Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Dagmar Ullmann-Bautz · 16. Nov 2018 · Theater

Fressen und gefressen werden – eindrückliche Premiere im Theater Kosmos

Mit jubelndem Applaus bedachte ein begeistertes Publikum im Theater Kosmos dessen Akteure, die Schauspielerin, die Spieler sowie das gesamte Leadingteam am Ende der gelungenen gestrigen Premiere. „Der Mann der die Welt aß“ des deutschen Autors Nis-Momme Stockmann in einer überzeugenden Regiearbeit von Augustin Jagg ist die derzeit laufende, vierte und letzte Produktion dieser Saison und zum Thema „Mannsbilder“.

Die Geschichte vom bis dahin erfolgsverwöhnten Mitdreißiger, der frei und unabhängig sein will, ist in einfachsten Dialogen verfasst und beinhaltet aber Themen, die gut und gerne nochmals fünf Theaterabende füllen könnten – gescheiterte Beziehungen, Scheidungskinder, Demenz, Freundschaften, Verschuldung etc. So gerät auch der narzisstische Protagonist in einen Teufelskreis der Überforderung, in welchem er gnadenlos die Kontrolle verliert und am Ende sich selbst.

Leichtigkeit und Humor

Es sind nicht nur unheimlich viele Themen, die da behandelt werden, sie sind auch vornehmlich ernster Natur und die Auseinandersetzung mit ihnen teilweise sehr heftig und auch berührend. Regisseur Augustin Jagg ist es gelungen, dennoch eine Leichtigkeit und auch Humor in diesen Theaterabend zu bringen. Die großartigen Schauspieler tun das ihre dazu, die Sache rund zu machen.

Wunderbar, präsent, makellos, bezaubernd

Anwar Kashlan spielt die Rolle des sich jeder Verantwortung entziehen wollenden Mannes mit großer Präsenz, überzeugt sowohl in den lauten als auch in den ganz leisen Passagen. Wunderbar: Haymon M. Buttinger als Vater, der an Demenz leidet, ausdrucksstark, berührend und niemals peinlich. Als Exfrau agiert Michaela Spänle absolut makellos, bringt die Sätze, die Emotionen genau auf den Punkt. Der Freund wird von Philip Butz eindrücklich gespielt, setzt er doch dem starken Vater-Sohn-Team eine weitere Kraft entgegen. Der jüngere Bruder - ganz toll: Christopfer Schulzer - ist in seiner Verlorenheit bezaubernd und komisch zugleich.

Coole Musik

Die Bühne von Mandy Hanke, eine blaue Insel innerhalb einer sterilen Welt, beeindruckt mit ihren vielen Möglichkeiten und einem absoluten Knaller zum Schluss, dem See im Kleiderschrank. Jan Wielander spielt sich großartig mit dem Licht, beleuchtet sehr präzise die vielen kleinen Szenen. Die durchwegs in Weiß und Crème gehaltenen Kostüme von Nicole Wehinger unterstreichen die Buntheit der Figuren und vermitteln daneben eine sehr cleane Gesellschaft. Herwig Hammerls Musik haut aus den Socken, sie ist cool, groovig, changierend, emotional, einfach aufregend.

Das Theater Kosmos präsentiert mit „Der Mann der die Welt aß“ ein Stück, das begeistert, ein Stück, das nachhallt, das Diskussionen auslöst und bewegt.

Weitere Vorstellungen:
17./23./24./29./30.11. und 1./6./7./8.1.2019, jeweils um 20 Uhr
18.11. und 2.12., jeweils um 17 Uhr