Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Dagmar Ullmann-Bautz · 30. Okt 2017 · Theater

Ein bemerkenswert unmögliches Theater – „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz in Dornbirn

Zauberhafte Wölkchen, eingetaucht in sich immer wieder ändernde farbige Lichtstimmungen, so beginnt der Theaterabend auf der Hinterbühne des Kulturhauses Dornbirn. Das Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung (UNPOP) präsentierte gestern Abend die Premiere seines dritten Stücks, dem Erfolgsschlager „Die lächerliche Finsternis“ des Dramatiker-Shootingstars Wolfram Lotz.

Im krassen Gegensatz zu den flauschigen Schönwetterwölkchen vor zart glitzerndem Hintergrund steht die Geschichte, die uns Anwar Kashlan als Michael Ultimo Pussi aus Somalia erzählt. Die Geschichte seines Werdegangs von Geburt an unter einem Baum in Somalia bis hin zum Piraten, der heute vor einem deutschen Gericht steht. Gebannt lauscht man, erschrickt, erschaudert und ist gerührt - Kashlans Bühnenpräsenz lässt einen keinen Moment los.

Großartiges Ensemble

Doch das ist eigentlich „nur“ der Prolog, die wirkliche Geschichte beginnt mit dem Verschwinden der Wölkchen. Was bleibt ist eine Wolkenschiffsschaukel, immer wieder angestoßen vom stoischen Vogelmann/Papagei (Wolfgang Pevestorf), in der sich Hauptfeldwebel Oliver Pellner (großartig Peter Badstübner) und Unteroffizier Stefan Dorsch (berührend Luis Lüps) unterwegs durch Afghanistan befinden auf der Suche nach einem durchgeknallten Oberstleutnant (kurz, aber einnehmend Karl M. Sibelius). Sie fahren auf einem schwarzen Fluss, durch einen immer dichter, immer dunkler werdenden Urwald, begegnen dabei einem italienischen Blauhelm-Kommandanten, einem jugoslawischen Händler und einem deutschen Pastor. Maria Fliri spielt diese drei Figuren und brilliert mit ihrer Wandelbarkeit und einer mitreißenden Komik.

Angst vor dem Fremden

Das Stück, das angelehnt ist an Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ und Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“, beschreibt des Menschen Angst vor dem Fremden, der Schwierigkeit das Fremde in der Welt, aber auch in uns selber zu verstehen.

Klug inszeniert

Regisseur Stephan Kasimir erzählt diese skurrile, wunderbare Geschichte, die sich ständig auch selbst hinterfragt, mit sehr viel Gefühl und äußerst klug, lässt er doch die Protagonisten im Dialekt oder, je nach Herkunftsland, mit Akzent sprechen und erreicht damit große Wahrhaftigkeit in einem Stück, das Unmögliches behauptet und doch so viel Wahres erzählt.

Tolle Ausstattung und spannendes Licht

Die Bühne, mit ihrem Glitzervorhang, den Wolken, der Wolkenschiffschaukel und die Kostüme von Caro Stark, begeistern durch ihre kreative Ausdruckskraft bei gleichzeitiger Einfachheit. Jan Wielander kreierte ein spannendes Lichtkonzept und taucht das Geschehen manchmal in zauberhaftes, manchmal in erschreckend reales Licht.

Das Publikum spendete tosenden Applaus und bedankte sich mit diesem beim Ensemble und Leadingteam für einen megastarken Theaterabend.