Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Anita Grüneis · 15. Jun 2017 · Theater

Neuer TAK-Spielplan - Von Recht, Gerechtigkeit und der Hoffnung, die das Glück verheißt

„Wir proben jetzt schon zwei Wochen hier und haben gemerkt, wie schnell man mit den Leuten ins Gespräch kommt. Da fragt man sich dann automatisch: Was hat Michael Kohlhaas mit Liechtenstein und der ganzen weiteren Region zu tun?“, meinte Regisseur Tim Kramer bei der Präsentation der TAK-Spielzeit 2017/18. Am 16. September wird mit seiner Inszenierung von Kleists „Michael Kohlhaas“ die neue Saison eröffnet. Sie steht unter dem Motto: „Oh glücklich, wer noch hoffen kann“.

Das Titelbild der neuen Broschüre zeigt das Graffiti „Hope“ des britischen Street-Art Künstlers Banksys. Ganz in Grautönen gehalten, ist ein Mädchen zu sehen, das einen roten Luftballon fliegen lässt. Die rote Farbe wiederholt sich im TAK-Signet. Das TAK als Ort der Hoffnung in düsteren Zeiten? „Diese Worte stellen die Kraft der Hoffnung heraus und zeigen gleichzeitig auf, wie brüchig sie sein kann“, heißt es in der Broschüre.

Klassiker im Schauspiel

Der neue Spielplan tönt vielversprechend. Mit Michael Kohlhaas am Start kommt auch sprachlich ein Schwergewicht. „Kleists Sprache ist der absolute Gipfel“, meint Tim Kramer, und: „Wir arbeiten daran, dass dieser Aspekt zum Klingen kommt“. Die Inszenierung soll auch in Konstanz, Rapperswil und St. Gallen gastieren. Ein weiteres gewichtiges Werk kommt im Oktober vom Wiener Burgtheater: „Endspiel“, in der Regie von Dieter Dorn mit den  Star-Schauspielern Joachim Bissmeier, Michael Maertens, Nicholas Ofzarek und Barbara Petritsch. Einen Monat später ist das Deutsche Theater Berlin zu Gast mit „Transit“ nach dem Buch von Anna Seghers. Im Dezember kommt vom Schauspielhaus Dortmund Ayad Akhtars „Geächtet“. Das Stück bekam den Pulitzerpreis und wurde Stück des Jahres 2016.

Wenn echte Putzfrauen säubern

Spannend tönt auch die Produktion „Clean City“ aus Griechenland. In diesem Werk werden die namenlosen Reinigungskräfte zu Hauptdarstellerin: Fünf „echte“ Putzfrauen aus Athen stehen auf der Bühne, sie sind Migrantinnen aus Albanien, Bulgarien, Südafrika, Moldawien und von den Philippinen. Dieses gefeierte Stück gastierte schon erfolgreich in mehreren Städten. Mit „Effie Briest“ vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg und „Nathan der Weise“ vom Staatstheater Mainz sind zwei weitere Klassiker zu sehen. Außerdem wird das Residenztheater mit „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ und der grandiosen Schauspielerin Bibiana Beglau ins TAK kommen. Zum krönenden Schluss des Schauspiel-Abos wird George Taboris „Mein Kampf“ gezeigt in einer Inszenierung des Kabarettisten Serdar Somuncu.

Stargäste en masse

Auch bei der klassischen Musik ist das Programm voller hochkarätiger Namen: Mischa Maisky, Yuja Wang, Khatia Buniatishvili, Fazil Say – um nur einige zu nennen. Weitere Musik-Highlights sind Helge Schneider, Pippo Pollina, Sugaray Rayford, Stiller Has, The Beauty of Gemina und Gaby Moreno. Das Kabarett-Programm ist so vielfältig wie nie: Unter anderem kommen: Stermann &und Grissemann, Lorenz Keiser, Markus Linder, Stephanie Berger, Marco Rima, Matthias Richling, Vince Ebert, Bernhard Hoecker, Urban Priol, Starbugs, Gerhard Polt und die Wellbrüder aus’m Biermoos.   

Für die Kleinen und die Familie

Das Angebot für Kinder und junge Erwachsene ist wie immer ausgewogen und international. Für die ganze Familie und Kindern ab 5 Jahren kommt aus Amsterdam der „Cellosturm“, ein Musiktheater mit sieben Cellospielern. „Ein Loch ist meistens rund“ heißt die Produktion für alle ab 4 Jahren aus Berlin und die Triad Theatercompany aus Zürich thematisiert mit „Tagebuch aus Anderland“ und „Herzwerk“ das Leben als Flüchtling für Kinder ab 10 Jahren. Spannend tönt der Gruselkrimi „Herr Macbeth oder die Schule des Bösen“ vom Vorstadttheater Basel, wie auch „Antigone“ von Jean Anouilh aus Frankfurt, in der die Frage gestellt wird: „Welche Auswirkungen hat mein Handeln? Ist das Leben nicht wichtiger als das Gesetz?“ Damit wird auch ein Kreis zu Michael Kohlhaas geschlossen, denn die Frage nach Recht und Gerechtigkeit ist bei beiden Stücken zentral.