Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Anita Grüneis · 27. Jän 2019 · Theater

„Elektrische Schatten“ im TAK: Poesie und Musik für Kinder und Erwachsene

Gutes Kindertheater zeigt immer wieder, wie einfach es sein kann, ein Publikum zu fesseln, und zwar ohne Worte, mit Mimik, Gestik und einfachen Geschichten. Michael Döhnert und Melanie Florschütz sind Meister in diesem Fach. Im TAK zeigten sie dies mit ihrer Produktion „Elektrische Schatten“, die im September 2018 in der Schaubude Berlin seine Premiere feierte. Das Publikum war hingerissen.

Es war eine fantastische Welt, die sich vor den Augen der Kinder und Erwachsenen entfaltete. Zunächst sah alles ganz einfach aus. Auf der Bühne stand ein Gestell mit einer Stange, im Hintergrund hing eine große weiße Leinwand. Eine Frau kam herein, sie hatte einen Mantel an und trug eine Klappleiter, die sie irgendwie hinzustellen versuchte. Natürlich gelang ihr das nicht, weil sie die Leiter nicht aufklappte. Schon wollten ein paar Kinder zur Hilfe eilen, da kam ein Mann dazu und stellte die Leiter so auf, dass damit die Stange erreicht werden konnte. Die Frau klopfte an das Metall, und bei jeder Berührung gab es ein wunderschönes „Klack“. Auf einmal aber drehte sich die Stange, ein weiß-rot gestreiftes Sperrband entrollte sich, wurde länger und länger, die Frau zog es über den Boden und wieder nach oben, wollte es an der Stange befestigen, da zog es ihr den Ärmel des Mantels ein, und dann rollte sich der ganze Mantel um die Stange und drehte sich fortan den ganzen Abend lang wie ein Poulet am Spieß.

Wenn Schatten wandern

Später entfaltete sich aus der Stange ein Stuhl aus Stoff, ein Stuhl aus Holz stand vor der Leinwand, warf Schatten, die Frau tauchte einen Pinsel in einen Eimer und malte den Schatten nach, und plötzlich war der Schatten ebenfalls ein Tuch-Stuhl. Vor den Augen aller Zuschauerinnen und Zuschauer passierte immer mehr Zauberhaftes – bis neben dem Mantel auch der Stuhl an der Stange hing, dazu ein Koffer, Straußenfedern, Besen und anderen Utensilien. Sie alle warfen ihre Schatten auf die große Leinwand im Hintergrund. Zum Staunen aller wanderten die Schatten auf einmal von unten nach oben. Die Kinder konnten gar nicht fassen, was vor ihren Augen geschah. Was passierte da? Wie funktionierte das? Doch schon verklangen die Töne, die der Mann auf der Gitarre gespielt hatte, das Licht wurde langsam dunkler und die Vorstellung war zu Ende. 

Staunen und Wundern

Noch lange hätte man weiter schauen und staunen mögen. Denn bei Michael Döhnert und Melanie Florschütz passiert immer das Unerwartete, Dinge enthüllen Töne, entwickeln ein Eigenleben, haben eine Seele. Damit gehen Geschichten in andere Geschichten über, werden poetisch. Und das alles geschieht im Hier und Jetzt, ereignet sich im Miteinander von Bühne und Zuschauerraum. Zwischen beiden schwingt die reine Kommunikation - Musik und Poesie. Federleicht wirkt das und traumhaft schön. Die wörtliche Übersetzung der chinesischen Schriftzeichen für "Film" lautet übrigens "Elektrische Schatten". Elektrisierend war diese Vorstellung auf alle Fälle.

weitere Vorstellungen:
Mo, 28.1., 10 Uhr (ausverkauft!) und 14 Uhr
TAK Theater am Kirchplatz, Schaan
www.tak.li