Versprechen eingelöst
Die vier Herren von „No Limits“ begeisterten am Freitagabend mit einem Konzert im Schindlersaal Kennelbach.
Aus dem angekündigten „Sommernachtskonzert im Park der Villa Grünau“ wurde leider nichts, es war zu kalt, zu nass und vor allem zu riskant für die empfindlichen Instrumente der beiden Akkordeonisten Goran Kovacevic und Raphael Brunner. Gemeinsam mit Juan Carlos Diaz, Flöte und dem Saxophonisten Peter Lenzin bilden sie das Quartett „No Limits“, für die es – wie der Name sagt - keinerlei Grenzen gibt, weder geographisch, spieltechnisch oder stilistisch. Dieses Versprechen wurde zu 100% eingelöst.
Der Vorarlberger Komponist Michael Floredo hat ein Buch geschrieben, in dem angenommen wird, dass Johann Sebastian Bach unter uns weilt und sich über verschiedene Entwicklungen des aktuellen Musiklebens Gedanken macht. Ein zentrales Thema ist die Zeitgenössische Musik im Allgemeinen, speziell aber die Unterscheidung zwischen E- und U, also zwischen Ernster und Unterhaltungsmusik, also um Michael Jackson oder Pierre Boulez als Nachfolger von Igor Strawinsky.
Eine dieser Entwicklungen bezeichnet man als Crossover, obwohl dieser Begriff ein wenig in die Jahre gekommen ist. Einigen klassisch ausgebildeten Musikern war es Irgendwann zu langweilig, immer dieselben Stücke nach Noten zu spielen, sie wollten etwas anderes, auch etwas Eigenes entwickeln oder eine gänzlich andere Musikrichtung mit dem klassischen Repertoire verbinden. Einige Favoriten haben sich schnell herauskristallisiert: Internationale Folklore, Alpine Volksmusik, Klezmer, Tango Nuevo, Balkan/Roma und Jazz sind bis heute beliebte Zutaten für Kombinationen und Varianten aller Art – die Auswahl wird fast immer durch die Herkunft der Musiker bestimmt.
Meister ihrer Instrumente
Die Mitglieder des Ensembles „No Limits“ kommen aus Kolumbien, aus der Schweiz und Österreich mit Wurzeln im Balkan. Ein Glücksfall, zumal auch alle vier Bandmitglieder komponieren und ihre eigene musikalische Sozialisation in das Programm einbringen. Ist das nun Crossover? Alle vier Musiker sind klassisch ausgebildet und absolute Meister ihrer Instrumente. Faszinierend die beiden Akkordeonisten, die sich musikalisch immer einig, klanglich aber doch ein wenig unterschiedlich sind. Oder die Verschmelzung von Flöte und Saxophon, die aus zwei Instrumenten einen ganz neuen Sound kreiert. Ein Sonderlob verdient der Schweizer Saxophonist Peter Lenzin, der 2024 sein 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert, für seine Tonschönheit, die er mit unglaublicher Flexibilität und jazzigem Groove verbindet.
Das wirklich abwechslungsreiche Programm enthält Werken aller vier „No Limits“ Mitglieder, dazu Stücke von Zaz, Dave Brubeck, Christian Bakanic und Sidney Bechet. Die vier Instrumente ermöglichen so viele Klangmischungen und Nuancen, dass niemals Langeweile entsteht und in vielen Soli kann jeder seine musikalische Persönlichkeit einbringen. Das Ensemble überzeugt sowohl in langsamen, verträumten Momenten als auch in den fetzigen Nummern und ausdrucksvollen Balladen. „No Limits“ spielt unplugged, dadurch ersparen sich die Musiker das ganze Gefummel mit Mikros, Kabeln, Monitorboxen, lästigen technischen Ridern und Soundchecks. Zwei Akkordeons, je ein Saxophon und eine Flöte – mehr braucht es auch nicht.