Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 05. Jän 2013 · Theater

Poetisch und magisch – Das Puppentheater Hard begeistert mit „Himmelblau muss heiraten“

Ein hinreißendes Märchen, das mit seiner Poesie nicht nur Kinder verzaubern kann, zeigt das Puppentheater Hard mit seiner heurigen Produktion „Himmelblau muss heiraten“ in der Harder Kulturwerkstatt Kammgarn. Einfach und aufs Wesentliche reduziert ist die Handlung um Prinz Himmelblau, der nur die Prinzessin heiraten will, die sieben Aufgaben lösen kann, aber die bruchlose Verbindung von drei Spielarten des Theaters begeistert.

Weil König Zinnober von seiner Frau schon seit längerem verlassen wurde, soll nun sein Sohn Prinz Himmelblau heiraten, damit endlich mal wieder jemand für Sauberkeit im Schloss sorgt. Dem Prinzen jedoch gefällt dieser Gedanke gar nicht, denn er möchte nicht auf sein gemütliches Leben mit Kuscheltieren, Fußball und Gameboy verzichten. So stellt er, um der Heirat zu entgegen, die Forderung, dass die Bewerberinnen sieben von ihm gestellte Aufgaben lösen müssen.

Handpuppen, Schwarzlichttheater und Erzählerin

Wird diese Eingangssequenz von Angelika Büchele-Herburger und Heidi Woitsche mit einer Handpuppe und einer realen Schauspielerin gespielt, so eröffnet sich mit der Brautschau und den damit verbundenen Aufgaben eine neue Ebene. Denn diese Abenteuer werden mit Schwarzlichttheater im Zentrum der Bühne in Szene gesetzt. Bald bleibt da von den sieben kleinen Prinzessinnen nur noch Himmelblaus Kindergartenfreundin Violetta übrig, die den Kampf mit einer Raupe aufnimmt, die die Blumen im königlichen Garten frisst, die Monsterkuscheltiere Himmelblaus füttert oder mit dem König Wollunterwäsche einkaufen geht.
Wie dabei aus der dunklen Fläche die wenigen Elemente in intensiven Neonfarben heraus leuchten, wie sich aus einem Schirm ein Regenbogen bildet, aus einer Linie ein Turm oder aus Fäden ein Baum, sorgt nicht nur für große magisch-poetische Momente, sondern lenkt den Blick auch geschickt auf das Wesentliche.  
Leerlauf kommt hier nie auf, weil nach praktisch jeder Aufgabe das Stück wieder zur Handpuppe des auf einer Couch sitzenden Himmelblau, zu dem sich bald Violetta gesellt, zurückkehrt. Dazu kommt als dritte Ebene Margarete Müller als Erzählerin, die einerseits das Geschehen strukturiert und zusammenfasst, andererseits auch mit ihrem Akkordeonspiel auflockert.

Bezaubernde Unterhaltung, sanfte Botschaft

Federleicht und ganz selbstverständlich fügen sich diese drei Ebenen zu einer bruchlosen Einheit. Bei der bezaubernden Unterhaltung, der man in jedem Detail die liebevolle Gestaltung ansieht, bleibt es dabei aber nicht, denn mit den märchenhaften Abenteuern wird auch ganz sanft und unaufdringlich aufgezeigt, wie man mit Beharrlichkeit, Geduld, Überwindung von Angst oder Sanftmut schwierige Aufgaben bewältigen kann.
Gleichzeitig wird in diesen 50 so einfachen und klar strukturierten Theaterminuten, die auch kleine Kinder immer den Überblick bewahren lassen, an nachhaltigen visuellen Eindrücken aber überreich sind, geschickt und hintersinnig mit den Geschlechterrollen von klassischen Märchen gespielt. Denn einerseits muss nicht ein Prinz Aufgaben lösen, um eine Prinzessin zu erobern, sondern umgekehrt, andererseits dreht gegen Ende hier auch die Prinzessin den Spieß um, lässt sich nicht länger vom arroganten Prinzen herumkommandieren, sondern agiert zunehmend selbstbewusst und zwingt den Prinzen selbst aktiv zu werden. Ironisch gespielt wird dabei schließlich auch mit dem klassischen Happy-End von Märchen.