19.30 Uhr
Sonntag 25.2., 17 Uhr

Gastspiele:
Freitag, 23.2., 20 Uhr Postremise Chur
Donnerstag, 7.3., 20 Uhr, Kulturbühne AMBACH, Götzis
Sonntag, 10.3., 19 Uhr, Altes Kino, Mels
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