Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 27. Jän 2019 · Musik

Mitreißende Musikalität und Tiefgang – das Ensemble Faltenradio riss in der Kulturbühne AmBach die Zuhörenden zu Begeisterungsstürmen hin

Wo immer die vier Musiker von Faltenradio auftreten, hinterlassen sie ein fasziniertes Publikum. Mit ihrem exklusiven Programm „Respekt“ sprachen die Klarinettisten Alexander Neubauer, Stefan Prommegger und Andreas Schorn sowie Alexander Maurer an der Steirischen Harmonika die Zuhörenden unmittelbar an. Dies lag nicht nur an der herausragenden Spielart, sondern auch an den Arrangements und der Werkzusammenstellung. Überdies stellte das Ensemble seine Darbietungen in einen sozialkritischen Sinnzusammenhang. Zu erleben war dies in der Kulturbühne AmBach. Dorthin hatte der Lions-Club Rheintal am Kumma zu einem Benefizkonzert geladen und bescherte damit Musikbegeisterten Menschen im Land eine Wiederbegegnung mit diesem Ensemble der Sonderklasse.

"Die Zukunft unserer Welt wird allen Völkern gemeinsam sein oder sie wird sich als eine sehr unwirkliche Zukunft erweisen." Mit diesem Zitat von Leonard Bernstein startete das Quartett in den musikalischen Abend und gab damit die Denkrichtung vor, denn ihr musikalisches Engagement wollen Alexander Neubauer, Stefan Prommegger, Andreas Schorn sowie Alexander Maurer auch sozialkritisch verstanden wissen. Dieses Ansinnen kommt nicht nur im CD-Titel „Respekt“ zum Ausdruck, sondern spiegelt sich auch in den Zwischenkommentaren und in der Musik von Faltenradio selbst wider. Unter anderem das Stück „D’Zigeiner san kumma“ von Konstantin Wecker verströmte in der Darbietung des Ensembles einen besonderen Aussagegehalt. Unterstrichen wurde die Wirkung durch die Einbindung von Musik der Roma, die das Ensemble wunderbar elegisch zelebrierte.
Die Meisterschaft der Musiker sowie die ungewöhnliche Besetzung mit zwei Klarinetten, Bassklarinette und Steirische Harmonika zog die Zuhörenden von der ersten Phrase an in seinen Bann. Flexibel agierte Stefan Prommegger an der Bassklarinette und lieferte für die anderen Stimmen ein zuverlässiges, jedoch nie aufdringliches Fundament. Allein diese Spielart verlieh dem musikalischen Duktus eine elegante Leichtigkeit. Darüber hinaus lenkten die Arrangements die Aufmerksamkeit auf sich. Eine besondere Rolle nahmen dabei die Parts der Steirischen Harmonika ein, denn so wandlungsfähig zwischen füllenden Akkorden, witzig in den musikalischen Fluss hinein gesetzten Phrasen und rhythmischer Raffinesse habe ich bislang keine Steirische innerhalb eines Ensembles erlebt. Alexander Neubauer, Soloklarinettist bei den Wiener Symphonikern, faszinierte mit seiner umwerfenden Musikalität und einer bewundernswerten spieltechnischen und klanglichen Vielfalt auf der Klarinette. Auch die klangsinnliche Meisterschaft von Andreas Schorn - Mitglied der Wiener Philharmoniker - braucht nicht viele Worte.

Souveräne Leichtigkeit

Ein besonderes Flair verströmte die eingangs gespielte „Candide-Ouvertüre“ von Leonard Bernstein. Carl Philipp Emanuel Bachs „Presto“ aus dem Quartett Wq 95 spielten die Musiker mit einem rasenden Tempo, so dass die kompositorische Idee der „Caccia“ amüsant zur Geltung kam. Für Faltenradio komponierten Georg Breinschmid und Viola Falb die beiden Werke „Mondor“ sowie „Floating Thoughts“. Mit diesen Stücken war zu erfahren, wie selbstverständlich und virtuos die Musiker von Faltenradio mit unterschiedlichen Genres – von der Klassik über Balkan- und Volksmusik bis hin zum Jazz – spielen.
Zahlreiche weitere Werke sorgten für beste Unterhaltung und jedes einzelne Stück bot beim Zuhören inspirierende Anreize. In Erinnerung blieben beispielsweise die aufgestellte Polka von Schostakowitsch und vor allem Franz Schuberts „Ständchen“. Der Liedtext „Leise flehen meine Lieder“ passte gut in den sozialkritischen Kontext und regte zum Weiterdenken an.
Mit allergrößter Selbstverständlichkeit verliehen Alexander Neubauer, Stefan Prommegger und Andreas Schorn sowie Alexander Maurer der Volksmusik unserer Breitengrade den ihr entsprechenden Stellenwert, auf der einen Seite gemütlich und andererseits mit Temperament und raffiniert vertrackten Rhythmen im Bayrischen. Und als wär’s nicht genug, lieferten die Musiker zum Abschluss noch einen weiteren Clou, indem sie ein Stück von Mozarts Sohn ankündigten. Falcos „Rock me Amadeus“ rappte Andreas Schorn über dem Groove seiner Kollegen und begeisterte damit die Zuhörenden vollends.