Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Dagmar Ullmann-Bautz · 06. Jun 2015 · Theater

Ein Auf und Ab der Gefühle - 10 Jahre Theater Motif - Eine Premiere im Theater Kosmos

Zehn Schauspielerinnen und Schauspieler standen gestern auf der Bühne des Theater Kosmos, um zehn Jahre Theater Motif zu feiern, Rück- und Vorschau zu halten. Junge Erwachsene vermittelten mit einem ganz großen Wir-Gefühl, was Theaterspielen, was Dazugehören für sie und ihr Leben bedeutet.

Vor zehn Jahren gründete der interkulturelle Verein Motif, unter der Leitung von Yener Polat, neben der Pflege des türkischen Volkstanzes, auch eine Theatergruppe, aus der inzwischen zwei wurden, eine Kindergruppe und eine Gruppe mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Stücke, mit denen die Gruppen immer großes Interesse wecken, erzählen meist von gesellschaftspolitischen, aktuellen und brisanten Themen, Themen aus der Lebenswelt der jungen Darstellerinnen und Darsteller.

Viel Herzblut


Yener Polat leitet die Gruppe nach wie vor und man spürt, wie viel Herzblut in dieser Arbeit steckt und wie überzeugt er auch davon ist, dass Theater verbindet, Grenzen öffnet und gegenseitiges Verständnis fördert, dass kulturelle Arbeit ein Grundstein eines friedlichen Zusammenlebens ist.

Dafür setzt er sich ein, mit all seiner Energie und er schafft es immer wieder Kooperationen anzuregen und Gelder zu organisieren. Die Protagonisten auf der Bühne sind zwar Amateure, aber das Leadingteam setzt sich immer aus professionellen Theatermachern der Region zusammen.

Attraktiver Text und sensible Regie


Die aktuelle Produktion "Achterbahn", die am gestrigen Freitag Premiere feierte, wurde von Andreas Neusser inszeniert, den Text formulierte Daniela Egger, das Licht wurde von Matthias Zuggal gestaltet und Erol Yildiz begleitete den Abend am Saz. "Achterbahn" erzählt die Geschichte der Theatergruppe Motif und ihrer Mitglieder und zeigt auf, welche Hindernisse zu überwinden waren und sind, welchen Herausforderungen - Beruf, Schule, Elternhaus, Traditionen - sich die jungen Menschen stellen müssen und wie wertvoll die Gemeinschaft, die Theaterarbeit für sie alle ist. Es gehört zu den großen Stärke von Andreas Neusser, eine Eigenproduktion zu entwickeln, über Improvisation genau das aus den Akteuren herauszukitzeln, worum es ihnen wirklich geht. Er hat auch diesmal wieder bewiesen, wie feinfühlig er die Schauspielerinnen führt und wie genau und sensibel er Details mit ihnen ausarbeitet. Daniela Egger hat das Material, das ihr in erster Linie die Jugendlichen selber geliefert haben, in eine äußerst attraktive Form gebracht, mit viel Witz, kleinen Spitzen und Augenzwinkern neben großer Ernsthaftigkeit.

Große Spielfreude und emotionales Engagement


Das Ensemble, bestehend aus Erol Büyük, Deniz Cebeci, Esra Gürsel, Esra Hasbek, Okan Kalfa, Bahadir Kavi, Fabienne Lässer, Ogulcan Polat, Aleyna Polatkan und Carla Zauner, agiert äußerst homogen, mit großem emotionalen Engagement und enormer Spielfreude. Das Plädoyer für Selbstbestimmung, dafür dass man die Dinge in die Hand nehmen und einfach tun muss und nicht darauf warten soll, dass sie andere für einen tun, ist ein großartiger Schluss für einen runden Theaterabend, der den Zuschauern Einblick gewährte in eine kleine zukunftsweisende Gesellschaft. Begeisterter Applaus für alle Mitwirkenden!

"Ohne Geld ka Musi"


Dass es nicht nur darum geht, sich zu treffen, Text zu lernen, Theater zu spielen, sondern dass dafür auch Gelder aufgestellt werden müssen, wird in einem Nebenstrang erzählt.

Kunst und Kultur sind notwendig für eine friedliche, eine kultivierte, eine sich weiter entwickelnde Gesellschaft und kosten Geld. Es ist bedrohlich, dass die Töpfe dafür immer kleiner werden und es freut, wenn öffentliche Hand und Wirtschaft zu einem so wichtigen Projekt, wie es das Theater Motif unbestritten ist, stehen. Es wäre wünschenswert, wenn auch andere Jugendtheatergruppen im Ländle eine solche Unterstützung für ihre Arbeit erfahren würden.

 

Weitere Vorstellungen:
Samstag, 6. Juni 2015 | Sonntag, 7. Juni 2015

jeweils 20 Uhr im Theater Kosmos